Dem interessierten oder desinteressierten Leser möchte ich mal den neuesten Stand der Dinge mitteilen. Wie man hier lesen kann: https://www.dogforum.de/ftopic85605.html habe ich einen Zweiten Versuch gemacht einen guten Einzeltrainer, in diesem Fall Verhaltenstrainer zu finden.
Es ist so, dass wir grade bei der Arbeit an der Leinenaggression Angst hatten in unserer Vorgehensweise irgendwelche unbeabsichtigten Fehler zu machen, so dass wir das Problem verschlimmern statt verbessern. So wurde der Wunsch stärker, dass sich das mal jemand anschaut und sagt, ob wir auf dem richtigen Weg sind.
Gestern war es also soweit. Der Termin war in einer Art größerer "Besprechungsraum", wo Max frei laufen konnte, schnüffeln, es gab ein Hundebett und Wasser für ihn. Neben Fr. Dr. Schöning war auch eine Praktikantin da.
Wir gingen den Fragebogen durch, die Punkte die ich angemerkt hatte, Punkte zu denen Frau Dr. Rückfragen hatte und sie beobachtete Max in seinem Verhalten und wie wir uns Verhalten.
Während des Gespräches hatte ich einen sehr guten Eindruck von ihr. Zum einen ist die Zielgebung genau das was wir verfolgen, sprich positive Bestärkung, dann ist ihr Umgang mit Max sehr angenehm gewesen. Er hat sehr schnell Vertrauen zu ihr gefaßt, obwohl er ein eher ängstlicher Zeitgenosse ist.
Nach der Annäherung, dem Gespräch und dem Vertrauensaufbau sind wir dann in einen Nebenraum gegangen. Das war ein großer Raum, welcher durch eine Art riesiges Türgitter abgetrennt war. Ich bin mit Max an die eine Seite des Raumes gegangen und der Testhund wurde reingeführt. Die Trainerin hat Max sein Verhalten beobachtet und dann sollten wir einen Schritt näher rangehen. Wir haben uns dann langsam "rangepirscht" aber es war eh zu spät. Max hatte sich schon verliebt in diese wirklich wunderhübsche und charmante Bluthündin. Er ist halt nur ein Mann und somit ließ er eher den charming Kavalier raushängen denn den irren an der Leine :D. Sowas nennt man dann wohl auch "Vorführeffekt".
Die Trainerin meinte aber, dass ihr das was sie gesehen hat auch schon gereicht hat und das sie gar nicht drauf aus war, dass Max an der Leine ausflippt.
Wir gingen also zurück in den Raum wo wir vorher waren und besprachen die weitere Vorgehensweise. Sie meinte wir wären mit Max auf einen ganz hervorragenden Weg, unser Belohnungstiming würde stimmen und unser Umgang mit Max auch.
Sie hat unser "Schau"-Training korrigiert, weil wir hier einen Aufbaufehler hatten. Wir haben ihr gesagt, dass wir nach dem System von Patricia B. McConnell arbeiten, was sie auch sehr gut fand aber sie meinte sie würde sich mit ihr wohl mal über die Umsetzung im Buch unterhalten müssen (die beiden kennen sich) oder ob es an der Übersetzung liegt, weil wir halt einen falschen Grundaufbau hatten. Nachdem sie diesen korrigiert hat, haben wir sogar vor Ort gleich super positives Feedback von Max bekommen, der sofort verstanden hat worum es ging. Sie meinte, dass dieses "Schau" unser Schlüssel zum Erfolg wird und uns darüber hinaus, wenn es richtig aufgebaut ist und sitzt, uns bei vielem mehr als nur bei der Leinenaggression helfen wird.
Dann sprachen wir über das Supersignal und auch hier korrigiert sie Feinheiten in unserem Aufbau.
Sie sprach mit uns über Max seine Ernährung und als wir sagten, dass wir barfen und Max eigentlich kein Getreide bekommt meinte sie, dass bei Max ggf. ein Tryptophan-Mangel vorliegen kann, was man prüfen müßte, weshalb nicht genug Serotonin gebildet wird. Sie empfehl uns z.B. Dinkel als Ergänzung zum Futter. Zuhause habe ich diesbezüglich nachgelesen und habe festgestellt, dass Max so ein Mangel nicht vorliegen kann, da wir Bananen und viele Karotten füttern, wo ja auch ausreichend Tryptophan zur Bildung von Serotonin drin ist. Ich denke diesen Punkt können wir von der Liste streichen.
Dann empfahl sie uns für Max eventuell mal ein DAP-Halsband auszuprobieren. Sie riet hier zum Halsband und nicht zum Spray, weil letzteres in der Wirkung nicht so effktiv wäre. Sie meinte, dass es unterstützend zum Training eine positive Wirkung auf seinen Umgang mit Streß haben kann. Dazu habe ich mich gestern auch mal quer durchs Internet gelesen und bin zu dem Ergebnis gekommen "schaden kann es nicht" ... sprich man liest solche und solche Berichte, sowohl negativ als auch positiv im Erfolg aber es hat halt definitiv keine negativen Auswirkungen.
Weiterer Trainingsablauf ist, dass wir "schau" weiter aufbauen wie bisher, nur mit den Korrekturen von der Trainerin. Dies weiter vertiefen und ansonsten weiter so vorgehen, dass wir Schleifen laufen, auf den Wohlfühlabstand achten usw.
Weiteres Ziel ist, dass "schau" länger gehalten wir und wenn wir auch unter stärkerer Ablenkung die Aufmerksamkeit von Max über "schau" kriegen, dann gehen wir zu einem Park in Hamburg der eingezäunt ist und wo viele Hunde laufen. Dort gehen wir dann außen lang und nähern uns langsam den anderen Hunden, machen ihn so "schmerzfrei" für Hundebegegnungen. Bis dahin wird aber noch ein weiterer Weg sein (ok je nachdem wir lange der sichere Aufbau des "schau" dauert).
Sie hat uns am 21.08. eingeladen an einem Trainingsmorgen teilzunehmen, wo 4 Hunde mit Leinenaggression da sein sollen. Es werden dort Hundetrainer in der Ausbildung vor Ort sein und man wird mit den Hunden arbeiten. Tempomäßig geht es so schnell, wie die Hunde mitmachen in Einzelsequenzen von ca. 5 Minuten, bei einer geschätzten Gesamtdauer von einer Stunde. Hört sich also ganz gut und entspannt für die Hunde an, weshalb wir dort gerne zugesagt haben (nun muss ich nur noch frei kriegen).
Insgesamt bin ich sehr euphorisch, was den gestrigen Abend betrifft und ich kann sagen auch wenn es nicht grad die günstigste Variante war, so ist sie jeden Cent wert gewesen und wir hatten danach einen total entspannten Hund und nicht einen Hund der mit der Welt fertig war, weil irgendwelche Hundetrainer die das Wort nicht verdienen ihren Wahnsinn an ihm ausleben.
Ach ich sprach sie auch noch auf das Halti an. Uns wurde ja dazu geraten aber weil ich mich nicht wohl in der Anwendung fühlte, habe ich es nach 2 Wochen in die Ecke geschmissen. Sie meinte, dass es in unserem Fall auch komplett unnötig ist, denn wir sind körperlich in der Lage Max zu halten und Trainingsziel ist nicht, dass Max den Blick von einem anderen Hund wegwendet, weil wir ihn den Kopf in unsere Richtung lenken, sondern das er automatisch unsere Richtung sucht, wenn etwas ist, was er nicht händeln kann.
Insgesamt bin ich also mehr als positiv (fast überrascht) aus dem Gespräch rausgegangen und nun trainieren wir mit den Korrekturen und Anmerkungen weiter.
Achso sie meinte auch, dass Max sein Verhalten durchaus aus seiner Angst heraus kommt. Auf unsere Rückfrage, wie es zu dieser Angst kommt, meinte sie, dass Dobis eh etwas dazu neigen und dann meinte sie, das es eine 30%ige genetische Möglichkeit der Entwicklung von Angst geben kann ... das wäre durchaus viel. Dann ist es noch möglich, dass wir als Halter unbeabsichtigt dazu beigetragen hätten, wobei dies nun nicht nachvollziehbar ist aber natürlich durchaus eine weitere Möglichkeit und seine "schlechte Kindheit" auch dazu beigetragen haben kann.
So das ist jetzt das was mir alles zum Gespräch von gestern eingefallen ist. Danke fürs lesen.