Beiträge von Estandia

    Claire Keegan – Foster (Das dritte Licht)


    Eines heißen Sommers im ländlichen Irland, bringt ein Vater eines seiner Kinder vorläufig bei Verwandten unter da die Mutter in Kürze ein weiteres Baby erwartet und das Haus bereits mit Geschwistern überfüllt ist. Das Mädchen wird bei den ihr unbekannten Verwandten, einem kinderlosen Ehepaar, herzlich und warm aufgenommen, es erfährt eine bedingungslose Zuwendung und Sicherheit durch liebevolle Regeln und blüht jeden Tag etwas mehr auf. Doch der Sommer wird bald vorbei sein und die Mutter wird sie zurück nach Hause rufen, in ein Haus, in eine Familie, die all das nicht ist, was das Mädchen sich jetzt wünscht.


    Ein ganz kurzes, ruhiges Buch aber wirklich ein kleines Wunder. Die Pflegeeltern sind einfach wunderbar beschrieben, voller Hingabe und dem Drang, besonders der Vater, dem Mädchen die kleine Welt um ihr neues Heim zu zeigen. Auf ganz wenigen Seiten wird eine unglaublich nette und wunderbare Coming of Age-Story erzählt.

    Buch Nr. 75 für dieses Jahr :mrgreen-dance:


    Toshikazu Kawaguchi – Before the Coffee Gets Cold


    "In einer kleinen Seitengasse in Tokio gibt es ein Café, in dem seit mehr als hundert Jahren sorgfältig gebrühter Kaffee serviert wird. Doch dieses Café bietet seinen Kunden ein einzigartiges Erlebnis: die Möglichkeit, in die Vergangenheit zu reisen."


    Ein ruhiges Buch, ohne Action und böse Worte – mit wenigen aber komplexen Charakteren und interessanten Geschichten. Die 4 enthaltenen Kapitel folgen einem "Muster", was ein bisschen repetitiv erscheint, dafür ist die jeweilige Handlung aber durchaus überraschend. Ich fand das Zeitreisen-Element ganz spannend, da es mit einigen Regeln daherkommt, wie z. B. dass der Kaffee nicht kalt werden darf :klugscheisser:

    In dieser Stadt gab es viele Geister. Sie musste aufpassen. Deshalb übersprang sie die Ritzen im Pflaster und hüpfte jedes Mal gerade so weit, dass ihre Füße, die in abgewetzten Schnürschuhen steckten, auf den Flächen zwischen den Spalten landeten. Mittlerweile war sie dabei sehr flink, sie beherrschte dieses Himmel- und-Hölle-Spiel fast schon im Schlaf.


    Nicci French – Blauer Montag

    David Eagleman – Sum (Forty Tales from the Afterlives)


    Wie der Titel schon sagt, 40 (Mini)Erzählungen über das (un/mögliche) Leben nach dem Tod.

    Das war einfach ein großer Spaß mit extremen Black Mirror Vibes.

    Da sind unglaublich interessante Ideen und Visionen dabei, oft geht es um Gott – in irgendeiner Form – um Gottheiten, um Technologie, Gedanken, Atome, Planeten, Himmel und Hölle, um Erinnerungen und ganz viel Menschlichkeit. Ich kann das Hörbuch auch nur wärmstens empfehlen, da sind tolle Stimmen dabei (u. a. Emily Blunt, Gillian Anderson, Jarvis Cocker, Nick Cave...).

    Einziger Minuspunkt, die Geschichten sind oft nur 2 - 3 Seiten lang und das Buch dazu sehr klein, liest man zu viele Kapitelchen hintereinander kann man sie hinterher kaum mehr auseinanderhalten.

    Julia Armfield – Our wives under the sea


    Leah ist Tiefseeforscherin und vom Wasser, vom Ozean, von der Tiefsee, besessen. Mit zwei anderen Kollegin steigt sie in ein U-Boot und geht auf eine Tiefseemission – wie schon viele Male zuvor. Doch was nur drei Wochen dauern sollte, endet erst nach sechs Monaten. Leah kehrt zu ihrer Frau Miri zurück, die glaubt, dass nun ihr Leben (mit Leah) weitergehen kann, hatte sie die letzten Monate doch vor Sorge nur noch funktioniert. Miri muss allerdings bald feststellen, dass Leah sich verändert hat und es immer noch tut ...


    Erzählt wird die Geschichte aus zwei Sichtweisen, einmal Miri, die an der Oberfläche ihr Leben hinbiegen muss und einmal Leah, die unfassbar tief im schwarzen Ozean im U-Boot festsitzt. Miri muss ein komplexes Geflecht aus Job, Freunden, Wohnung, Emotionen jonglieren – Leah muss sich ihrer Hilflosigkeit und einem nicht greifbaren Grusel stellen.

    Ich fand, das Buch glänzte vor allem in den Rückblicken, wenn Miri sich an ihre kranke Mutter erinnert, an die ersten Dates mit Leah, an die Parties, an die Art wie sie mit ihrer Frau wahrgenommen wird, wie verschieden sie und Leah waren und sind. Haupt- und Nebencharaktere sind greifbar und glaubwürdig. Die Themen des Buches werden ruhig erzählt, ohne Hast, ohne Action, es ist ein langsamer aber unaufhörlicher Wandel. Das Ende kommt still, ohne Tam Tam, ohne großen Plot-Twist, es ist leicht vorauszuahnen was passieren könnte, dennoch ist es schlussendlich unerwartet und unumkehrbar.

    Im Mai hatte ich Armfields Anthologie Salt Slow gelesen und fand das schon unglaublich gut. Ihr Debutroman hat noch eins draufgelegt, für mich 5 Sternchen.

    Peggy ist jetzt 11 Jahre und 10 Monate. Bis auf die eine oder andere Baustelle ist Sie noch Fit und sehr agil. Die letzten Tage war es wieder deutlich zu spüren weil ich krank im Bett liege und nur eingeschränkt mit ihr Spazieren gehen konnte das Sie Bewegung braucht um sich auszupowern. Meine Tierärztin ist sehr zufrieden mit ihrem Zustand und meinte Sie für fast 12 Jahre kaum grau ist das wäre ein Zeichen für gute Pflege. Vielleicht ist es auch ein Stück Genetik das Sie noch nicht so grau ist im Gesicht. Weiß jetzt gerade nicht ob es schon mal gefragt wurde aber wie war es bei euren Hunden mit dem grau werden? Wann begannen die ersten Altersbeschwerden bei euren Fellnasen? Jedem dem ich sage das Peggy bald 12 wird kann es kaum glauben. :smile:

    Böki ist auch einfach ausgeblichen. Anfangs semmelfarben, dann hellblond und dann schließlich weiß. Vornehmlich im Gesicht. Gesundheitlich war er bis 16 unauffällig und die Leute konnten es auch kaum glauben. Mit 17 hat ihn das Vestibularsyndrom mehrmals niedergestreckt, schlussendlich hat er sich davon nicht mehr erholt. Er ist 18 Jahre und knapp 8 Monate geworden.

    Da ich aber von Vet Concept eigentlich sehr positiv angetan bin und sie die Spezialsorten bisher noch nicht bekommen hat, werde ich den Versuch jetzt wagen...

    Hier gab es nach Feststellung von Bökis CNI bis zum Ende jahrelang das Nierenfutter Low Protein von Vet Concept. Kann davon auch nur gutes berichten, hat der Hund hervorragend vertragen und immer (freudig) gefressen.

    Hannah Kent – The Good People (Wo drei Flüsse sich kreuzen)


    Die sinnvollste Zusammenfassung hab ich beim Verlag direkt gefunden:


    "Grafschaft Kerry, Irland, 1825

    Nóra ist nach dem plötzlichen Tod ihres geliebten Mannes allein und muss sich um ihren kleinen Enkel Micheál kümmern. Micheál kann nicht sprechen und nicht laufen, und Nóra möchte unbedingt wissen, was mit ihm los ist. Was ist aus dem gesunden, glücklichen Enkel geworden, den sie kennenlernte, als ihre Tochter noch lebte?

    Mary kommt gerade ins Tal, um Nóra zu unterstützen, als sich die Gerüchte häufen: Geschichten über unerklärliche Unglücke, über Krankheiten und das Gerücht, dass Micheál ein Wechselbalg ist, der Unglück über das Tal bringt.

    Nance's Wissen hält sie auf Distanz. Für den neuen Priester ist sie eine Bedrohung, aber für die Talbewohner ist sie eine Wanderin, eine Heilerin. Nance weiß, wie man die Pflanzen und Beeren des Waldes nutzt; sie versteht die Magie der alten Wege. Und sie könnte in der Lage sein, Micheál zu helfen.

    Als die drei Frauen in der Hoffnung zusammenkommen, Micheál wiederherzustellen, zieht sich ihre Welt der Folklore und des Glaubens, der Rituale und Geschichten um sie herum zusammen. Sie führt sie auf einen gefährlichen Weg und zwingt sie, alles in Frage zu stellen, was sie je gekannt haben.

    Basierend auf wahren Begebenheiten und angesiedelt in einer verlorenen Welt, die an ihre eigenen Gesetze gebunden ist, ist The Good People Hannah Kents aufrüttelnder Roman über absoluten Glauben und hingebungsvolle Liebe."


    Ich hab das Buch tandem gelesen und gehört, wunderbares irisch und gälisch. Es passt perfekt zum Ton und den Themen – in deutsch hat das Buch für mich leider überhaupt nicht funktioniert – und trägt diese dunkle und grausige, von (Aber)glauben durchwachsene, Narrative problemlos über die 400 Seiten. Das letzte Fünftel fand ich besonders stark und das Ende versöhnlich.


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    Lauren James – The Loneliest Girl in the Universe


    "Kann man sich in jemanden verlieben, dem man noch nie begegnet ist, mit dem man noch nicht einmal gesprochen hat – jemand, der Lichtjahre entfernt ist?

    Romy Silvers ist das einzige überlebende Besatzungsmitglied eines Raumschiffs, das zu einem neuen Planeten fliegt, um dort eine zweite Heimat für die Menschheit zu schaffen. Allein im Weltraum ist sie das einsamste Mädchen im Universum, bis sie von einem neuen Schiff erfährt, das von der Erde aus gestartet ist – mit einem einzigen Passagier an Bord. Ein Junge namens J. Sie kommunizieren nur per E-Mail – und aufgrund der Entfernung zwischen ihnen dauert es Monate, bis ihre Nachrichten übermittelt werden.

    Und doch verliebt sich Romy, aber was weiß sie wirklich über J?"


    Feinste, temporeiche Young Adult Science Fiction, mit einer Protagonistin, die wie jeder Teenager, mit sich selbst, ihren Ängsten, Wünschen und Träumen hadert, sich unter- und überschätzt und jeden Tag versucht das Beste aus ihrer unglaublichen Situation zu machen. Ich bin nicht unbedingt die Zielgruppe für Young Adult und fand Romy teils anstrengend, aber nie unglaubwürdig. Das Ende wartet mit diversen, gut gemachten, Plot-Twists auf, ich hatte eine gute Zeit beim Lesen!


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    Kim Hye-jin – Concerning my daughter (Die Tochter)


    Unsere namenlose Protagonistin ist Mutter einer Tochter, die mit Anfang 30 nach einigen unglücklichen Umständen zur Untermiete in das Haus ihrer Mutter zurückkehrt. Die Mutter ist nicht wirklich glücklich darüber, ihre entfremdete Tochter sollte zu diesem Zeitpunkt eigentlich schon längst einen festen Job, Mann und Kind haben. Doch Tochter "Green" zieht nicht allein auf Zeit bei Muttern ein, sie bringt ihre Freundin "Lane" mit, mit der sie seit sieben Jahren liiert ist. Für die Mutter ein Ding der Unmöglichkeit, etwas Unfassbares, etwas, mit dem sie sich nicht auseinandersetzen will, etwas, das sie weder glauben, noch verstehen, noch einen Namen geben will.


    Es fällt einem wirklich schwer, diese homophobe Mutter "zu mögen", ihren Gedanken, Worten und Handlungen beizuwohnen. Und doch versteht man, warum sie so ist und welch weiten und steinigen Weg sie selbst und ihre Tochter auf verschiedenen Seiten der Gesellschaft hatten und immer noch haben. Eine große, emotionale Geschichte in einem kleinen, kurzen Buch! Einziger Punkteabzug für mich, es gibt keine wörtliche Rede. Die Mutter erzählt, man weiß jedoch nicht immer, ob es ihre Gedanken oder Worte von anderen Charakteren sind.