Beiträge von Wakan

    Zitat

    Ich habs immer noch nicht verstanden :flehan:
    Vielleicht irritiert mich auch nur das Wort "Erziehungsdefizite" in der Überschrift.
    Das was ihr Beide in den letzten Threads geschrieben habt, war ohne Zweifel hochinteressant, nur die Verbindung zur Erziehung und Ausbildung der betreffenden Hunde will sich für mich nicht so ganz erschliessen.
    All die genannten Beispiele lassen sich doch eher auf die Persönlichkeit und die Sozialisation der entsprechenden Hunde zurückführen, als auf deren Erziehung! Oder verstehen wir unter Erziehung etwas komplett anderes???
    Klärt mich doch mal auf!

    Liebe Grüße,
    Björn

    Ich denke nicht das wir von Erziehung unterschiedliche Vorstellungen haben. Es wird aber immer wieder deutlich, dass Erziehung sich auch auf die natürlichen Verhaltensweisen auswirkt. Nehmen wir mein Beispiel der Jagdsituation zur Hand. Ausgebildete Jagdhunde würden sich nicht ohne Kommando auf die Jagd begeben. Auch die intensive Bindung an den Halter und die Abhängigkeit von dessen befehlen würden eine echte Strategie der Hunde verhindern. Auf der anderen Seite ist aber eine Verfolgungs- bzw. Verteidigungsstrategie bei Herdenschutz- und Hütehunden sehr deutlich, die ja auch im üblichen Sinne keinerlei Erziehung haben. Auch bei Streunerhunden in Osteuropa, Italien oder Griechenland sind Strategien erkennbar. Bei Streunern aus Spanien oder Portugal dagegen kaum. Betrachtet man die Lebensumstände der Hunde wird deutlich, dass die Bindung an den Menschen und der Grad der Erziehung einen deutlichen Einfluss auf strategisches Verhalten von Hunden hat.
    Psychische Disposition der Mutter während der Trächtigkeit und Aufzucht, Struktur und Disposition des Sozialverbandes während der Prägungsphasen, Lebensumstände, Charakter des Tieres, Erziehung und Anlagen und Kommunikation bzw. Interaktion zwischen Hund und Hund bzw. Hund und Mensch sind die Faktoren, die im Wesentlichen für die einzelnen Fähigkeiten und Verhaltensweisen verantwortlich sind.

    Aber was nimmt wie in welchem Maße Einfluß- und warum?
    Tatsächlich kann einem die Beobachtung unter den verschiedensten Bedingung so manches Brett vom Kopf nehmen und zur Revidierung mancher Ansichten nötigen.

    Zitat

    das thema ist schwierig und ich befürchte da muss jeder seine eigenen erfahrungen sammeln, nachlesen kann man da wohl noch nichts.

    Genau danach habe ich gefragt. :wink:
    Ein Beispiel sind meine Pretorianer und die Rentner.
    Die Pretorianer sind, mein Leithund (Malamute mit Grunderziehung), Jacky (Malamute-Berna Sennen Mix /Grunderziehung), Taro (rumänischer Streuner) und Angel (Pitbull-Malamute Mix).
    Alle Hunde waren auf dem Gelände verteilt und hatten zum Teil auch keinerlei Sichtkontakt zueinander. Dann tauchte eine Ratte, ein Mader o.ä. plötzlich auf. Mein Leithund begann die Jagd. Das Tier flüchtete in ein umzäuntes Stallgehege. Ohne irgendein akustisches Signal kamen die anderen Hunde direkt zu dem Stall und alle Hunde nahmen strategisch perfekte Positionen ein. Wie haben sie kommuniziert.
    Bei den Rentnern, ein Husky-Mix aus dem TH, ein ungarischer Streuner, ein Irish Wolfhound Mix mit normaler Erziehung und ein Streuner aus Malorca gibt es ein solches Verhalten nicht. Überhaupt ist das ganze Sozialverhalten mit dem der Pretorianer in keiner Weise vergleichbar.

    Ähnlich ist es mit Verhaltensänderungen meinerseits (besondere Aufmerksamkeit, Missachtung, Maßregelung, Kommandos, Beschäftigungsdauer). Einige Hunde reagieren sofort und intensiv, andere erst nach Stunden oder Tagen, andere überhaupt nicht.

    Der Irish Woolfshound Mix ist seit 12 Jahren bei Gaby. Du bräuchtest ihr nur über den Kopf zu streicheln und ihr einmal Futter geben. Dann könntest Du sie mitnehmen und sie würde uns keine Sekunde vermissen.
    Der malorkinische Streuner ist Menschen gegenüber völlig beziehungslos und betrachtet sie nur als Futterspender. Mein Malamute kommt freiwillig nicht heran und scheint sich manchmal regelrecht zu schämen wenn ich ihn kraule. Er ist im Prinzip völlig unabhängig. Andererseits würde er sich niemals so weit entfernen das er nicht wüsste wo ich bin. Er hält im Abstand von mehreren hundert Metern meine Richtung ein.

    Solche Dinge meine ich.

    Ist ja eigentlich schon bemerkenswert. Es gibt offensichtlich doch einige Leute die sich der eigentlichen Problematik bewusst sind, dadurch bei den Organisationen vor die Wandlaufen oder sich zurückziehen und ihr eigenes ding machen.
    Es stellt sich also die Frage, warum solche Leute nicht zusammenfinden.

    Ich mache unseren bzw. ehem. Hunden deutlich. Das sind ja die verschiedensten Typen dabei.
    Poco der kleine Straßenhund von Malorca,
    Taro aus einem rumänischen TH, Khan aus einem ungarischen TH, Ripper der durch Teleimpulsgeräteeinsatz verdorben wurde und Alf, der DSH der eigentlich nie im Leben einer normalen Kontrolle unterstand und Ivanka, ein Herdenschutzhund der eigentlich immer nur hier auf dem Gelände gelebt hat. Das sind Hunde mit höchst unterschiedlichen Vorgeschichten von denen keiner eine typische Erziehung oder Ausbildung genossen haben.
    Ich habe sicher nicht die Zeit Konzepte zur Verhaltensanalyse zu erarbeiten und ihr Verhalten unter Laborbedingungen/Qualitäten auszuwerten, lerne aber sehr viel aus ihrem Verhalten, aus ihren Interaktionen und Kommunikationsqualitäten.
    Etliche Verhaltensweisen sind absolut vergleichbar oder identisch mit denen von Hunden, die beispielsweise mit Hilfe einer Hundeschule zum ganz normalen Familie- und Begleithund ausgebildet wurden oder sogar spezielle Ausbildung (Jagdhund/Polizeihund) erfahren haben. Andere Verhaltensweisen sind wesentlich ausgeprägter und wieder andere entstehen erst durch das Zusammenleben von Hunden mit den unterschiedlichsten Vorgeschichten.

    Das sind Dinge die ich sehr interessant finde und aus denen sich ständig neue Rückschlussmöglichkeiten, aber auch neue Fragen ergeben.

    Wenn Du etwas tust von dem Du nicht weißt das ich nicht möchte das Du es tust, soll ich dann einen schlagring, einen Baseball- Schläger, einen Ast oder ein Brecheisen nehmen?
    Diese Art von Reglementierung ist für einen Hund unverständlich.

    Ist hier eigentlich jemand der sich mit dem Verhalten von Hunden unter enormen Erziehungsdefiziten auseinandersetzt?
    Also nicht mit der Erziehung und Verhaltenstherapie, sondern mit der Beobachtung und Analyse von Verhaltensweisen unter den unterschiedlichsten Erziehungs- und Ausbildungsgraden.

    Hallo Rischi,

    da war Deine Information wohl recht irreführend und unzutreffend.
    Trotzdem bin ich weiterhin davon überzeugt das die Hauptursache in der angehenden Blindheit und Taubheit zu suchen ist. Dazu kommt noch eine höchstwahrscheinliche Alterssenilität. Letzters wäre unter den gegebenen Umständen schon ein Grund zur Euthanasie.

    Habt Ihr mal probiert wie er sich benimmt wenn jemand von euch bei ihm im Zwinger schläft?
    Wenn er dann ruhig ist habt Ihr die Antwort. In dem Fall müsste halt jemand über Nacht im Zwinger bleiben oder Ihr schläfert ihn halt ein. Wäre sicher nicht leicht, aber für den Hund die beste Lösung.

    @ Sleipnier (Björn)

    Ich lese sehr wohl alles. Ich lese auch zwischen den zeilen. Dich zu beleidigen sehe ich keinen Anlass. Allerding lasse ich meine Aussagen nicht nach Gutdünken uminterpretieren, erst recht nicht in aggressiver Weise. Erstens liegt mir Aggression viel mehr als Dir und zweitens habe ich in der Beziehung viel mehr Erfahrung als Du. Wir können gerne weiter sachlich diskutieren, auch über Reizthemen, aber eine Show auf meine Kosten mache ich nicht mit.

    Gruß
    Wakan

    @ Sleipnier

    "Saug mich nicht an und konstruiere keine Zusammenhänge weil Du meine einstellung nicht teilst."!

    Zitat

    Schleierhaft ist mir allerdings welche Fakten du in Betracht ziehst, ohne eine detaillierte Übersicht der Lebensumstände des Hundes, seiner sozialen Kompetenzen und seines Gesundheitszustandes zu haben, um zu dem wissenschaftlich begründbaren Entschluss zu kommen, dass eine Euthanasie des Hundes die einzige vertretbare Möglichkeit wäre.

    Dann helfe ich Dir auf die Sprünge.
    der Hund ist/hat
    1.) 17 Jahre alt
    2.) hat nahezu sein ganzes Leben im Zwinger verbracht
    3.) ist fast blind
    4.) hört nicht mehr viel

    Wie Du hoffentlich weißt ist ein Hund ein Rudeltier, ein soziales Wesen also.
    Du arbeitest im sozialen Bereich. Ich hätte gerne Deine Prognose zur zu erwartenden Lebensqualität eines Menschen, der mit 10 Jahren in Einzelhaft gekommen ist und dem man mit 95 Jahren sagt: Alles Klar Alter, nun fang ein neues Leben an. Willst Du Du nur gegen mich wettern und Stimmung machen oder denkst Du tatsächlich so wenig nach? Für jemanden der zukünftig im sozialen und psychologischen Bereich arbeiten will ist das ein echtes Armutszeugnis.

    Wenn Du nicht willens oder in der Lage bist meine rein sachlich vorgetragenen Ansicht als solche zu sehen, bitte! Aber versuche nicht Deine Haltung in meine Aussage hinein zu interpretieren.
    Für Dich mag das Leben etwas heiliges und der Tod etwas schreckliches zu sein. Ist es aber real nicht. Die Geburt ist der Anfang und der Tod das Ende, mehr nicht. Es geht primär um die Spanne dazwischen, dass Leben selbst. Und die war für diesen Hund Ultrakacke. Nenne mir nur einen vernünftigen Grund, dieses auszuweiten.
    Ist mir schon klar, dass Deine Generation gerne versuchen möchte die Vergangenheit aufzuarbeiten und dem "heile Welt Syndrom" nachhängt, aber so ist das Leben einfach nicht. Und das Leben von Tieren schon garnicht. Ein Hund hat keine Phantasien von einem besseren Leben. Für einen Hund ist Leid eben Leid und nicht die Hoffnung auf ein besseres Leben.
    Wir haben hier fast ausschließlich die absoluten Verlierer unter den Hunden. Wenn wir zu feige wären unsere eigenen Maßstäbe auszuklammern, würden wir Leiden ohne Ende verursachen.
    Ich bin bestimmt nicht allwissend, wie Du es mir mit Deinem Beitrag gerne unterstellen möchtest, aber ich habe gelernt die Grenzen im Sinne der Tiere, und nicht in meinem zu ziehen.

    Aber mach mal. Ein toller Platz für den Hund wäre sicher die beste Lösung. Vielleicht bei Dir? Isoliert wie er war, nahezu taub und blind wie er ist und unsauber wie er garantiert bleiben wird, wäre er bei Deiner sozialen Kompetenz sicher gut aufgehoben. Dann könntest Du ihm sicher das Gefühl geliebt zu werden vermitteln und sicher wären Vertrauen und soziale Sicherheit das größte für den alten Hund. Du vergisst nur, dass dieser Hund das garnicht mehr auf die Reihe bekommt. Für den Hund wäre es nur anders, nicht besser. Aber was tut man nicht alles für ein gutes Gewissen.