Es ist immer schwer so auf die Entfernung, ohne dass man den Hundehalter, den Hund und das ganze Zusammenleben kennt, einen Rat zu geben.
Unser Paul ist unser erster Hund aus dem Tierschutz und als er zu uns kam (ca. 3 Monate alt) hatte er unheimliche Trennungsängste. Er hat vor lauter Verzweiflung versucht durch eine geschlossene Tür zu kommen. Es war grauenhaft. Wir haben ihn dann erstmal eine Eingewöhnungszeit von ungefähr 4 Monaten gegeben und dann so angefangen:
Nach einem ausgiebigen Spaziergang - Paul so richtig müde - sind wir nach hause. Paul hat was zu futtern bekommen und nach einiger Zeit hat er sich gemütlich zum Schlafen hingelegt. Als er eingeschlafen war, haben wir für kurze Zeit die Wohnung verlassen. Paul hat es gar nicht mitbekommen, dass wir weg waren. Nach so ca. 10 Minuten sind wir, sehr laut die Wohnungstüraufschließend, zurück. Paul hat uns ganz verdutzt angeschaut und wir haben ihn ganz doll gelobt. Diese Prozedur haben wir immer öfter wiederholt. Dann habe ich angefangen ihn kurze Momente - zum Briefkasten, in den Keller, zum Mülleimer etc. alleine zu lassen. Ich habe einfach den Schlüssel genommen, Paul kam, ich hab gesagt, sei schön brav, bin gleich wieder da und Paul hat sich hingesetzt - war schon noch aufgeregt aber ist geblieben. Wenn ich reinkam, hab ich ihn gelobt. Nach einiger Zeit, als das funktionierte, habe ich angefangen, die Zeiten zu verlängern und so nach ca. 1 - 2 Monaten üben, hatten wir es geschafft.
Heute ist es für Paul selbstverständlich, dass es Zeiten gibt, da muss er halt alleine bleiben. Wenn ich morgens in den Job muss, legt er sich schon von sich aus hin und wartet auf die Verabschiedung. Immer das Gleiche Ritual - ich sag tschüß Paul, bin gleich wieder da und streichle ihm noch mal über seinen Kopf. Er legt sich irgendwo gemütlich hin und schaut mir müde nach. Ach ja, bevor ich morgens das Haus verlassen, haben Paul und ich einen ca. 1 Stündigen Spaziergang hinteruns.
Mein Mann und ich machen immer das Gleiche Ritual, wenn wir das Haus verlassen. Ohne Kommentar Anziehen, Schlüssel nehmen etc., dann Paul angesprochen: Tschüß Paul, sei schön brav, wir sind gleich wieder da und ein Leckerchen gegeben. Am Anfang kamen da noch Aufforderungen, dass er mit wollte. Heute wartet er, ob er aufgefordert wird mitzukommen oder ob das zuvor beschriebene Ritual kommt und er zu hause bleiben soll.
Ich denke, Du brauchst bei Deinem Hund sehr viel Geduld.
Da Du leider bei den Zerstörungen Deines Hundes an der Wand im Flur und der Tür nicht einwirken kannst, wenn Du nicht da bist, würde ich die Wände und die Türe mit Holz schützen. Dann kann er nicht noch mehr zerstören. Wichtig, mach die Zeit, die er alleine bleiben soll am Anfang nicht zu lang, versuch es in kleinen Schritten. Immer nur ein bißchen. Wenn Du nach ein paar Versuchen, die Zeit erhöhst und er wieder anfängt, dann fang noch mal mit kleineren Schritten an. Lass Dich nicht aus der Ruhe bringen. Er braucht bestimmt nur noch etwas mehr Sicherheit in der Wohnung und dass ihr wiederkommt und dann wird es bestimmt auch klappen.
Ich hoffe, ich konnte Dir helfen. Das ist ja jetzt ganz schön viel geworden. Wenn Du noch Fragen hast, kannst Du mir ruhig eine Mail schicken, da ich nicht ständig im Forum bin.
LG und viel Erfolg
agil