Beiträge von Estandia

    Marge Piercy – He, She and It / ER, SIE und ES

    "In der Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts hat sich das Leben, wie wir es kennen, für immer verändert. Shira Shipmans Ehe ist zerbrochen, und ihr kleiner Sohn wurde ihr von dem Unternehmen, das ihr Gebiet verwaltet, weggenommen. Deshalb ist sie nach Tikva zurückgekehrt, der jüdischen Freistadt, in der sie aufgewachsen ist. Dort wird sie von Malkah, der brillanten Großmutter, die sie großgezogen hat, willkommen geheißen und lernt einen außergewöhnlichen Mann kennen, der gar kein Mann ist, sondern ein einzigartiger Cyborg, dem Intelligenz und Gefühle eingepflanzt wurden - und die Fähigkeit zu töten..."

    Eine sehr komplexe, vielschichtige und extrem dichte Erzählung, die die Auswirkungen fortschrittlicher Technologie auf die Gesellschaft, die Identität und die menschlichen Beziehungen erforscht.

    Die aktuelle Zeitebene in der dystopischen Zukunft handelt von Shira und ihrer unabhängigen Heimatstadt Tikva. Sie lernt Yod kennen, der die Gemeinschaft vor äußeren Bedrohungen schützen soll. Während Shira an der Verfeinerung von Yods emotionalen und sozialen Fähigkeiten arbeitet, entwickelt sie eine tiefe emotionale und romantische Bindung zu ihm.

    Die zweite Zeitebene spielt im Prag des 16. Jahrhunderts. Die Nebenhandlung, die von Malkah als "Gute Nacht-Geschichte" an Yod erzählt wird, ist mit der Haupthandlung verwoben und erzählt die Legende des Golem von Prag. Rabbi Judah Loew (reale Person) erschafft einen Golem, eine Kreatur aus Lehm, um die jüdische Gemeinde vor antisemitischen Angriffen und Anschuldigungen wegen Blutverleumdung zu schützen.

    Die behandelten Themen sind Technologie und Menschlichkeit, Widerstand und Eigenständigkeit, Umweltzerstörung, Geschlecht und Beziehungen, Jüdisches Erbe und jüdische Identität, Macht und Unterdrückung.

    Ich mochte die Diskussion um die Erschaffung von fühlenden Wesen, ob nun Maschine oder Lehm, um einen Zweck zu erfüllen, den sie nicht gewählt haben. Ebenso waren die Abschnitte, die in der futuristischen "Konzernwelt" spielen interessant, wo dein vom Unternehmen gegebener Mitarbeiterwert bestimmt, wo du wohnst, was du isst, welche Kleidung du trägst, welchen Partner du wählen darfst und welche Augmentationen du an dir vornehmen lassen musst, um zum Rest der Bevölkerung zu passen. Auch das World Building hatte einige interessante Aspekte. Aber ob es nun wirklich 550 Seiten eng beschriebene Seiten dafür gebraucht hat, ich glaube nicht. Am Ende hatte ich das Gefühl, dass das Buch mehr Arbeit als Unterhaltung war. Mag aber daran liegen, dass die dichte Nebenerzählung des Golems im Klappentext keine Erwähnung findet und ich evtl. leichtere Kost erwartet habe.

    Warum willst du denn Seniorenfutter füttern? Nur aufgrund ihres Alters? Oder nimmt sie zu leicht zu?

    Ich hab über Seniorenfutter erst nachgedacht als der Hund so 16 war, weil er da erst so richtig altern anfing. Da habe ich dann mehr gekocht. Als er Nierenprobleme bekam, hab ich das Low Protein von VetConcept gefüttert.

    Die ersten 6 Monate sind fast rum und ich ziehe mal Halbjahres-Bilanz dieser Liste :klugscheisser:

    Offen

    1. Akimitsu Takagi – The Tattoo Murder
    2. Ali Smith – Winter
    3. Ashley Audrain – The Push
    4. Ashley Winstead – In My Dreams I Hold a Knife
    5. Bobby Palmer – Isaac and the Egg
    6. Bridget Collins – The Betrayals
    7. Danya Kukafka – Notes on an Execution
    8. Edgar Allan Poe – Horrorgeschichten
    9. Elif Shafak – 10 Minutes 38 Seconds in this Strange World
    10. Katherine Faulkner – The Other Mothers
    11. Kevin Wilson – Nothing to See Here
    12. Konrad Lorenz – Das sogenannte Böse
    13. Laura Purcell – The Silent Companions
    14. Laura Purcell – The Corset
    15. Louise Erdrich – The Sentence
    16. Lucy Barker – The Other Side of Mrs Wood
    17. Margarita García Robayo – The Delivery
    18. Marge Piercy – He, She and It
    19. Mieko Kawakami – Brüste und Eier
    20. Rebecca Wait – I'm Sorry You Feel That Way
    21. Rumaan Alam – Leave the World Behind
    22. Sally Rooney – Conversations with Friends
    23. Samantha Shannon – The Priory of the Orange Tree
    24. Sequoia Nagamatsu – How High We Go in the Dark
    25. Shin Kyung-sook – Violets
    26. Susannah Dickey – Common Decency
    27. Taylor Adams – No Exit
    28. Udo Gansloßer – Auszeit auf Augenhöhe
    29. V.E. Schwab – The Invisible Life of Addie LaRue
    30. Waubgeshig Rice – Moon of the Turning Leaves

    Gelesen

    1. A.K. Blakemore – The Manningtree Witches
    2. Adrian Tchaikovsky – Children of Time
    3. Alex Hyde – Violets
    4. Alex Michaelides – The Maidens
    5. Alice Oseman – Radio Silence
    6. Amie Kaufman – Illuminae
    7. Anna Bailey – Tall Bones
    8. Ayòbámi Adébáyò – Stay with Me
    9. Bernardine Evaristo – Mädchen, Frau etc.
    10. Charlotte Bronte – Jane Eyre
    11. Choi Eunyoung – Shoko's Smile
    12. Claire Fuller – Unsettled Ground
    13. Claire Kohda – Woman, Eating
    14. Claire Vaye Watkins – I Love You But I've Chosen Darkness
    15. Daniel Kraus – Whalefall
    16. George Orwell – 1984
    17. Ichiro Kishimi – Du musst nicht von allen gemocht werden
    18. Jess Kidd – The Hoarder
    19. Joanna Cannon – A Tidy Ending
    20. Kazuo Ishiguro – A Pale View of Hills
    21. M.W. Craven – The Puppet Show
    22. Matt Hill – Lamb
    23. Naoise Dolan – Exciting Times
    24. Ocean Vuong – On Earth We're Briefly Gorgeous
    25. Octavia E. Butler – Dawn
    26. Padrika Tarrant – Broken Things
    27. Paul Tremblay – The Cabin at the End of the World
    28. Philippe Besson – Lie With Me
    29. Rebecca Netley – The Black Feathers
    30. Rebecca Netley – The Whistling
    31. Ros Anderson – The Hierarchies
    32. Sarah Moss – The Tidal Zone
    33. Stephen King – 11.22.63
    34. Sue Rainsford – Follow Me to Ground
    35. T.J. Klune – The House in the Cerulean Sea
    36. Vladimir Nabokov – Lolita
    37. William Golding – Lord of the Flies

    Gegen ein anderes Buch getauscht

    1. Beth Underdown – The Key In The Lock
    2. Gillian Flynn – Gone Girl
    3. Juno Dawson – Her Majesty's Royal Coven
    4. Michel Faber – The Crimson Petal and the White
    5. Neil MacGregor – A History of the World in 100 Objects
    6. Sarah Waters – Fingersmith
    7. Stephen Chbosky – Imaginary Friend

    Dolen Perkins-Valdez – Take My Hand

    Montgomery, Alabama, 1973

    Civil Townsend, frisch von der Krankenschwesterschule, beginnt ihren neuen Job in einer Klinik für Familienplanung. Sie ist voller Tatendrang und von ihrer Arbeit überzeugt, will sie doch für ihre Community nur das Beste und den Weg in eine bessere Zukunft ebenen. Sie ist eine von acht Schwarzen Krankenschwestern unter einer Weißen Kinikcheffin. In ihrer ersten Woche übernimmt Civil die Schwestern Erica und India als Patienten, die beiden leben mit ihrem Vater und der Großmutter in einer kleinen Hütte auf dem Hof eines Weißen Farmers. Die kleine Familie ist bitterarm, ungebildet, lebt von Essenmarken und dem wenigen was die Regierung ihnen noch großmütig zuteil werden lässt, wie die Verhütungsspritzen, die Civil den Mädchen geben wird. Erica ist 13, India ist 11 Jahre alt und stumm, die Mädchen haben keine sexuellen Kontakte. Civil beginnt an sich zu zweifeln, ob sie das richtige getan hat. Das Verhütungspräparat ist (noch) nicht zugelassen und hat in Tierversuchen Krebs ausgelöst. Civil fängt an Entscheidungen zu treffen, die bald das ganze Land in Aufruhr versetzen ...

    Ein historischer Roman, linear erzählt in zwei Zeitebenen (1973 und 2016), inspiriert von wahren Begebenheiten, um ein ganz, ganz dunkles Kapitel der amerikanischen Geschichte. Mich hat es wütend und fassungslos gemacht, das Ende ist aber versöhnlich. Eine sehr emotionale und aufreibende Geschichte, mit glaubwürdigen und gut ausgearbeiteten Charakteren und einem durchdachten Spannungsbogen.

    Claire Kohda – Woman, Eating / Die Hungrige

    Lydia ist 23 und hat jüngst ihre Mutter in einem Pflegeheim für Demenzkranke untergebracht. Es ist das erste Mal, dass Lydia versuchen wird ohne ihre Mutter zu leben, sich ihr eigenes Leben überhaupt erst aufzubauen. Sie reist nach London und bezieht ein kleines Künstlerstudio, denn sie wird zeitnah ein Praktikum in einer Galerie anfangen.

    Lydia ist schon sehr lange 23 Jahre alt und wird auch nicht älter werden. Und seit sie denken kann, hat sie Hunger. Aber nun muss sie sich allein um ihr Essen kümmern. Und ihr fällt auf, dass es im heutigen London gar nicht so einfach ist, an frisches Schweineblut zukommen.

    Eine unglaublich berührende Geschichte, über eine junge Frau, die versucht ihren Platz in einer Welt zu finden, die nicht für sie gemacht ist. Eine ruhige Erzählung, voll mit Ereignissen aber ohne Hast. Man wohnt Lydia nur einigen Wochen ihres Lebens bei, die für sie aber sehr intensiv und wegweisend sind. Die Beschreibungen über ihren Hunger, das Essen der Menschen, wenn Lydia sich auf Youtube Videos übers Essen und Kochen ansieht, sind grandios und zugleich todtraurig. Das Vampir-Motiv ist wunderbar neu interpretiert und die Erkundung der Fragen zu Identität, Herkunft, Isolation und Ethik gefühlvoll ohne dabei kitschig zu werden.

    Ich persönlich hätte mir die letzten Jahre mit meinem Hund sehr gewünscht, dass ich nicht hätte arbeiten gehen müssen, dass ich nicht auf das Geld angewiesen gewesen wäre. Unser Hund ist mit 16/17 erst richtig alt geworden und ist dann sogar noch fast 19 geworden. Ich bereue echt, dass ich die letzten Jahre nicht mehr viel von ihm hatte, auch gerade weil er so noch ganz gut beisammen war.

    M. W. Craven – The Puppet Show / Der Zögling (Washington Poe-Serie Band 1)

    "Ein Serienmörder foltert seine Opfer in den uralten Steinkreisen der Grafschaft Cumbria und verbrennt sie bei lebendigem Leibe. Der Täter hinterlässt keinerlei Spuren - bis die scheinbar willkürlichen Foltermale des dritten Opfers bei einer genauen Untersuchung den Namen "Washington Poe" ergeben. Könnte Detective Poe das nächste Opfer sein?
    Eilig wird der zurzeit suspendierte Detective zurück in den Dienst beordert und zusammen mit der brillanten, aber sozial inkompatiblen Analystin Tilly Bradshaw auf den Fall angesetzt. Als weitere Opfer und Hinweise entdeckt werden, die sich offenbar gezielt an Poe richten, stoßen die beiden Ermittler auf ein lange gehütetes Geheimnis, das den Morden zugrunde liegen könnte. Je näher Poe dem Täter kommt, desto größer wird der furchtbare Verdacht, dass er den Mann kennt, den die Presse "den Brandopferer" getauft hat ..."

    Temporeicher, komplexer und zuweilen echt finsterer, fieser Thriller. Tolle Atmosphäre durch die raue, unaufgeregte Gegend und eine Handvoll gut ausgearbeiteter Charaktere. Poe ist facettenreich und nachvollziehbar, nicht immer sympathisch in seinen Aktionen aber mit einem starken Sinn für Gerechtigkeit. Von Tilly hätte ich mir noch mehr gewünscht, ein toller spleeniger Charakter, die an Poe's Seite schnell reift und sich weiterentwickelt. Bei all den Twists und Turns und offenen Enden gab es zum Schluss einer sehr befriedigende Auflösung.

    Alice Miller – Das Drama des begabten Kindes (Sachbuch)

    Da ich letztes Jahr "Am Anfang war Erziehung" schon so gut fand, wollte ich unbedingt wieder etwas von ihr lesen.

    Das Drama des begabten Kindes ist ein kurzes aber tiefgründiges psychologisches Büchlein, das sich auf die Kindheit und die emotionale Entwicklung von Menschen konzentriert, die in ihrer Kindheit besondere Sensibilität und Anpassungsfähigkeit gezeigt haben. Das Werk fokussiert sich auf die psychologischen Mechanismen, durch die Kinder sich an die Erwartungen ihrer Eltern anpassen und die langfristigen Auswirkungen dessen auf ihre psychische Gesundheit und Identitätsentwicklung. Das Buch ist ein Plädoyer für eine einfühlsamere und kindzentrierte Erziehung und mehr Selbstreflexion im therapeutischen Kontext.

    Behandelt werden die Themen

    • Elterliche Erwartungen und Anpassung
    • Verleugnung des wahren Selbst
    • der verlorene Zugang zu den eigenen Gefühlen
    • langfristige psychologische Auswirkungen
    • die unbewusste Wiederholung von Mustern
    • therapeutischer Prozess und der Weg zur Heilung
    • Kritik an traditionellen Erziehungsmethoden

    Ich mag die Thematik und finde sie extrem spannend. Gerade Miller finde ich super zugänglich und easy zu lesen, auch wenn der Inhalt ganz schön hart und niederschmetternd sein kann.

    Paul Tremblay – The Cabin at the End of the World / Das Haus am Ende der Welt

    "Eine abgelegene Ferienhütte am See in den Wäldern New Hampshires: Hier wollen Eric und Andrew gemeinsam mit ihrer siebenjährigen Adoptivtochter Wen eine Woche Urlaub machen. Kein Smartphone, kein Internet - nur Ausspannen und Zeit mit der Familie verbringen. Mit der Idylle ist es dann aber schnell vorbei, als eines Tages vier merkwürdige, bis an die Zähne bewaffnete Gestalten auftauchen. Sie versprechen, die junge Familie nicht zu verletzen. Sie sagen, dass sie Hilfe brauchen. Doch die vier verbergen ein dunkles Geheimnis und für Eric, Andrew und Wen beginnt der schlimmste Albtraum ihres Lebens ..."

    Jemand, der bei dieser psychologischen Horrorgeschichte sinnige Antworten auf alle Fragen und Ungereimtheiten will, ist hier definitiv falsch. Leser, die GERN alles hinterfragen und mit offenen Enden und Hinweisen ohne Auflösung klarkommen, kann das Buch durchaus was sein. Für mich war es am Ende dann doch zu viel "des Guten". Wie schon bei "The Pallbearers Club" wird die Frage echt oder unecht, wahr oder nicht wahr, hier noch etwas weiter getrieben.

    Ich mochte den psychologischen Aspekt der "Home Invasion" schon sehr. Vier bewaffnete Leute, die in deine Hütte eindringen und dir versichern, dir nichts zu tun, aber gleichzeitig ganz schön fiese Waffen dabei haben... Die Themen des Buches sind komplex, die (mir zu schwach ausgearbeiteten) Charaktere können sie aber nicht recht tragen, und die Narrative bleibt immer etwas oberflächlich, gerade auch, weil es keine definitiven Hinweise und Erklärungen gibt. Es kann halt nur den Austausch zwischen den Charakteren geben und auch nur das was jeder glaubt oder meint zu glauben. Die Fragen, die das Buch nach Moral, Aufopferung, Glaube und Paranoia stellt und diskutiert, waren schon interessant aber hatten letztendlich zu wenig Bedeutung für eine kraftvolle Erzählung.