@Rotbunte
Ich finde das schon nachvollziehbar.
Der Wolf als direkter Nachbar verändert das Leben nur eines Hundehalters (von Weidetierhaltern red ich mal gar nicht) ganz gewaltig. Wir Menschen sind nun mal auch so, dass wir uns da schwer tun. Da ignoriert man gerne mal was, bis es nicht mehr zu ignorieren ist.
Dazu kommt dann noch, dass die Informationen und Meinungen bezüglich Wolf im Lebensraum so dermaßen auseinanderdriften, dass es für noch Unbeteiligte schwer ist, da herauszufiltern, was wohl an die Realität herankommt.
Ich habe in 2013 zwei der ersten Wolfs-Informationsabende hier im Landkreis besucht. Damals hat Fr. Dr. Habbe zwar auch deutlich gesagt, dass für den Hund bei Begegnung ein Risiko da ist. Das hat sie weder verneint, noch irgendwie verniedlicht. Da war ich damals sehr dankbar für, denn der allgemeine öffentliche Tenor hat das seinerzeit noch für total albern gehalten. Da war man ja schon fast in der Klappse, wenn man sich darum Gedanken gemacht hat. Aber darüber hinaus hat niemand kommuniziert, wie nah der Wolf uns wirklich kommen wird. Da hat man uns eben gebetsmühlenartig die 6er-im-Lotto-Geschichte erzählt.
Bis gestern habe ich dann keine solche Veranstaltung mehr besucht. Die haben in aller Regel halt nicht so ein gutes Klima, sondern sind geprägt von 2 emotionalen Lagern.
Gestern aber habe ich zumindest einen Teil der Veranstaltung hier besucht. Ich bin nach etwa 2h gegangen, weil ich gesundheitlich momentan nicht so auf der Höhe bin.
Bereits im Vorfeld der Veranstaltung wurde darauf hingewiesen, dass keine Statements der verschiedenen Lager gewünscht sind. Es sollte ausschließlich um die Fragen der Bürger gehen. Das hat zum großen Teil erstaunlich gut funktioniert.
Es gab zwei kurze Vorträge der Herren vom Umweltministerium. Da war für den Thread hier nichts wirklich neues drin. Aber im Unterschied zu 2013 wurde die Tabelle bezüglich auffälliger Wölfe (die ich hier schon verlinkt habe) ausgepackt und besprochen. Es ging also ganz sicher nicht mehr um die 6er-Lotto-Geschichte, sondern darum, was alles ganz normal ist und was auffällig ist. Was normal ist, ist hinzunehmen. Wo etwas auffällig ist, wird erstmal das Monitoring intensiviert. Die Besenderungen, die Lies ja angekündigt hat, sind in der Vorbereitung. Aaaaber (ich sehe Chris schon mit dem Kopf an die Wand klatschen): das ist eine ganz aufwendige Geschichte, die nicht in 12 Monaten erledigt ist. Boah... die haben echt Zeit. Und da nunmal auch die Vergrämung eines auffälligen Wolfes extremer Vorbereitung bedarf und der dafür besendert sein muß, können wir da wohl noch eine Weile drauf warten. "Das kostet ja auch alles Geld!" hat einer der beiden Herren gesagt, welcher, weiß ich nicht mehr. Aber da hätt ich ihn eigentlich gern gefragt, ob er uns Bürgern das wirklich vorhalten will (oder auch deutlich unhöflicheres).
Dass man die Wölfe nicht anfüttern darf, wurde ungefähr 3mal betont.
Herr Tilk hat dann noch kurz über das Ostenholzer Rudel gesprochen. Er hatte auch eine kurze Filmaufnahme, wo alle 9 Tiere nacheinander die Wildkamera passiert haben. Aber das ist heute der 6er im Lotto. Das kommt so gut wie nie vor, dass alle gemeinsam unterwegs sind. (und wir hatten im Vortrag vorher schon gelernt, dass man mehrere Wölfe genauso vertreiben kann, wie einzelne Wölfe.... hahaha). Er sagte, dass er sich nach dem Tod der Fähe im November Sorgen um das stabile Rudelgefüge gemacht hatte. Die Sorge hat er inzwischen nicht mehr. Es gibt aus diesem Monat gesicherte Hinweise darauf, dass eine neue Fähe im Rudel ist (woher auch immer die kommt).
Es gab diverse, teilweise sehr interessante Fragen, die ich nicht alle wiedergeben kann. Es ging dann um die Wolfsdichte hier im Landkreis und in direkter Umgebung. Da wurde mit keinem Wort erwähnt, ob es auch noch mehr Wolfsvorkommen außer die im Monitoring bekannten Rudel gibt. Ich habe dann Herrn Tilk gefragt, ob es stimmt, dass die residente Fähe keine einzelne Fähe ist. Das hat er bestätigt, obwohl er für den Bereich nicht zuständig ist. Weil ich meinte, dass ich mir ja dann keine Sorgen machen muß, dass die Fähe meinen Rüden den Kopf verdreht (war eine scherzhafte Überleitung, die er auch verstanden hat), hat er mich darauf hingewiesen, dass ich auch dort mit abwandernden Jungwölfen rechnen muß und Hybridisierung immer ein Thema ist, auf dass ich zu achten habe. Ähm, ja. Also das war sehr nett formuliert und ich habe das hauptsächlich als Info dafür genommen, dass es dort tatsächlich schon im letzten Jahr Welpen gab. Interessanterweise wußte davon aber nicht mal der Bürgermeister. Mich bestärkt das wieder darin, dass uns eben nur mitgeteilt wird, was nicht mehr zu leugnen ist und meinen Unmut darüber habe ich kundgetan. Aber das ist natürlich ganz einfach wegzuwischen: nur gesicherte C1-Nachweise werden auch öffentlich gemacht. Alles andere hat uns nicht zu interessieren. Auch wenn uns das betrifft.