Hallo
Ich habe das Buch gelesen.
Meiner Meinung nach geht es darum dass weder belohnt noch gestraft wird , sondern der Hund bewusst und kontrolliert in - für ihn - frustrierende Situationen gebracht wird .
Inhaltlich arbeitet man in diesem Fall übrigens mit Belohnung. Nämlich mit dem Entzug genau dieser.
Frustrationstoleranz bedeutet, dass der Hund lernt es auszuhalten wenn er etwas erwartet , dieses aber nicht bekommt.
Sich darauf zu fokussieren als Trainer ist tatsächlich die einfachste Variante. Da kann man den Besitzern schnelle Trainingserfolge mit verschaffen, denn eine Erwartungshaltung, die niemals mehr erfüllt wird, also lerntheoretisch formuliert, eine Belohnung, die man niemals mehr bekommt, führt am schnellsten zu einer sinkenden Erregungskurve.
Ja, das ist sinnvoll zu wissen und anzuwenden, aber im Alltag sehr häufig realitätsfern, weil das bedeutet, dass der Hund nie wieder die Bestätigung bekommen darf.
Schauen wir mal in den Alltag, geht es aber in der Realität um Situationen, in denen der Hund sie sehr wohl bekommen darf und soll und sich bis dahin "zusammenreißen" soll.
Nehmen wir mal das Thema Aussteigen aus dem Auto. Klar kann man nun üben, dass man immerzu irgendwo hin fährt, die Klappe öffnet, der Hund nicht aussteigt und man heim fährt um die Erwartungshaltung zu verändern. Blöd nur, wenn man doch mal woanders gehen möchte. Als Einstieg um den Fuß in die Tür zu bekommen, kann so was eine Option sein. Aber das ist der allererste, poplige Trainingsschritt. Die ganze Batterie, die man dann noch hinten dran üben muss, damit das so bleibt, kommt ja erst noch. Meist wird aber auf solchen Plattformen suggeriert, dass das das komplette Training wäre. Und die Menschen fallen drauf rein, weil sie die Anfangserfolge super finden.
(Bei dieser Maren Grote habe ich mal ein Webinar mitgemacht. Ich sage mal so: Zum Glück konnte ich in der Zeit mein Büro aufräumen, so war die Zeit nicht ganz vergeudet.
)
Generell hat das Thema viele Schattierungen, so wie das echte Leben eben ist. Trainieren kann man das im Grunde den ganzen Tag im normalen Alltag, da muss man eigentlich gar nichts stellen. Aber für viele Hundehalter sind gestellte Übungen hilfreich die Abläufe zu verstehen, deshalb mache ich die auch. Und manchmal sind "extreme" Maßnahmen zum Fuß in die Tür bekommen sogar sinnvoll. Aber mir fehlt in den allermeisten Fällen der weitere Aufbau. Das wirklich fertig trainieren. Aber das ist natürlich ziemlich langweilig und ohne Showeffekt. Daher nicht Social-Media-tauglich.
Edit: Ich lese jetzt erst, dass wildsurf es schön aufgedröselt hat. Danke dafür!