Moin,
ich habe auch so einen Heuler und kann mich noch gut erinnern, wie schlimm es in seiner "besten Zeit" war.
Ignorieren hat bei mir auch gar nichts gebracht, was zu einem großen Teil aber auch daran liegt, dass man einen heulenden Hund schwerlich ignorieren kann.
Bei dir sehe ich mehrere Knackpunkte, an denen ich arbeiten würde.
Zuerst: Streiche die Ballspiele.
Es klingt, als stünde dein Hund die meiste Zeit ziemlich unter Strom, da würde ich solche aufputschenden Spiele vermeiden. Kopfspiele sind klasse, Spiele zur Impulskontrolle sind gut. So ruhig wie möglich.
Dass dein Hund so dermaßen viel Beschäftigung einfordert, scheint eine selbsterfüllende Prophezeiung zu sein - ich habe selber eine Rasse, der man nachsagt, toootal viel Aktivität zu brauchen und so habe ich ihn dann auch erzogen; zum Hibbel.
Zur geistigen Auslastung würde ich, wie gesagt, Intelligenzspiele und eventuell Sucharbeit versuchen, wenn er daran Spaß hat. Aber auch nicht jeden Tag.
Zur körperlichen Auslastung ist Dauerlauf, z.B. am Fahrrad, klasse - das Traben baut Anspannung ab und macht müde.
Das heißt jetzt nicht, dass er gar nicht mehr fetzen und die Sau rauslassen sollte, aber das sollte nicht Überhand nehmen.
Dann zum Platz:
Lasse den ruhig bei euch im Wohnzimmer, wenn es geht. So scheint er ja ruhiger zu sein.
Hinterherscheißern lassen würde ich ihn trotzdem nicht immer, aber man kann es da mit der Kontrolle auch übertreiben.
Hole ich mir schnell was zu Essen aus der Küche, dann kann man ruhig verlangen, dass er liegen bleibt. Gehe ich jetzt aber eine Stunde in einen anderen Raum, kann ich ihn auch hinterherrufen.
Und was ich auch machen würde: Das Kommando für "Auf den Platz gehen" nochmal neu aufbauen und positiv belegen. Für ihn scheint das mittlerweile ja etwas Negatives zu sein, auf Kommando dort hinzugehen. Das solltet ihr ändern, ist weniger Stress für alle Beteiligten.
Noch ein Tipp - wenn dein Hund nicht gerade Probleme damit hat, dass er Futter verteidigt, würde ich ihm Knabberzeug zur Verfügung stellen. Kauen baut Stress ab, es könnte, zumindest in der Übergangsphase, als Katalysator dienen. Merkst du, dass er Hummeln im Hintern hat, biete ihm das zur Beschäftigung an.
Dann habt ihr wohl noch das Problem, dass das Verhalten stark ritualisiert sein wird. Es hat immerhin, aus Hundesicht, drei Jahre lang zum Erfolg geführt.
Deswegen würde ich mich zum Initiator machen und meinen Hund ein bisschen aus seiner "Comfort-Zone" holen.
Das heißt praktisch: Rituale umwerfen. Es gibt sicher Dinge, die ihr immer auf die gleiche Weise macht. Immer gleich Füttern, immer gleich zum Spaziergang aufbrechen, immer gleich ein Spiel einläuten, immer gleich Besuch empfangen... Nehme dir eine Weile Zeit und überlege mal, was du da zu bieten hast.
Und das machst du dann anders.
Ziel ist es, euren Hund zum "Nachdenken" zu bringen. Neue Situationen erfordern neue Handlungsweisen und da könnt ihr ansetzen und ihm helfen, etwas zu finden, mit dem ihr beide leben könnt, indem du das bestärkst.
Eventuell werde ich jetzt gesteinigt, denn ja, zuerst wirst du deinen Hund verunsichern und es gibt sicherlich Schöneres - aber die momentan bestehende Situation bedeutet für Hund und Halter so viel Stress, dass man meiner Meinung nach ein paar Wochen Unsicherheit verantworten kann.
Dann hätte ich noch die Frage, was du fütterst.
Bei meinem hat es zusätzlich sehr geholfen, Zucker (= Leckerlis, die Zucker enthalten) aus dem Ernährungsplan zu streichen. Ich meine auch mal von Hunden gelesen zu haben, die auf Getreide mit so viel Unruhe reagieren, weiß es aber nicht mehr genau.
So, ich hoffe, das war einigermaßen verständlich. Wenn nicht, dann frage ruhig.
In etwa so haben wir es jedenfalls in den Griff bekommen. Ganz raus ist es nicht, wenn Fiete zu aufgeregt ist, jammert er nach wie vor, aber es ist nicht mehr ansatzweise so schlimm wie früher.
Liebe Grüße