Da sich jetzt mehr Leute trauen, in die Verhaltens-Schiene einzusteigen...
Mir kommen viele Gedanken und ich würde Euch unheimlich gerne Mal im Alltag miteinander agieren sehen.
Ich glaube, hier sieht man gut den Unterschied zwischen "nicht aversiv" und "anti-autoritär".
So eine Diskussion hatte ich letztens in einer Whatsapp-Gruppe, wo völlig überzogen, übergriffig und gewalttätig auf normales Welpenverhalten reagiert wurde (Welpe von 8,5 Wochen beißt bei der neuen Familie im Spiel und aus Übermut in die Hosenbeine und wird dafür am Nacken gepackt, auf den Boden gedrückt, erst losgelassen, wenn er sich nicht mehr bewegt und nicht mehr schreit und dann wird er den restlichen Tag ignoriert). Mir wurde dann, als ich Alternativen dazu vorschlug, unterstellt, gewaltfrei wäre anti-autoritär, ein Hund müsse Grenzen kennen lernen usw., sonst würde der Hund irgendwann ernsthaft verletzen.
Aber man kann Grenzen auch subtil und gewaltfrei stecken und ich meine herauszulesen, dass das in Eurem Alltag nicht so richtig gemacht wird.
Es geht mir gar nicht um diese dämlichen Rituale von wegen "vor dem Hund essen", "vor dem Hund durch die Tür", aber gerade Raum zu beanspruchen und ein Mindestmaß an Respekt einzufordern halte ich für notwendig, um ein entspanntes Miteinander und ein enges Vertrauensverhältnis auf beiden Seiten zu schaffen.
Ich würde ganz schnell ein "Geh weg"-Kommando etablieren. Das löst viel Konfliktpotenzial, bevor es eskalieren kann.
ICH würde mich auch erst Mal von dem Hund nicht einschränken lassen. Also, wenn ich in einem Raum in einer Ecke stehe, darf er nicht dazu kommen. Nicht auf mich drauf legen, nicht an mich dran. Er darf sich nicht vor mich stellen, mich nicht anstarren, sie nicht eng an mich lehnen. Er darf nicht liegen bleiben, wenn ich vorbei möchte, nicht an mir vorbei drängeln, nicht betteln, kein Kopf auflegen, kein Pfote auflegen, kein direktes vorm Bett liegen, kein enges am Bein laufen, kein an der Tür geiern wenn es geklingelt hat, kein Anspringen, kein Rempeln, usw.
ALLE diese Situationen kann man mit einem freundlichen "Geh weg" lösen.
Das sind alles so Kleinigkeiten, die man bei so charmanten Hunden oft nicht als begrenzen wahr nimmt, die sich aber summieren können.
Ich benehme mich öfter mal wie "der Elefant im Porzellanladen" und die Hunde können sehen, was sie draus machen. Heißt konkret, dass ich mich zB drehe, wie ich das will, wenn ich im Bett liege, auch, wenn sie noch so schön angekuschelt sind. Dass ich ne (Schrank-)Tür öffne, obwohl ein Hund davor liegt, weil ich an den Inhalt möchte (natürlich nicht ohne Vorwarnung, ich schicke sie weg und haue ihnen nicht die Tür um die Ohren; aber ich stelle meinen Wunsch nach dem Schrankinhalt nicht hinten an, nur weil sie da "gerade so schön liegen"). Dass ich sie im Vorbeigehen streife oder zwischen ihnen und den Napf durchgehe oder über den Napf steige, wenn sie gerade essen (meine Wohnung ist winzig, ich forciere das nicht, es lässt sich bloß oft auch einfach nicht vermeiden).
Das ist gar keine "Methode" oder kein Ritual, sondern Teil unseres Alltagsleben.