Beiträge von flying-paws

    Ich stelle mir das immer so vor: Ich mache es mir auf dem Sofa gemütlich und will gerade entspannen, weil die Person weg ist. Bumm, steht sie wieder da. Wie soll ich da zur Ruhe kommen?

    Dieser Aufbau ist eigentlich fast ein Garant dafür dem Hund beizubringen, dass Alleinbleiben mit Unruhe verknüpft ist. Ja, manche Hunde lernen es trotz, aber vermutlich nicht wegen dieses Aufbaus. |)

    Gut, durchdrehende Schäferhunde sind für mich jetzt nicht der Maßstab, an dem ich messen würde, was ich für meinen Hund richtig/gut/schön finde. Aber jeder wie er mag, vielleicht empfinden die Schäfimenschen das auch als freudig-triebig-normal-soll-so, weiß ich nicht.

    Für mich hat das jedenfalls nichts mit "dogforum-tauglich-tot-trainieren" zu tun, sondern wie es für Hund und Mensch letztlich am angenehmsten/gesündesten ist. So viel nur noch dazu, das muss natürlich genau niemand so sehen oder so machen. :D

    Ich glaube, ich verstehe schon, was Du meinst. Zum einen geht es darum zu akzeptieren, was der Hund aufgrund seiner Rasse leisten kann und was eben nicht (!), anderseits muss man aber aufpassen, dass man nicht aufgrund der Rasse das Training gar nicht aufnimmt oder zu wenig daran trainiert, weil: Kann er ja eh nicht.

    Ich habe in meiner Hundeschule alles möglich an Menschen. Die, die was von ihrem Hund einer bestimmten Rasse verlangen, was nicht gehen kann. Und dann gibt es die, die sich drauf ausruhen und ich mir denke, das ein wenig Motivation und Einsatz äußert hilfreich wären ... |) Und natürlich alles dazwischen.

    Im Jahr 2017 verknüpfte mein Nian aufgrund eines Krampfanfalls unter hohem Fieber wegen seines damals noch nicht entdeckten Hypoparathyreoidismus Tierarzt, Geräte und vor allem Nadeln für Zugänge und zum Blut abnehmen äußerst negativ. Leider musste aufgrund der Erkrankung damals im Drei-Wochen-Takt, heute sind wir auf einem Sechs-Wochen-Takt, Blut untersucht werden. Genau das hatte er extrem negativ verknüpft: Stauschlauch, Nadel ins Bein war Panik pur. Mit fünf Leuten lagen wir in der Tierarztpraxis auf dem sich panisch wehrenden Hund.

    Ich begann parallel daheim das Blut abnehmen über das Kooperationssignal zu trainieren, übte das Abnehmen an meinen anderen Hunden und kam schließlich dahin, dass ich es daheim selbst machen konnte. Parallel übte ich auch, dass ich es in der Tierarztpraxis konnte. Der Fokus war auf dem Blut abnehmen. Als das ging, begann ich andere Sachen zu üben, denn der Kerl konnte auf keinen Tierarzttisch mehr, keine Grunduntersuchung bekommen, geschweige den Ultraschall oder ähnliches. Ich begann in 2022 also das Abhören zu üben, Geräte zu integrieren, verschiedene Tisch und Erhöhungen zu nutzen. Dann integrierte ich nach und nach andere Menschen in das Setting. In dem Jahr gelang es meiner Tierärztin ihn auf dem Boden der Praxis mal abzuhören. Nach viereinhalb Jahren zum ersten Mal!

    Im Dezember 2024 war es so weit, dass ich es wagte einen Alterscheck-Up-Termin mit Ultraschall auf dem Tisch etc. auszumachen. Und ich muss sagen: Es klappte gut!

    Und in diesem Jahr wird das Training nun Schlag auf Schlaf auf eine harte Probe gestellt. Im Januar Ultraschall in einer Klinik, danach OP eines Lebertumors (zum Glück gutartig). Einige Monate später Blasenpunktion wegen einer hartnäckigen E-Coli-Infektion. Vor eineinhalb Wochen im Notdienst gelandet wegen starker Schmerzen im Bauchraum und Fieber. Blut abnehmen (auf dem Tisch!), Ultraschall, Röntgen (in verschiedenen Ebenen!), alles funktionierte! In der Nacht zum Montag leider ein Blut kotzender Hund, daher landeten wir am Montag in der Tierklinik Hofheim. Blut abnehmen, Untersuchung, Ultraschall, Infusionen. Er war unfassbar brav. Eigentlich wollten sie ihn zum Ultraschall mitnehmen, aber das war mir zu heiß. Ich ging mit und ich glaube, die dachten, ich wolle sie veräppeln, als ich sagte, es sei schwierig. Gut, ich wusste aber auch nicht was er machen würde, wenn es ihm so hundselend geht. Er lag in dem Rückenlagerungskissen wie ein Stofftier. Fix und fertig.

    Ich möchte allen Mut machen, das Training anzugehen. Ich mag mir gar nicht ausmalen wie das alles laufen würde, wenn man ihn nicht untersuchen könnte.

    Edit: Ich muss im Nachhinein sagen, dass ich die Stärke dieser Trainingsform unterschätzt habe. Niemals hätte ich geglaubt was man damit erreichen kann. So leid es mir für Nian tut, dass der diesen ganzen Mist erleben musste, so gut war es für meine Kunden und deren Hunde, denn ich würde sonst vermutlich anders mit ihnen arbeiten und selbst noch dran glauben, dass man in solchen Fällen nicht mehr soooo viel erreichen könnte.

    Zum Thema Bindung hätte ich hier mal was für Dich:

    Kurzer Aufreger über den Begriff Bindung ...

    Spoiler anzeigen

    Mich triggert der Begriff Bindung im Hundetraining. Bindung hat mit dem Training nämlich nix zu tun. Der Begriff Bindung ist aus dem Humanbereich geklaut. Da geht es kurz gesagt darum, dass es ein Zeitfenster gibt, indem der kleine Mensch lernt, dass soziale Kontaktaufnahme beantwortet wird. Es ist ein Wechselspiel an Kommunikation. Dadurch entwickelt sich Bindung zu diesem Sozialpartner, mit dem das stattfindet. Da reden wir im Übrigen von Säuglingen. In dieser Phase muss das stattfinden, sind gibt es Entwicklungsstörungen.
    Wenn wir das auf den Hund übertragen, dann ist diese Phase schon lange vorbei, wenn der Hund zum neuen Besitzer zieht. Die Bindungsfähigkeit basiert auf genetischen Grundlagen (die beim Labrador Retriever sehr gut ausgebildet sind) und ist beim Hund so umgeformt, dass sie sich auf andere Caniden UND Menschen bezieht. Bei manchen Hunderassen steht der Mensch sogar noch über den Caniden, auch, wenn beide zur Verfügung stehen in dieser Phase. (Das ist quasi auch einzigartig - gibt es meines Wissen so bei keiner anderen Tierart.)

    Wovon hier die Rede ist: Vertrauen zu einer Person haben, weil sie einen gut durchs Leben leitet. Also so erzieht, dass der Hund sagt, dass dieser Mensch in dieser Hinsicht brauchbar ist.

    Und ich möchte auch, dass der Hund sich ablegt und es aushält keinen Job zu haben. Das brauchen wir definitiv im Alltag.

    Ich benötige es auch, dass meine Hunde in Alltag warten können. Ich übe das aber anders und vor allem später, wenn es ihnen viel leichter fällt. Ich benötige aber auch keine gleichbleibende Körperhaltung für warten am Fleck. Ganz im Gegenteil: Ich möchte sogar, dass sie sich die Körperhaltung selbst aussuchen. Das macht sie entspannter.

    Das ist viel. Da wundert mich Euer Problem nicht.

    Verschieb all das Mal um ein Jahr und auch dann mach das nicht beim Gassi, sondern immer separat. Dieser Hund ist kein Retriever.