Hallo Lillii,
irgendwie erinnert mich das an mich vor 20 Jahren 
Ich wollte auch unbedingt einen Hund und als ich mit meinem damaligen Freund zusammen zog (400 km weit weg von zu Hause) erfuhr ich von einer Bekannten, dass sie vor ein paar Monaten Welpen hatten und einer von denen wohl in schlechte Hände geraten war. Die kleine Hündin war dort den ganzen Tag alleine, die Besitzerin hatte auswärts einen Job angenommen und war nur noch am Wochenende zu Hause und eine Nachbarin ging jeden Tag "mal nach dem Hund schauen", gab ihm Futter und Wasser. Das Ende vom Lied war, dass ich der Bekannten sagte, sie solle die Kleine da schleunigst rausholen, zu mir bringen und die Elterntiere kastrieren lassen, damit es nicht noch mehr unerwünschten Nachwuchs gibt.
So kam ich also mit 19 Jahren an meine erste eigene Hündin. Blacky, die Mutter ein Pudel-Schnauzer-Mix, der Vater ein reinrassiger Langhaardackel. Blacky, die in ihren ersten 4 Monaten außer einer Küche nichts kannte und ich, die keine Hundeerfahrung hatte, nur ein großes Herz für dieses arme Geschöpf. Ich habe ihr dann die Welt gezeigt, sie stubenrein bekommen (was lange gedauert hat) und überall mit hin genommen. Nach einem Jahr ging die Beziehung mit meinem Freund zu Ende, ich zog erstmal wieder zu meiner Mutter, natürlich MIT Hund.
Nach einem weiteren Jahr zog ich aus beruflichen Gründen 20 km entfernt in die Stadt. Blacky blieb bei meiner Mutter, da es ihr dort besser ging und sie nicht alleine war. Dennoch war ich nach wie vor für sie zuständig, auch für Futterkosten, Tierarztbesuche, Tierarztkosten (sie war Herzkrank), spazieren gehen etc. Mit der Zeit hatte sich alles prima eingespielt und auch meine Mutter hing sehr an dem Hund.
Als ich schwanger wurde und aus der Innenstadt auszog, wurde im gleichen Haus eine Wohnung frei, in die dann meine Mutter zog. Somit passte sie tagsüber auf Hund und Kind auf. Als mein Sohn vier war, musste ich Blacky wegen des Herzens einschläfern lassen. Sie starb friedlich in meinen Armen und wurde im Garten meiner Schwester beerdigt. Noch heute denke ich ständig an sie. Was ich ohne meine Mutter getan hätte? Ich weiß es nicht. Ich hatte das Glück, die liebste Mutter der Welt zu haben.
Aber niemals hätte ich den Hund hergegeben. Denn, wie du schon sagst, man übernimmt für viele Jahre die Verantwortung für dieses Lebewesen. Es gab Zeiten, da fiel ausgehen oder Klamotten kaufen oder was man sonst als junge Frau halt so macht flach, weil die Kosten für die Herztabletten und Zeit mit dem Hund einfach wichtiger waren.
Mittlerweile wohne ich wieder auf dem Land, in einem Haus mit Garten. Nach einer pflegeintensiven Zeit, in der meine Mutter schwer krank war und leider verstarb, wurde dann der Wunsch nach einem Hund wieder groß. Vor 2 1/2 Jahren zog Safran bei uns ein und letzten August Flaffy. Beide Hunde sind von der Tierhilfe Fuerteventura. Beide sind "behindert" und waren "Notfelle". Safran war schon erwachsen, als wir sie bekamen. Wir schätzen sie auf irgendwas zwischen 4 und 6 Jahren. Flaffy war erst 4 Monate alt. Mittlerweile habe ich etliche Hundebücher verschlungen, Seminare besucht und wir gehen in einen sehr guten Hundeverein mit tollen, verständnisvollen, verantwortungsbewussten Trainern.
Da man aber nie weiß, wie das Leben so spielt, sind beide Hunde so erzogen, dass sie alleine bleiben könnten, obwohl ich von zu Hause aus arbeite und dass sie nicht bellen. Weder im Garten, noch wenn es klingelt. Ich habe immer im Hinterkopf: hey, wenn ihr - warum auch immer - mal in einer Mietwohnung leben müsst oder du nicht mehr von zu Hause aus arbeitest, müssen die Hunde damit auch klarkommen ohne dass sie unter der Umstellung leiden.
Sorry, ist jetzt doch ziemlich lang geworden.
Was ich damit eigentlich sagen wollte ist:
- dass ich deinen Wunsch nach einem Hund nur allzu gut verstehen kann
- dass du Probleme nicht vorhersehen kannst
- dass ein "Hund aus zweiter Hand" nicht mehr Probleme machen muss, als ein Welpe vom Züchter (meine Schwester hat eine Goldie-Hündin mit tollen Papieren, sie ist nun 10 Jahre alt, seit langem Herz- und Schilddrüsenkrank, wurde wegen Arthrose operiert und hat nun leider auch noch Krebs bekommen)
- dass man an Herausforderungen wächst
- und dass ich es toll finde, dass du dir im Vorfeld schon so viele Gedanken machst und dir der Verantwortung bewusst bist
Ich persönlich kenne keinen Hundebesitzer, der nicht auch "Fehler" in der Erziehung macht. Wir selber und alle Hunde sind schließlich individuelle Lebewesen. Schau dich doch hier im Forum um. Auch "erfahrene" Hundehalter haben Hunde, die unerwünschte Verhaltensweisen zeigen. Und man erfährt hier viel Hilfestellung. Neben Hundeschule oder Trainer.
Wenn du jedoch zu deiner Entscheidung stehen kannst, ein ganzes Hundeleben lang, egal was kommt, dann ist die Entscheidung pro Hund richtig.
Vielleicht hast du ja die Möglichkeit, bis es mit einem eigenen Hund so weit ist, ehrenamtlich in einem Tierheim zu arbeiten. Das habe ich als Jugendliche gemacht und es hat mir über meine "hundelose" Zeit hinweg geholfen, trotz des Elends dass ich dort teilweise gesehen habe. Und den Hunden hat es natürlich auch geholfen.
Gegen das "Wirr-sein-im-Kopf" hilft mir auch oft eine ganz nüchterne Pro/Contra Tabelle. Das Ergebnis schau ich mir dann lange an und lasse meinen Bauch entscheiden :irre:
Ich wünsche dir alles Gute, du wirst schon die richtige Entscheidung treffen und halte uns doch auf dem Laufenden...
LG,
SaFla