Ich muss ehrlich sagen das ich einige Dinge die vielleicht möglich wären, nicht anstrebe. So zum Beispiel bei unserem Taro.
Taro wurde als ca. 6 bis 8wöchige Welpe von Zigeunern in einem privaten rumänschen TH abgegeben. Das TH wird von einem Detschen geführt. Außer ihm arbeiten dort nur zwei Rumänen. Zwinger oder überhaupt eine Umzäunung gab es damals in dem TH nicht. Er hatte also als Welpe und Junghund alle Fluchtmöglichkeiten und nur eine minimale Bindung an Menschen. Es gab halt Fressen, Wasser und ab und an mal einen TA Besuch.
Taro ist ein Streunerhund durch und durch. Das wird immer wieder unübersehbar deutlich. Fluchtverhalten, Fluchtdistanz, eingehaltener Abstand, Körperhaltung und Lautäußerung bei Kontakt zu fremden Menschen, Hunden und Objekten entsprechen dem Verhalten von völlig verwilderten Hunden der Xten Generation. Wenn ich seine Wachsamkeit, sein Jagdverhalten und sein Verhaltem im Rudel beobachte, kommen in mir immer wieder Zweifel auf, ob Taro tatsächlich ein richtiger Hund ist oder ob bei seinen Ahnen nicht vielleicht mal ein Wolf mitgemischt hat.
Taro verlässt unser Gelände fast nie. Als es vorein par Wochen warm wurde habe ich eine Biergartengarnitur hinten auf den Platz gestellt. Wenn die Hunde sowiso nur im Gras liegen muss ich ja nicht blöd rumstehen.
Taro ist zu der Garnitur gerannt und hat sie wild ausgebellt. Anfangs hat er einen Abstand von 10 bis 15 Metern gehalten, dann nur noch rund 5 Meter. Bis er zu mir an die Bank kam dauerte es fast zwei Wochen. Dann hatte ich eine rote Jacke auf der Bank vergessen die ich bei einer Runde mit anderen Hunden dabei hatte. Das gleiche Spiel ging von neuem los. Zweieinhalb Wochen brauchte Taro um sich an die Jacke zu gewöhnen.
Jede Veränderung, jede neue Situation, jede fremde Person, jeder unbekannte Oert bedeuten für Taro unermesslichen Stress und die Erwartung lebensbedrohlicher Gefahren.
Wenn er ahnt das etwas positives passiert kommt er auf Zuruf, manchmal kommt er aus eigenem Antrieb, lässt sich bürsten, streicheln, Füttern und anleinen. Er verliert dabei aber nie seine Wachsamkeit und registriert jede Veränderung (Fußgänger, Radfahrer, Traktoren, Wildtiere) im Umkreis von 800 Metern rund ums Gelände. Nur an vorbeifahrende Kraftfahrzeuge hat er sich gewöhnt. Das ist das Ergebnis von zwei Jahren. Damit hat Taro nach meiner Einschätzung sein Maximum erreicht.
Ich könnte sein sicheres Umfeld mit viel Arbeit wohl noch etwas ausweiten. Ihn an eine weitere Person gewöhnen, eine bestimmte Strasse oder eine bestimmte Wegstrecke, aber bringt das etwas. Taro braucht zur Gewöhnung an jede Kleinigkeit mehrere Wochen. Bis er auf einer festgelegten Gassiroute auf der er immer wieder fremden Menschen begegnen würde, nicht mehr panisch reagieren würde, würde es Jahre dauern. Ich halte das nicht für sinnvoll.
Taro wird niemals vermittelbar werden, niemals mit unbekannten Situationen umgehen können und sich niemals ohne Panikattacken in öffentlichem Verkehrsraum bewegen können.
Hier hat er sein Hunderudel, mich bzw. uns, sein Fressen, seinen sicheren Schlafplatz und kann in seinem Territorium sein Streunerleben fortführen.
Er stammt aus einer Streunerpopulation, ist als Streuner geboren und wird ein Streuner bleiben. Damit ist er glücklich und ich respektiere das.