Moin,
die Sache mit dem Zwangsapport wird es ebenso lange geben, wie Eltern ihre Kinder mit Strafe erziehen - wenn es bei den Kindern nicht klappt, wie dann beim Tier? Wobei man auch da uneins sein kann, wann beginnt Zwangsapport und wie sieht er aus, für die einen ist jede Form den Hund zum Halten zu bringen, Zwang....
In der jagdlichen Ausbildung arbeitet man zuerst mit Dummies bzw. Apportln aus Holz, das Tragestück wird häufig mit Fell umwickelt, damit der Hund sich daran gewöhnen kann. Dann folgen Dinge, die sich nicht konstant verhalten, etwa PET Flaschen, die mit Wasser gefüllt sind (echtes Wild hat keinen "Griff" in der Mitte), der Hund muss lernen, das jedes Stück in einer für ihn leichteren Art und Weise aufgenommen wird, denn nach dem Aufnehmen darf er es nicht wieder ablegen. Wir arbeiten mit Gewicht, Apportl die, nach und nach, damit der Hund Muskulatur zum Tragen aufbauen kann, schwerer werden. Einen 4,5 Kg Fuchs über 400 mtr. tragen ist harte Arbeit... der bewegt sich beim Tragen, schwankt und schleift, hängt im Gebüsch, muss über Gräben gebracht werden - erfordert also ein hohes Maß an Arbeitseinsatz. Es dauert lange, bis ein Hund das alles kennt und je sorgfältier ich vorgehe und je besser ich meinen Hund kenne, desto erfolgreicher werden wir als Team sein.
Es gibt durchaus Wild das Hunde furchtbar ungern tragen, Füchse gehören definitiv dazu - manche Hunde mögen keine Tauben, die "federn" so und sie empfinden das als unangenehm. Ein gut ausgebildeter Jagdhund soll Fallwild, also totes Wild, das er beim Stöbern findet, bringen - damit der Jäger/Revierinhaber sehen kann, was da so rum liegt. Ganz ohne Befehl, von allein, das nennen wir Bringtreue. Er muss lernen, das alles, was Wild ist (wehe er bringt ne Maus....) gebracht werden muss, immer, jederzeit... und da spalten sich auch die guten von den schlechten Hunden, lernen erstere wirklich "alles bringen was liegt" haben letztere häufig gelernt "oh, alles was nach Chef riecht (man lernt ja am ausgelegten Wild und das wird angefasst) bringe ich, den Rest lasse ich liegen", und bei der Prüfung auf Bringtreue wird ein Fuchs in unbekanntem Gelände von hinten (also ohne zu verfolgende Spur von vorn) ausgelegt - da scheitern viele Hunde... mein Hund sollte also wissen und auch gelernt haben, das ich weiß, wenn ich ihn los schicke, das da immer, in jedem Fall, was liegt! So wie ich mich auf ihn verlasse, soll er sich auf mich verlassen.
Ein gewisser Druck gehört also schon dazu, wenn der Hund den geschossenen Fuchs z.B. nicht bringen will, kann ich ihn das nicht durchgehen lassen...... wenn er auf der Schlepp (das sind 400 mtr) von mir entfernt das Wild nicht aufnimmt, durch die Gegend wuselt und den Herrn einen schönen Tag sein lässt (das versuchen sie alle) muss ich eingreifen und ihm klar machen "Wehe Du kommst ohne!" Bei jagdlichen Prüfungen ist das der Punkt, an der der Hund durchfällt.
Dazu kommt natürlich auch, mein Hund ist im Revier für mich unverzichtbar, er ist auch wertvoll als Arbeitsbegleiter, seine Ausbildung dauert, bis zur VGP knappe drei Jahre und ich hab viel Zeit investiert, wenn ich einen guten Hund haben will - wenn sich da nun Schwächen auftun, versuche ich eher die zu regeln, als zu sagen, okay, toller Fährtenhund, aber beim apportieren ist er ne Niete - kauf ich mir eben nen Zweiten dazu?!
Bei den Jägern ist es wie bei allen Menschen, ein mittelmässig veranlagter Jagdhund wird in der Hand eines guten Hundeführers ein absoluter Traumhund, ein hoch veranlagter Jagdhund wird in der Hand eines mittelmässigen Hundeführers seine Veranlagungen nicht ausleben können und wird mittelmässig werden, schlechte Hundeführer haben schlechte Jagdhunde - das erleben wir aber auch täglich um uns herum, ganz ohne Jagd.
Und alles muss geübt werden, auch das Nachsuchen auf "verloren" (herunter geschossenes Federwild im Feld) muss so geübt werden, das der bei der Suche aufgeschreckte Hase eben links liegen gelassen wird - ohne Druck ist das kaum möglich.... ohne Verleiden auch nicht.
Mein Hund muss unter harten Bedingungen, unter Einhalten all seiner Instinkte und unter ablaufendem Beutedruck ablassen können, er muss, auf Downpfiff fallen, egal wie nah er dem Wild ist - abbrechen - und je öfter er seine Beute bereits gehabt hat (Hunde ziehen ja auch verletztes Wild runter, wenn es größer ist und bringen es zum stehen) desto schwerer wird das für ihn. Das geht nicht immer ohne Druck - mein Revier war von sehr stark befahrenen Straßen durchzogen, wenn da der Pfiff nicht gesessen hätte, hätte ich nicht lange einen Hund gehabt.
Und ja, die Jäger die ihren nassen Hund bei der Entejagd zitternd im Gebüsch liegen haben, die mag ich auch nicht, da gibt`s Decken, Wärmekissen und Handtücher, ich will doch meinen Hund lange haben..... und nasse Hunde liegen nicht gern, die laufen um sich aufzuwärmen.... aber solche wird es leider immer geben.
Sundri