Meine "Tageshündin" zog jahrelang wild an der Leine. Meine Freundin ist längere Zeit deswegen selber eskaliert, hat die Hündin angebrüllt, hart an der Leine geruckelt und gezogen, es war Stress pur für Hund und Halter. Der Trainer in ihrer Hundeschule hat ihr geraten, der Hündin Wasser ins Gesicht zu spritzen, wenn sie zieht. Wurde dann auch so gehandhabt. Mit keinem nachhaltigen Erfolg.
Als ich zusagte, den Hund 2-3 Tage pro Woche tagsüber "from nine to five" zu nehmen, habe ich ehrlich gesagt, dass ich nicht mit der Wasserspritze Gassi gehe, weil das einfach nicht mein Ding ist. War für meine Freundin in Ordnung.
Da ich aber absolut nicht bereit bin, mich von der Hündin (Retrievermischling) durch die Gegend ziehen zu lassen,habe ich was anderes gemacht, ruhig, unemotional, hartnäckig. Wenn die Hündin sich in die Leine schmiss und zog, was sie konnte, bin ich stehengeblieben und habe nur gesagt "Lockerlassen". Botschaft: wenn du weiter schnüffeln, weiter gehen und deine Hundedinge machen willst, muss die Leine locker bleiben. Kein Tadeln, kein Reden sonst, kein Ärgern. Nur stehenbleiben. Zwei, drei Tage lang war jedes Gassigehen Stop and Go. Ich dachte schon, wir kommen nie weiter als eine halbe kurze Parkrunde.
Dann machte es klick im Kopf der Hündin. Sie begriff es. Wenn sie zieht, passiert gar nichts mehr. Wenn sie locker geht, darf sie in aller Ruhe Hundezeitung überall lesen, schnüffeln, alles begutachten, was immer. In der zweiten Woche waren wir nur noch ab und zu im Standby Modus. Inzwischen geht sie tadellos an der 3m Leine und zieht zu 95 % gar nicht mehr. Manchmal setzen ein paar Gehirnzellen noch aus und sie sprintet los, dann reicht es aber, wenn ich stehenbleibe, lockerlassen sage, und schon geht sie zwei Schritte zurück, die Leine ist wieder locker, und es geht weiter.
Der Knackpunkt ist, man muss es ganz ruhig und emotionslos sagen, nicht schimpfen, nicht quasseln, nicht überschwänglich loben, sondern den Hund selber herausfinden lassen, wie das zusammenhängt. Und man muss hartnäckiger und konsequenter als der Hund sein. Ich wusste, dass ich zur Not bis ans Ende meiner Tage mit diesem Hund im stop-and-go Gassi gehe - und der Hund hat das offensichtlich gemerkt und entschieden, dass er der Klügere ist. 
(Sie muss an der Leine bleiben, weil sie einen sehr starken Jagdtrieb hat)