Es wurde ja gefragt, wie hier einige HH den Gehorsam am Wild erreicht haben oder noch daran trainieren.
Zunächst glaube ich, dass es dafür keine 100 %ige Garantie gibt, es sei denn, man hat einen Pseudo - Jäger, den man u.a. durch artgerechte Auslastung zu einem gehorsamen und zuverlässigen Begleiter erziehen kann.
Ich persönlich habe meinen Jäger leider nicht vom Welpenalter, sondern erst mit 15 Monaten zu mir geholt.
Er hatte viele, verschiedene Baustellen, aber die größte war und ist das Jagen (was heißt Baustelle jagen- es ist seine Natur ).
Also habe ich mit den Basics begonnen, weitergemacht mit dem AJT alias P.Gröning + A. Ullrich.
Nebenbei habe ich am Man - und Pettrailing, Dummytraining, Longieren und Reizangel gearbeitet (nein, nicht täglich. Hund hat auch seine Pausen bekommen).
Somit konnten wir innerhalb von einem Jahr eine recht gute Bindung und allgemein guten Grundgehorsam erreichen.
Perfektioniert habe ich den "Gehorsam" am Wild mit Hilfspersonen, echten Fellen und Dummy's, die ich mir vom Jäger und Bauern besorgt habe.
Ich habe mitten im Wald (mit Hilfe mehrerer Expanter + Fell etc. + Wildgeruch daran befestigt) versucht, Situationen zu manipulieren, wie sie im echten Leben vorkommen.
Die Hilfspersonen habe ich gebeten, bei genauem Timing mehrere Rütteldosen zu werfen (nicht auf den Hund drauf).
Ich weiß, dass ich dafür gleich von Euch gehauen werde, aber ich sah einfach keine andere Möglichkeit mehr, als beim Hund eine evtl. Fehlverknüpfung zu erzeugen (Versuch + Irrtum).
Nach und nach haben wir das Training in sehr wildreiche Umgebungen verlegt und es hat ganz gut funktioniert.
Inzwischen lässt sich Hund sehr gut heranrufen oder eben durch "Sitz" unterbrechen.
Das "Sitz" wiederrum haben wir in allen möglichen Situationen trainiert.
Z. B. bei Hundebegnungen, Sichtung von Vöglen - also meistens dann, wenn ich anschließend mit Premackverstärker loben konnte.
Als das sehr gut gesessen hat, habe ich variiert, damit Hund von seiner Erwartungshaltung wegkommt.
Beim Rückruf arbeite ich mit dem doppelten Rückruf.
Ich möchte noch hinzufügen, dass ich meinem Hund nicht alles verbiete.
Das heißt, ich beziehe oft die Natur in mein Training ein.
Z. B. darf mein Hund auf einer großen Wiese gerne mal einen Schwarm Vögel nachjagen, das nutze ich dann auch hin und wieder zum Abruftraining.
Im Wald hält er einen akzeptablen Radius ein, wobei der sich auch schnell mal vergrößert, wenn es eine interessante Spur zu erschnüffeln gibt.
In Kooperation mit mir und je nachdem, wie ich die Situation einschätzen kann, darf er auch dieser nachgehen (meist wird sie dann nach ca. 50 m uninteressant).
Neulich hat mein Hund zum wiederholten Mal einen Igel aufgestöbert, den hat er mir stolz apportiert.
Natürlich musste er dann gegen etwas besonders tolles tauschen.
Dann haben wir vor zwei Wochen einen verletzten Fuchswelpen gefunden (nein, nicht wir, sondern d. Hund), den wir dann einem Jäger übergeben konnten.
Das ist nur in Zusammenarbeit zwischen mir und Hund möglich gewesen.
Wenn ich alles strikt untersagen würde, hätte ich keine Chance, dem Hund zu lernen, was ich erwarte.
Dennoch gibt es keinen einzigen Spaziergang, an dem ich kein Auge auf meinen Hund werfen muss.
Ein plötzlich hochspringendes Reh bedeutet immerwieder eine große Versuchung für meinen Hund und für mich eine Wahnsinnsherausforderung.
L.G., Claudia.