Ich denke das der Wolf in die deutsche Landschaft gehört und dort auch gut reinpasst. Ich sehe auch keine Probleme in Sachen Naherholung, vielleicht wirds noch attraktiver. Landschaftspflege? das würde der Wolf positiv zu beitragen. Es gibt zu viel Rehe, Hirsche, WIldschweine. Freilandhaltung? ja, gewiss, da ist ein Problem woran gearbeitet werden muss.
Gehören vielleicht, weil er mal hier gelebt hat, aber reinpassen eher nicht mehr. Über mehr als ein Jahrhundert war er in Deutschland ausgerottet. In dieser Zeit hat der Mensch in rasantem Tempo die gesamte Landschaft auf den Kopf gestellt, mit Straßen durchzogen, industrialisiert, Wälder zerklüftet, Landwirtschaft etc. bis zum Exzess ausgebaut. Der Wolf passt sich dem sicher an, nur sicher nicht so, dass es sehr verträglich mit uns Menschen geschehen wird.
In welcher Form soll denn der Wolf positiv zur Landschaftspflege beitragen? Wölfe auf dem Deich führen nicht dazu, dass dort der Deich gepflegt werden kann und Gras fressen die meines Wissens auch nicht. Rehe, Wildschweine, Hirsche - die fressen sie ja nunmal nicht so, wie es immer behauptet wurde und das ist aus Wolfssicht völlig logisch. Die Landschaftspflege ist eine Folge der Veränderung unserer ehemaligen Landschaften durch den Menschen. Eine Verbuschung von Flächen, Behinderung der Biodiversität in der Pflanzenwelt sind zwangsweise die Folge, denn den Wolf beitragen zu lassen, würde voraussetzen, dass sich das entsprechende Wild, das für Pflege sorgt auch in ausreichender Zahl auf den zu pflegenden Flächen befindet. Da kommt schon das erste Problem - Mufflons sind Wildschafe, die hier angesiedelt wurden und denen es ohne den Wolf noch einigermaßen gut ging. Dem Wolf haben sie nichts entgegenzusetzen und werden verschwinden. Ein "Pfleger", der ausfällt. Die Rehe halten sich auch nicht ans Lehrbuch und ziehen Kulturpflanzen in einem Maß vor, dass sie tatsächlich auch Schaden verursachen und zu pflegende Flächen sind in der Regel keine Flächen, die überwiegend von Rehen frequentiert werden. Einzelne Wildwiesen vielleicht, aber keine Deiche. Vielleicht das Wildkaninchen ... das ist aber jetzt schon von Myxomatoseresistenzen und einem stetigen Rückgang der Populationszahlen betroffen. Ziege, Schaf, betimmte Rinder fallen aus, wenn die Tiere nicht effektiv geschützt werden können und dürfen. Schwerere Arten verursachen Trittschäden und dürfen zum Gewässerschutz und Hochwasserschutz im direkten Ufergebiet von (noch) 10m gar nicht eingesetzt werden und in Hochwasserauslaufzonen auch nicht. Pferd, Esel, Rind - raus. Wir könnten natürlich auf die auch wieder zuwandernden Wisente setzen, aber die brauchen ja auch dichte Wälder und Krautschichten, die sich in Nadelwäldern oder Laubwäldern so nicht in ausreichender Anzahl finden ... ganz davon ab, dass die keine Wiese sind. Seit ihrer Wiederansiedlung in Deutschland wurden nicht mal 10 Kälbchen geboren. Die werden sich also nicht ausreichend vermehren, um dem Wolf als wildlebende Nahrung (Kälber) zur Verfügung zu stehen. (So ganz nebenbei war eine Auflage bei der Ansiedlung, die Scheu dieser Tiere, also die Fluchtdistanz).
Aber bei der Renaturierung ist die Natur bekanntlich erfinderisch, wenn man sie denn lässt. Das Problem würde sich auf die ein oder andere Art sicher erledigen und Deiche kann man ja aufgeben ....
Naherholung im Wald, wenn dort Wölfe leben, wird nicht so uneingeschränkt möglich sein, wenn man unter Naherholung keine "Wolfstouren" fasst. Ausritte, Waldkindergärten, Abenteuertouren auf dem Wildpfad, einsames Joggen, Hunde-Gassi im Wald - vergiss es. Mit zunehmender Wolfsdichte wird man an solche Aktivitäten einen Haken machen müssen. Ich wage sogar zu behaupten, dass auch Campingplätze, Stadtparks etc. betroffen sein werden, wenn der Wolf weiter lernen darf, dass er dem Menschen absolut keine Scheu entgegenbringen muss und die Menschen zusätzlich lernen, dass Müll und Picknick in der Landschaft, auch Toilettengänge dort eine saublöde Idee sind. Wenigstens haben die Tiere dort dann etwas mehr Ruhe und weniger Müll.
Eine sinnvolle Wiederansiedlung von Arten, die hierher gehören, setzt voraus, dass die Gegebenheiten dazu geschaffen werden und ich sehe beim besten Willen nicht, dass die zerklüfteten Landschaften weiträumig geräumt würden, industrielle Landwirtschaften aufgegeben und idealerweise auch Verkehrswege wenigstens "geändert"würden. Ich glaube nicht, dass der Wolf nicht zu den Kulturfolgern gehört, die sich wie Wildschweine, Füchse, Waschbären und Ratten in der Nähe des Menschen mit seiner leicht verfügbaren Nahrung nicht wohlfühlen würden. Wie soll deiner Meinung nach der Wald durch den Wolf wachsen?
Wölfe - von mir aus, aber mit Sinn und Verstand und das bedeutet in einer Anzahl, die die mickrigen Baumgruppen hier auch stemmen können, evtl. größeren Zahlen in "Ruhezonen", aus denen sich der Mensch komplett zurückziehen sollte und mit Scheu. Wozu einem derart schlauen Tier erst beibringen, dass er den Menschen nicht fürchten braucht? Die schnell wachsende Zahl der Tiere würde es durchaus verkraften, wenn Nähe suchende Tiere schnell entnommen würden.
Ich bleibe dabei - die kleineren Biobetriebe, die Hobbyhaltungen, Freilandhaltungen von Gans, Schaf, Ziege, Rind evtl. sogar Pferd werden dem zu einseitigen Schutzkonzept zum Opfer fallen und irgendwann ist dann ein Punkt erreicht, an dem der Wolf keine Akzeptanz mehr bei der Landbevölkerung genießt. Der Stadt-Schreibtisch-Naturschützer kann sich sein verklärtes Bild sicher länger leisten.