Alles anzeigenSicherheitsgedanken nicht absprechend denke ich bei der Diskussion hier dich immer wieder an den hier.
https://jugendbegegnung.de/media/Adorno-E…h_Auschwitz.pdf
Autonomie „um jeden Preis“ ist sicher nicht das Ziel. Die Förderung von Autonomie für mündige Menschen, also solche, die sich auch gegen gesellschaftlich getragene Vorstellungen entscheiden können, scheint mir eine sinnvolle Ausrichtung zu sein.
Ich bin mir grad nicht sicher, worauf du hinaus willst. Dass die zu große Sicherheit durch ein Geschirr die Autonomieentwicklung einschränkt?
Tatsächlich widerspricht sich das nicht. Zum Einen ist das ein Alter, wo Sicherheit noch über Autonomie geht - der Körper ist noch zu fragil und der Geist nicht mit entsprechendem Gefahrenbewusstsein geprägt, dass man einfach machen lassen kann. Zum Anderen entwickelt sich die Autonomie ganz von selbst - heißt nicht umsonst Autonomiephase. Und zum Dritten heißt es ja nicht (optimalerweise), dass das Kind ungelenkt agieren kann. Trotz Leine wird ja auf Gefahren hingewiesen, und wenn die Gefahren gering/überschaubar/harmlos sind, kann man die Leine ja abmachen.
Ich wollte auf nichts hinaus.
Es geht mehr um die Idee von Erziehung als um Konkretes, Adorno ist kein Pädagoge und hat sicher nicht über angeleinte Kinder nachgedacht, sondern darüber, wie komplexe Systeme beschaffen sein müssten, um Menschen mündig werden zu lassen.
Dass Menschen nur in sofern allein autonom werden, dass sie sich irgendwann selbst bewegen, ihren Willen/ihre Affekte zunehmend verständlich ausdrücken und selbst versorgen können, ist klar. Das funktioniert grundsätzlich für viele Lebewesen sehr gut. Aber Autonomie im Sinne der Mündigkeit ist ja etwas anderes, sie kommt zustande durch die Freiheit und den Mut des Geistes, sie ist eine Haltung zur Welt und zum Selbst außerhalb autoritärer oder moralisierender Vorgaben.
Ich sage nicht, dass eine Leine eine Erziehung hin zur Mündigkeit (oder vielleicht unter Erhaltung der Mündigkeit?) erschwert oder sogar verunmöglicht.
Ich war selbst Leinenkind und bin eine mündige Person geworden mit einem Rucksack voll Moralkritik. Damit bin ich vermutlich kein Einzelfall.
Ich musste lediglich an ‚Erziehung nach Auschwitz‘ denken, vor allem nach den Berichten vom Flughafen und dem festgebundenen Kind und gleichzeitig digital gebundenen Mutter, was für ein ‚Ethos’ von Erziehung und des Menschseins dahinterstehen mag, wenn man sich und das Kind - um im Jargon zu bleiben - verwaltet.
Ich weiß nicht, ob das bezogen auf die Idee von Mündigkeit vielleicht schwieriger ist, als Autoritarismus, wenn der autoritäre Charakter hierbei ja nicht mal von einem spezifischen Menschen, sondern von einem Ding (bzw zwei Dingen, dem Anbinden und dem Absorbiert-werden durch das Handy) ausgeht.