Zitat
Wenn ich mir vorstelle, dass der Hund bei Besuch einen Heiden Aufstand macht, er bei Fremden vielleicht sogar agressiv reagiert( oder bei Joggern und Fahradfahrern), übertriebenden Jagdtrieb aufweist und vielleicht dazu noch stur, schwerer erziehbar und eher eigenständig ist, dann denke ich wird man nicht so eine tolle Zeit mit dem Hund haben.
Ich hab jetzt nicht alles gelesen, aber das obige Zitat beschreibt - bis auf die Eigenstaendigkeit und den uebertriebenen Jagdtrieb auf Wild, denn die hat er beide nicht - meinen Hund.
Gestatten, suuuueesser Spaniel-irgendwas-Mix aus dem spanischsprechenden Ausland, ins zuckersuesse Foto verliebt, gerade noch vor der Weihnachts-Einschlaeferung aus der Toetung gerettet, mit ca. 13 Wochen bei mir aufgeschlagen.
Was ich eigentlich wollte: einen lieben, lustigen Hund zum Liebhaben und Lebenteilen, bisschen Joggen und Hundesport, sowie taegliche Buero-Begleitung. Und zwar einen Welpen, weil ich DEN NOCH FORMEN KANN. HA!
Was ich bekommen habe, ist der Milo - ein (durchaus kooperativer) Mr. Hyde im Putzi-Kostuem.
Das Tragische: Ich hatte schon eine tolle, engagierte Zuechterin an der Hand, die mir einen gut gezogenen Welpen (Norwich Terrier) reservieren wollte. Aber dann meinte meine Mutter so nebenbei zu mir: "Ach weisst du, so ein teurer Rassehund passt doch irgendwie nicht zu dir. Du magst es doch lieber natuerlich und unkompliziert. Nimm doch so einen armen, suessen Mischling. Da hast du ein Unikat und tust auch noch was Gutes. Man muss auch mal sein Herz sprechen lassen..." Den letzten Satz hab ich dann einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommen und ins ZERG-Portal geschaut, und da war er dann... (heute frag ich mich schon oefter, ob ich mich in den Norwich-Welpen nicht genauso verliebt haette).
Ich war also ein ziemlicher Depp vor und bei der Auswahl, dann auch noch blauaeugige bei der Sozialisierung und Grunderziehung, etwas schlauer schon beim Entdecken und Schadensbegrenzung der Baustellen, und allmaehlich fange ich an zu begreifen, warum mein Hund ist wie er ist, welche Fehler ich dabei selber zu verantworten habe, und fuer welche ich gar nichts koennen kann, weil der Hund genetisch und praegungstechnisch einfach aus Verhaeltnissen stammt, die sich mit meinem urspruenglichen Wunschbild gewaltig beissen.
Man unterschaetze nicht die Enttaeuschung, die Selbstzweifel (bin ich zu bloed, nen Welpen zu erziehen?), das soziale Anecken ("Warum geht dein Hund so nach vorne? Der war als Welpe doch so lieb", "Warum soll man den denn nicht streicheln? Der schaut doch so suess."), die harte Arbeit (der gleichaltrige BC vom Zuechter laeuft auch ohne viel Erziehung laengst ueberall ohne Leine, waehrend meiner immer trotz zwei Jahre Training noch an der Schlepp laeuft, weil er triebtechnisch und emotional 50-100% unzuverlaessig ist), und den finanziellen Aufwand (Hundetrainer, Huschu, Verhaltens-Tierarzt, Tier-Homoeopathin, Obedience-Training, kompetente Hundebetreuung etc. haben ihren Preis), den ein Hund mitbringt, der sich NICHT so entwickelt (womoeglich gar nicht so entwickeln KANN), wie man es sich mal in ner wohltaetigen Phase ausgemalt hat.
Und nein, ich fand meine Orga bei der Vermittlung des Welpen nicht serioes. Weder wurde der Platz kontrolliert, noch wurde ich als Anfaengerin (berufstaetig, damals noch Single und darauf angewiesen, dass der Hund alltagstauglich ist) aufgeklaert, was ich mir da potentiell einkaufe. Aber Hauptsache, ein armer Hund ist gerettet.
Mein naechster Hund wird wenn ueberhaupt vom Zuechter kommen und wird ne "einfache" Rasse (Pudel, Spitz oder Collie).
Mit meinem jetzigen Auslands-Hund tue ich, was ich kann, und natuerlich lieb ich ihn wie Bolle. Je nach Erregungs-Level ist er die meiste Zeit auch haendelbar, und weil er so zackig und lernfreudig ist, ist er auf dem Hundeplatz richtig gut. Aber bei Stress und in fremden Situationen ist es mehr als anstrengend, und nochmals wuerde ich mir sowas nicht mehr antun, es sei denn, ich komme durch die Arbeit mit ihm irgendwann vollends auf den "Herausforderungs"-Geschmack.
Mein Rat, lasst es lieber sein mit dem TS-Welpen. Holt euch als ersten Hund was einfaches: nen gut sozialisierten Welpen einer Begleithunde-Rasse vom Zuechter, oder nen aelteren, anfaengertauglichen Hund aus dem Tierschutz, den ihr vorher kennenlernen koennt. Eine Kollegin hat letzteres getan und einen richtigen Volltreffer gelandet. Ihr Hund ist gelassen, freundlich und kriegt im Zweifelsfall nicht die Krise (wie meiner), wenn die Putzfrau mal ne andere Putz-Routine faehrt als sonst 