Beiträge von Lucanouk

    Linda, wo warst du denn am Wochenende - falls ich das überlesen hab?

    Neurogeschichten hab ich immer auf dem Plan, wenn es um rote Cocker geht - besonders, wenn es um Jekill-and-Hyde-Syndrom und Cockerwut geht.

    Aber bei diesem Spaniel glaube ich eher nicht an Cockerwut - gerade, weil er sich auch anders verhalten kann. Er tritt nicht weg, hat keine Anfälle etc. pp.

    Ich denke, dass hier eine Mischung aus Deprivation und Misshandlung beim Vorbesitzer (hier hat er vielleicht gelernt, dass er seine Zähne einsetzen muss, um seinen Körper zu schützen) und die absolute Grenzenlosigkeit im "neuen" Heim (Hier hat er gelernt, seine Fähigkeit zu zu beißen zu nutzen, um seine Ziele durchzusetzen.) die Ursache für sein Verhalten sind, vebunden mit einer ungünstigen genetischen Disposition in Richtung Angstverhalten und Nervösität.

    Der kleine Fratz ist nervlich sehr, sehr angekratzt (Streotypien, Hibbeligkeit, Stressanzeichen ooohne Ende) - deshalb hab ich auch ein Blutbild (Schilddrüse und Co) angeordnet. Und ich bin mir fast zu 100% sicher, dass der T4-Wert sehr weit im Keller sein wird.

    Zuverlässigkeit alleine ist es nicht.

    Zuverlässig im Verhalten waren seine Besitzer auch: Sie haben ihm zuverlässig gezeigt, dass er über sie frei verfügen darf. Sie waren berechenbar wie eine Eieruhr, was ihr Verhalten im gegenüber betraf und sie haben ihr gesamtes Leben nach ihm ausgerichtet ;)

    Unruhig waren sie auch nicht unbedingt - gerade die eigentliche Besitzerin ist die Ruhe in Person.
    Das liebenswerte Ömchen hingegen war sehr unsicher im Gesamtverhalten und auch ihrer Körpersprache eher ungeschickt - aber an sich ist auch sie eher eine ruhige und freundliche Person.

    Die beiden hatten ihr Leben lang Hunde und haben es bisher immer geschafft, ihre Cocker zu liebenswerten, freundlichen Persöhnlichkeiten zu erziehen.

    Was eben tatsächlich gefehlt hat, ist eine wirkungsvolle Hemmung der Attacken (wie du schon sagtest), was übrigens an sich schon eine klare Grenzsetzung darstellt (Stop! Bis hierher und nicht weiter - niemals wieder.)

    Und es hat ein klarer, grenzsetzender Rahmen gefehlt - Führung eben.

    Und die fängt - in meinen Augen - mit dem Lösen kleiner Konflikte an.

    In der Leinenführigkeit habe ich übrigens mit Blocks gearbeitet - also auch mit Grenzsetzung. Der kleine Spaniel durfte mich nicht überholen - und das habe ich durchgesetzt, indem ich ihn mit den Beinen geblockt habe.

    Dabei wurde ich übrigens nochmal attackiert ;)

    Am Ende lief er neben mir und schaute mich sogar an - hierfür wurde er verbal ruhig bestätigt.

    Kurz mal zum Thema "reaktiv aggressiver Hund": Ich hatte heute einen neuen Kundenhund im Einzeltraining.

    Es ist ein kleiner, fünfjähriger, zuckersüßer, flusiger Cockerspaniel und er hat die Mutter, der Besitzerin (die ihn täglich betreut) in 3 Jahren mindestens zehn Mal gebissen - jedes Mal mit Verletzungen.
    Beim letzten Mal hat er sich in seinem Wahn von den Händen bis in den Torso hochgebissen - und überall tiefe Wunden hinterlassen, sogar in der Brust :/

    Warum? Weil sie einfach zu nahe neben ihm stand.

    Er lässt sich von ihr nicht anfassen und verfällt sofort in einen absoluten Beißwahn, wenn ihm irgendetwas nicht passt.
    Man muss dazu sagen, dass der Hund 80% seiner Zeit bei dieser Frau verbringt und sogar bei ihr schläft.

    Nur schließt sie sich nachts in ihrem Zimmer ein, weil sie Angst davor hat, im Schlaf angegriffen zu werden :(

    Diese Frau ist wundervoll liebevoll, süß, herzlich und freundlich. Sie ist deeskalierend und hat diesem Hund niemals etwas angetan. Allerdings hat dieser Hund höchstwahrscheinlich bei seinem Vorbesitzer nix Gutes erfahren.

    Hinzu kommen Streotypien bei großer Aufregung, Angst vor verschiedenen Geräuschen und eine allgemeine enorme Unruhe und Stressanfälligkeit.

    Demzufolge wurde das Leben der beiden unglaublich liebenswerten Menschen komplett nach dem Hund ausgerichtet - Deeskalation war hier das Wort des Tages.

    Draußen war er - wie erwartet - null leinenführig, aufgeregt und raste an der Leine von A nach B, um sich über Hunde, Jogger, Radfahrer und Co aufzuregen.

    Ich habe mit ihm heute mit Maulkorb gearbeitet und er hat auch mindestens zehn Mal versucht, mich zu attackieren.
    Meine Antwort war bei jeder Attacke ein ruhiger Griff ins Halsband und an die Flankenseite (kein Griff in die Haut, sondern mit flacher Hand), ranziehen der Körperseite mit anschließendem Ausstreichen (mit abgewandtem Blick).

    Kein Abstandvergrößern, kein Rückzug meinerseits.

    Er hat mich attackiert, weil ich die Wohnung betreten habe, weil ich zu Nahe bei Frauchen stand, weil ich ihn angeschaut habe, weil ich ihn angesprochen habe oder weil ich im Weg stand.

    Wir haben verschiedene Situationen analysiert, ein Leineführigkeitstraining begonnen, klare Umgangsregeln aufgestellt und einen Bluttest angeordnet.

    Am Ende des Tages wusste er, was Leinenführigkeit und Orientierung heißt :)

    Und in der Wohnung - beim Abschied - hab ich ihn angesprochen und dieser kleine Kerl ist auf mich zugehüpft und hat sich tatsächlich total albern in meine Arme fallen lassen, um auf dem Rücken herumzukugeln und sich den Bauch kraulen zu lassen.

    Wir haben sogar ein bisschen gespielt :)

    Das war wundervoll - ich bin ganz verliebt in den Zwerg :herzen2:

    Er hat sich von der Mutter der Besitzerin anfassen lassen - und das wohlgemerkt das erste Mal in drei Jahren (!).

    Warum?

    Weil er das erste Mal begrenzt wurde - wohlgemerkt nicht durch harte Korrekturen, sondern durch ruhige körperliche Einschränkungen.

    Und genau bei solchen Hundetypen finde ich es durchaus gut und wichtig auch u.a. deutlich körperlich Grenzen zu zeigen.

    Ich bin mir fast zu hundert Prozent sicher, dass wir das zusammen hinbekommen: Durch ruhige und freundliche, aber auch körperliche Grenzen (nein, keine Schreckreize, keine Alphawürfe, aber durchaus auch mal Ruhe reinbringen durch ruhiges Festhalten und Co.).

    Für dieses Mensch-Hund-Gespann scheint das der richtige Weg zu sein.

    ich finde, deine beschreibung und auch die werte sind sehr typisch für eine starke sdu.

    in welchen schritten habt ihr sie eingestellt?

    was ist das für eine hunderasse und wie viel wiegt sie?

    ein schilddrüsenprofil würde ich auch anlegen.

    jackblack: http://www.youtube.com/watch?v=9ihXq_WwiWM

    Hier das Video mit Holly, der Hündin, die ihren Futternapf (und auch sich selbst!!) verteidigte.

    Würde ich auch, wenn mich jemand beim Essen grundlos überfallen würde.

    Er sagte "I dind't see that comin."

    Ich hab das schon in der ersten Sequenz des Videos sehen können. Die Hündin hat souverän und sehr deutlich gedroht.

    Den Biss hat er mehr als verdient.
    Und was hat der Hund gelernt? Ich muss mein Futter verteidigen und dazu muss ich zupacken.

    Das Video mit dem schwarzen Schäfi gibt es im Original anscheinend nicht mehr - wurde sicherlich gelöscht.

    Hier ne ganz schlechte Version: http://www.youtube.com/watch?v=GptupfqLYwc

    Schau dir mal die alten Folgen an - da wird noch ganz gerne getreten - leider :/

    Das Video mit dem kleinen weißen Wuschel finde ich leider nicht mehr.

    Was meintest du mit den Fragezeichen hinter dem Wort "Gegenkonditionieren"?

    Zitat

    Konsequenz hat gar nichts mit Strenge zu tun. Konsequenz heißt einfach nur, dass ich mich immer gleich verhalte in bestimmten Situationen. Und nicht mal so, mal so. Deswegen ist diese Mischform so ziemlich das Schlimmste.

    Zum Thema Konsequenz (lat. folgen): Konsequenz hat nichts damit zu tun, dass man immer positiv oder immer negativ reagiert. Mischformen sind - im Grunde genommen - sehr konsequent, solange man auf Verhalten A immer mit Verstärkung reagiert und auf Verhalten B immer mit Strafe.

    Willkürliches Verhalten hingegen (Mal finde ich es egal, dass der Postbote angebellt wird und mal strafe ich. Mal lobe ich den Hund, wenn er ruhig am Hund vorbeigeht, mal reagier ich gar nicht.) ist inkonsequent und führt - über kurz oder lang - nicht zu einer Verhaltensänderung, weil das Verhalten nicht in den Zusammenhang mit einer Konsequenz (Folge) gebracht werden kann.

    Willkürliche Strafen wiegen hier natürlich viel schwerer, als willkürliche Lob und wenn man mal so, mal so straft, lernt der Hund nicht, wie er den unangenehmen Situationen entgehen kann.

    Natürlich kann man konsequent positiv und freundlich sein, erwünschtes Verhalten bestätigen und als Konsequenz für unerwünschtes Verhalten z.b. Ignoranz oder auch negative Verstärkung anbieten - immer und jederzeit. Das ist konsequent.

    Man kann aber auch genauso jedes erwünschte Verhalten bestätigen und jedes unerwünschte Verhalten sanktionieren - auch das ist ein konsequentes, für den Hund berechenbare Erziehungskonzept (solange man nicht überzogen straft).

    Das hat nichts mit Inkonsequenz zu tun.

    "Auf Worte folgen Taten." ist etwas, das erzieherische Konsequenz wohl am ehesten beschreibt.

    Zitat

    Erzieherische Konsequenz bezeichnet pädagogisch angemessene, spürbare Folgen (Konsequenzen) zum Verhalten eines Kindes, insbesondere lernwirksame Belohnungen für gutes Bemühen, lehrsame Erfahrungen und eine Vermittlung von Erfahrung durch verständliche Worte und Hinweise.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Konsequenz

    Konsequent ist man dann, wenn man für den Zu-Erziehenden logische Folgen heranzieht, die er als lehrreich verstehen kann.

    Logische Konsequenzen für Kinder, die mit dem Älterwerden immer mehr durch Einsicht lernen:

    Kind möchte sich morgens nicht umziehen, es hat noch den Schlafanzug an.

    Logische Konsequenz: "Dann geht es eben im Schlafanzug in die Kita."

    Finden die wenigsten Kinder witzig - aber das ist nun einmal die logische Folge seines Handelns.

    Schon die Kleinsten lernen so:

    Zwergi baut nen Turm, schmeißt den um. "Mama, aufbauen."

    Mama baut den Turm wieder auf, stärkt das Selbstbewusstsein ihres Kindes, hilft ihm, seine motorischen und kognitiven Fähigkeiten zu erweitern und bestätigt ihn positiv.

    Das Spiel zwischen den beiden geht eine ganze Weile, nur irgendwann muss die Mutter auch etwas anderes machen.

    "Schatz, ich muss jetzt die Wohnung aufräumen. Das ist die letzte Runde, danach musst du den Turm alleine wieder aufbauen, o.k.? Ich baue den Turm noch ein Mal auf. Wenn du möchtest, dass der Turm stehenbleibt, darfst du ihn nicht mehr umstoßen. "

    Sie bauen den Turm zu Ende auf.

    "Denk dran: Danach geh ich in die Küche."

    Der Kleine schmeißt das Teil um.

    Inkonsequent wäre es nun, doch noch weiter zu bauen, obwohl man bereits angekündigt hat, dass jetzt die Spielzeit vorbei ist.

    Konsequent wäre es, sein Wort zu halten - somit lernt der Zwerg (in dem Fall unter wütendem Protest), dass er sich auf eine Ankündigung verlassen kann, weil seine Mama konsequent ist.

    Wenn ich - um mal wieder in der Hundewelt anzukommen - eine ganze Weile mit dem Hund spiele (positiv verstärke), um dann das Spiel mit einem "Schluss" abzubrechen und das Spielie wegzulegen ist das durchaus konsequent, denn der Hund kann lernen, dass nach dem "Schluss" ein Spielende erfolgt.

    Konsequenzen sind dann am wirksamsten, wenn diese durch das Verhalten selbst ausgelöst werden - deshalb ist negative Verstärkung/negative Strafe ja auch unglaublich wirkungsvoll.

    JackBlack, die Bücher sind das eine - da stehen teilweise wirklich sinnvolle Sachen drin.

    Ich find Führung wichtig, ich hab nichts dagegen, sich gegenüber dem Hund durchzusetzen, den Ton an zu geben, ich hab nichts gegen Körperlichkeiten, wenn sie angemessen sind.

    Aber das, was man in den Videos sieht und seine Interpretation des hündischen Ausdrucksverhaltens empfinde ich teilweise als vollkommen irrsinnig.

    In der Praxis sieht das leider ganz anders als in seinen Büchern aus: Tritte und auch das vielzitierte Strangulieren sind da bei ihm an der Tagesordnung - leider.

    Hast du dir mal den Illusion-Collar genauer angesehen?
    Da ist eine dünne Schnur drin, die zwischen den Ohren und dem Hals hindurch gefädelt wird. Diese Schnur zieht sich zusammen - so funktioniert das Teil. Wenn du zwischen Ohr und Hals nen Finger setzt und diesen hineindrückst, tut das höllisch weh, weil da viele Nerven sind.

    Ich bin wirklich kein total Weichpitti, aber ich empfinde seine Art mit Hunden zu arbeiten als schwer tierschutzrelevant.

    Kennst du das Video mit dem schwarzen Schäfi, der mit nem Tele davon abgehalten werden soll, die neue Mitbewohnerin - eine Katze - innerhalb der eigenen vier Wände zu jagen?

    Cesar versteckt im Video sogar die Fernbedienung in seinen Händen und erklärt mit keinem Wort, was das für ein Gerät am Hals des Hundes ist, während der Hund vor Schmerzen aufschreit und langsam anfängt um sich zu beißen.

    Kennst du das Video mit dem kleinen Maltheser, der aus Angst vor der Schere seine Menschen in die Finger beißt, wenn sie ihm den pony schneiden? Cesar packt sich den Hund am Kragen, fixiert ihn, schneidet ihm den Pony, während der Hund sich windet und um sich beißt und tituliert den Hund als relaxed.

    kennst du das Video mit der blonden Hündin, die er so lange in die Ecke drängt, bis sie zubeißt?

    Er liest die Hunde - in meinen Augen - nicht korrekt, packt sie viel zu hart an und er trainiert kein Alternativverhalten auf.

    Er bestätigt sie nicht schnell genug und auch nicht nachhaltig genug und lässt sie "im Regen stehen".

    Das sind alles Dinge, die ich persönlich niemals so machen würde und auch als unfair empfinde.

    Ich hab kein Problem damit, wenn man einem Hund ein "Nein" gibt. Aber es muss auch "Jas" geben - und davon möglichst viele.

    Um mal beim Kinderbeispiel zu bleiben: Ständige "Neins" ohne Alternativverhalten und Anerkennung dessen, was ein Kind leisten kann, führen über kurz oder lang zu schwerwiegenden Verhaltensauffälligkeiten beim Menschen.

    Beim Hund ist das sicherlich nicht anders.

    Ich fände Millan dann o.k., wenn er...

    ...nicht mehr mit Kanonen auf Spatzen schießen würde - die Dosis macht das Gift.
    ...die Hunde im richtigen Moment bestätigen würde.
    ...mehr gegenkondionieren würde.
    ...sich mehr Fachwissen aneignen würde.
    ...die Arbeit über Schmerz und Brutalität einstellen würde.
    ...Alternativverhalten trainieren würde.
    ....und individueller auf die Hunde eingehen würde.

    Das Konzept "Viel Bewegung, viel Disziplin und weniger Kuschelwuschel" finde ich persönlich an sich sehr gut.

    Nur gefällt mir die Umsetzung bei ihm überhaupt nicht - mal abgesehen von der Ruhe, die er an den Tag legt.

    Die Wiederum finde ich sehr gut.

    Die Benutzung eines Haltis sollte man sich immer von einem erfahrenen Trainer zeigen lassen - man kann einfach viel falsch machen.

    Einhändig kannst du ein Halti sowieso nicht benutzen. Du brauchst zwei Leinen, die du anfangs immer in jeweils einer Hand halten musst.

    In welcher Gegend wohnst du denn?

    Vielleicht kann dir jemand nen Haltitrainer empfehlen :)