Deshalb überleg ich ja echt, hinzufahren und die dort einfach vor Ort kennenzulernen.
Falls das eine ernsthafte Überlegung ist: ich halte das für kaum machbar, sich vor Ort ein wirklich realistisches Bild machen zu können. Ich hab das mal getan und meinen Hund vor Ort in einem rumänischen Shelter abgeholt. Die Lebensumstände vor Ort sind so anders, dass Merlin nie hätte zeigen können, was er dann hier zum Teil ausgepackt hat, um sich andere Hunde vom Leib zu halten. Ganz konkret an seinem Beispiel: dort war er gezwungen, als eh schon verletzter Hund auf engem Raum mit viel zu vielen Hunden, die Konflikte zum Teil bis zum Tod des Kontrahenten gelöst haben, sich so konfliktvermeidend wie nur möglich zu verhalten. Hier zuhause mussten wir dann erstmal erarbeiten, dass er bitte seinerseits Konflikte nicht nach vorne löst.
Dieses "schonmal kennenlernen" funktioniert in meinen Augen nur dann, wenn die derzeitigen und die zukünftigen Lebensumstände nicht so grundverschieden sind.
Ich stimme dir da nicht zu. Natürlich verhalten sich Hunde nach einer Zeit im neuen Zuhause anders. (Also, alle außer Bolle tun das.) Aber man kann zumindest das Temperament einschätzen, finde ich. Wie nervös, hibbelig, ruhig, versteinert, wuselig, trantütig ist ein Hund, wie wild geht der aufs Leben zu, wie sehr zieht er sich im Stress zurück. Und genau das ist wichtig für mich.
Denn genau dadurch weiß ich, ob der Hund, der ja hier immer noch gestresst ist, wie ein Flummi Alma küssen will oder eher dazu neigen wird, sich in eine geschützte Höhle zurückzuziehen und vorsichtig zu sein, ob er eher knurrt und Abstand fordert oder eher nicht. Davon ist für mich sehr viel abhängig, denn dadurch weiß ich, ob ich hart trennen muss oder es relativ schnell gut gehen kann.
Ist der Hund eher ne Rakete oder eher ein 1000Likes-Porridge, das kann man ziemlich gut einschätzen.
Ging bisher auch auf Videos für mich immer ganz gut, aber selbst dort sein ist doch noch mal plastischer, finde ich.
Die Hündin kommt ja nicht aus einem Horrorshelter, in dem große Hundegruppen allein leben. Die leben da nach Größe und Sympathie sortiert zu maximal drei Hunden in einem Bereich. Da kann man schon einiges sehen.
Und auch ein bisschen, welche Tendenzen es gibt oder wie schnell ein Hund gestresst ist. Wenn er sich z.B. auf den Arm nehmen lässt, finde ich, merkt man daran ne Menge über Anspannung oder so.
Also, vielleicht täusche ich mich, aber keiner meiner Hunde hatte bisher mit gegenüber eine Tendenz nach vorn und ich glaube schon, dass das auch damit zu tun hat, wie ich die Hunde ausgesucht habe bzw. wie sie für mich ausgesucht wurden.
Weniger aussagekräftig als sich einen Welpen aussuchen finde ich das also nun auch wieder nicht.