Hallo!
Nun gut, Vater bin ich noch nicht, aber Erzieher und bilde mich im Moment im Rahmen eines Sozialwesenstudiums fort!
Also mal echt, ich bin amüsiert bis schockiert was bisher hier so zum Besten gegeben wurde! Ist euch eigentlich klar, wieweit ein nichtmal dreijähriges Kind in seiner kognitiven und psychosozialen Entwicklung ist? In diesem Alter befindet sich das Kind noch in der, erstmals von Piagt beschriebenen Phase des kindlichen Eogozentrismus, d.h. ein Kind dieses Alters ist kognitiv noch gar nicht fähig sich in die Rolle eines Anderen, hier die des Hundes, hineinzuversetzen. Dies wäre aber die Grundvorrausetzung um den Kind begreiflich machen zu können, dass es dem Hund mit seinem Verhalten Schmerzen zufügt. Es müsste in der Lage sein die Perspektive des Hundes zu übernehmen und das kann es in diesem Alter einfach noch nicht! Studien zu der Frage, ab wann Kinder zumindest mit der Möglichkeit verschiedener Perspektiven rechnen kommen zu dem Schluss, dass alle Zweijährigen und die meisten Dreijährigen dazu noch nicht in der Lage sind! Untersucht man das Verstehen der Emotionen aufgrund der anderen Lage des anderen (was ja hier der Fall ist, viele von euch unterstellen dem Kind, dass es doch wissen müsste, dass es dem Hund Schmerzen zufügt!) führt das zu dem Ergebnis, dass zwischen dem dritten und sechsten Lebensjahr die wichtigsten Entwicklungen in der Differenzierung von Emotionen und ihren situativen Auslösern stattfindet. Das Kind, um das es hier geht steht also gerade mal am Anfang dieser Entwicklung. Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich alle obengenannten Untersuchungen natürlich auf die Perspektivübernahme innerhalb der menschlichen Art, also mit Eltern, Geschwistern etc. beziehen, eine artübergreifende Perspektivübernahme, wie sie hier gefordert wird, gestaltet sich natürlich ungleich komplizierter und selbst Erwachsene haben damit teilweise Probleme! (wie lässt es sich sonst erklären das Tiere in unserer Gesellschaft wissentlich gequält werden, wo wir doch "wissen" sollten, dass sie genauso empfinden wie wir!)
Wir können also schonmal festhalten, dass das Kind dem Hund nicht absichtlich Schmerzen zufügen will und eine sachliche Auseinandersetzung darüber noch vollkommen zwecklos ist. Wie sollte man aber handeln?
Ich bin mit euch allen einer Meinung, dass dieses Verhalten natürlich nicht so hinzunehmen ist und schnellstens unterbunden werden sollte, gerade auch im Hinblick auf die Hund-Kind-Beziehung. Dem Kind aber nun irgendwelche Konsequenzen anzudrohen, oder diese sogar durchzusetzen halte ich in diesem Fall aber für vollkommen kontraproduktiv. Welchen Lerneffekt soll das auf das Kind haben? Der Lerneffekt ist natürlich gleich null. Hinzu kommt die Gefahr der negativen Auswirkungen auf das Eltern-Kind-Verhältnis, denn das Kind wird bestraft und weiß gar nichtr wofür!
Eigentlich gibt es nur eine Möglichkeit - ein dreijähriges Kind NIE!!! mit dem Hund allein zu lassen um korrigierend eingreifen zu können (ohne das KInd zu bestrafen!). Man kann eigentlich nur die Zeit für sich arbeiten lassen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt an dem das Kind zur obengenannten Perspektivenübernahme fähig ist. Und sollte dieser Zeitpunkt eingetroffen sein ist es natürlich möglich dem Kind mit sachlichen Argumenten beizukommen und gegebenenfalls auch Konsequenzen anzudrohen, nur einfach nicht vorher!
Ein Wort noch zu den Konsequenzen: negative Sanktionierungen, die einem Fehlverhalten folgen sind natürlich manchmal unumgänglich. Art und Stärke der Konsequenz stehen natürlich immer in unmittelbaren Zusammenhang mit dem Fehlverhalten, doch sollte man sich hier schon im legalen Rahmen aufhalten! Auch wenn es wohl Einigen noch nicht klar ist, aber eine körperliche Züchtigung und sei es nur ein kleiner Klaps!!!, ist nach neueren gesetzlichen Änderungen eine Verletzung der Fürsorge- und Erziehungspflicht und somit unter Strafe gestellt! Man darf es also nicht mehr!!!
Liebe Grüsse,
Björn