Meine jüngste border Collie Hündin ist jetzt 14 Monate alt. Welpenzeit also noch nicht lange her.
Unser Ablauf sah folgendermaßen aus, die ersten 3 Wochen war die kleine fast nur im Garten und auf dem Grundstück unterwegs. Außerhalb bin ich mit ihr in den Wald gefahren und hab sie erkunden und laufen lassen ohne Leine, dann wieder getragen, dann zurück ins Auto und heim. Ich sag mal so, erstmal nur naturreize, Gerüche, den Wald usw. Border collies sind sehr reizempfindlich und du musst ihnen vorsichtig die Welt vor filtern.
Zuhause war viel Ruhe angesagt, verarbeiten von den Ausflügen und was sie alles erlebt, gesehen, gerochen, erforscht hat. Border collies haben nicht das beste nervenkostüm, sie brauchen einen guten Schutz vor Zuviel um nicht überfordert zu sein. Das ist übrigens der Grund warum border collies als nicht so anfängertauglich angesehen werden. Die Balance zwischen Sozialisierung, vor Filtern der Umwelt, Pausen, Bewegung, Stress usw. ist beim border collie eine Gratwanderung und der grad ist schmal, teilweise sehr schmal.
Border collie in der Stadt, verkompliziert die Lage noch. Ganz grundsätzlich sind border collies, aufgrund ihrer Genetik und dem oben beschriebenen schmalen grad, eher landeier.
Ganz platt, Stadt ist für die reizempfindlichen border collies, sehr, sehr anstrengend, für manche kaum zu ertragen. Für mal einen Besuch, machbar für viele border collies und dann brauchen sie 2-4 Tage sich davon zu erholen. Dafür sind sie nicht gezüchtet bzw. gemacht worden.
Viele border collies in den städtischen parks sind auch deshalb übrigens Ball, oder frisbeejunkies. Mit dem Adrenalin fluten sie ihr Gehirn und dann ist der stadtstress für sie durch ihre Droge Adrenalin überlagert.
Ich denke, du musst gut überlegen, wie weit du dein Leben um deinen border collie drum rum bauen kannst. Rausfahren aus der Stadt, am besten 4-5 mal die Woche, ist ein absolutes muss. Ich würde, versuchen die Stadt nur sehr, sehr dosiert, der kleinen Maus zu zeigen. Ich würde die kleine auf den Arm nehmen, in den nächsten, sehr ruhigen Park (ruhigste Ecke dort) tragen. Absetzen, 20 min. dort erkunden lassen, wieder auf den Arm und heim. An den Tagen, an denen du nicht raus aus der Stadt fahren kannst. Zudem würde ich 3-5 mal die Woche für gute hundekontakte sorgen.
Du hast dir eine große Aufgabe ausgesucht, aber machbar ist das. Auto solltest du dir allerdings wirklich zeitnah anschaffen. Das erleichtert vieles.
Ansonsten ist ein border collie eher kein alltagsbegleiter in allen Lebenslagen, sondern ein Hund der wahnsinnig viel gibt und faszinierend ist, aber der auch wahnsinnig viel verlangt. An Management, wissen, handling und Fingerspitzengefühl. Ein border collie ist eine Art Lebenseinstellung und die muss man wollen, können und verstehen.
Gibt noch einige andere rassen, die auch eher eine Lebenseinstellung sind (aus unterschiedlichen Gründen), als nette alltagsbegleiter.
Wenn du einen unkomplizierten alltagsbegleiter möchtest, hast du dir leider die verkehrte rasse ausgesucht bzw. dich nicht richtig informiert.
Aber das ist ja nun so, du musst entscheiden ob du dein Leben so um den Hund bauen kannst, dass ihr beide zufrieden seid und gut leben könnt. Du musst nämlich auch entscheiden, ob du so, für einen Hund, dein Leben umbauen kannst und vor allem möchtest.
Lg