Ob ein Hund seinen Menschen verteidigt liegt an der persönlichen Veranlagung und der Beziehung zum Halter bzw. dessen Emotion im Einzelfall. Als Beispiel mein Leithund, Harley. Eine EX von mir ging früh morgens mit ihm spazieren als ihr ein Mann entgegenkam und auf ihre Straßenseite wechselte. Sie, sonst immer ein großes Maul hatte echten Bammel. Harle hatte einen Kamm vom Nacken bis zum Schwanz, knurrte extrem böse und zeigte das ganze Gebiss. Meine letzte Verflossene war mit dem ganzen Rudel im Park unterwegs und kam an einer Gruppe Randalierer vorbei. Sie hatte keine Angst. Da sie querschnitsgelähmt ist, konnte sie die Hunde nicht an der Leine führen und ließ alle frei laufen. Harley sorgte für ordnung und sorgte dafür, das sich keiner Hunde mehr als ca. 20 Meter entfernte, zeigte aber sonst keinerlei Emotion. Als ich einige Tage in Holland war, hatten wir hier einen Einbrecher. Rein präventiv ließ Gaby unser Rudel (ich nenne sie die "Pretorianer" nach der Leibgarde Cäsars) frei. Gaby hatte keine Angst. Harley hat es nicht interessiert, er rannte mit zwei weiteren Hunden nach hinten zum spielen. Jacky (Malamute- Berna Sennen Mix) blieb bei Gaby und machte einen riesen Aufstand, drohte aber nicht ernsthaft. Jacky macht allerdings immer Theater, auch wenn einer der Hunde nicht so will wie sie. Jacky hat die Position eines Helferhundes. Das heißt, sie setzt den vermeintlichen Willen des Leittieres kompromisslos durch.
Mich würden meine Hunde grundsätzlich nicht verteidigen. Das ist eine Frage der Rollenverteilung. Ich kläre die Konflikte mit Menschen, die Hunde die mit anderen Hunden. In der Großstadt hatte ich etliche Konflikte, meist wegen der Hunde, von denen einige nahezu in Gewalt eskaliert wären. Meine Hunde hat das nie interessiert.
Ich bin aber davon überzeugt, das von einem Angreifer nicht viel übrig blieb, sollten ich oder Frauchen bei einer Auseinandersetzung zu Boden gehen.
Stark abhängig ist das Verhalten des Hundes aber auch von seiner Rasse, oder besser gesagt, seiner Prägung. Ein ausgebildeter Jagdhund oder Hütehund würde kaum eingreifen, da er darauf geprägt ist "nicht" zu verletzen/beschädigen. Ein, seiner bestimmung entsprechend geprägter Herdenschutzhund würde sehr früh eingreifen, wäre aber auch kaum zu stoppen. Ein auf den Menschen geprägter Gebrauchshund wie ein Malinois oder DSH bleibt in der Waage. Er würde angreifen/verteidigen, bliebe aber rückrufbar.
Ausschlaggebend ist aber die Prägung des Hundes, aber auch die Prägung der Zuchtlinie. Auch hier ein Fallbeispiel: Ein Mann kaufte sich einen DSH Rüden beim Züchter (Leistungszucht). Welpenkurse, Begleithundeprüfung, Schutzhundeausbildung, das ganze Programm. Alles mit größtem Lob und Auszeichnungen. Bei der Abschlussprüfung zur Schutzhundeausbildung, letzte Übung, wechselte der Hund plötzlich die Richtung, sprang über den Zaun und fiel einen farbigen Zuschauer an. Der Hund war nicht mehr kontrollierbar. Er wurde danach eingeschläfert. Der Mann wandte sich an den Züchter und erzählte ihm die Geschichte. Der nickte nur depremiert. Nicht so schwere, aber dennoch sehr gefährliche Vorfälle mit Verletzten gab es mit jedem Hund aus dem Wurf.
Der Züchter war zum decken der Hündin in Südafrika gewesen um den Genpool aufzuwerten. Der Zuchtrüde stammte aus einer Linie die Früher für die südafrikanischen Grenzkontrolltruppen gezüchtet wurde. Damals machten sich die Grenztruppen noch einen Spaß daraus, illegale dunkelhäutige Einwanderer und Flüchtlinge von den Hunden zerfleischen zu lassen.
Noch ein Wort an die, die erwarten das Ihr Hund sie verteidigt. Wenn Euer Hund einen Menschen erheblich verletzt, landet er in den meisten Bundesländern im günstigsten Fall im TH. Oft aber auch im Jenseits. Kauft euch lieber Tränengas, Pfefferspray, ein Tanto oder, wenn er es lieber garantiert legal und relativ harmlos mag, eine kleine Sprühdose ordinäres Haarspray.