Zitat
Meiner persönlichen Erfahrung nach, liegt es oft an Unterforderung des Hundes oder an den Ängsten des Halters.
Mich würde mal interessieren, wieviel "persönliche" Erfahrung du da hast, dass du so ein Resumé ziehst?
LittleCody
Ich habe auch einen Hund mit einer ausgewachsenen Leinenaggression. Wenn es dich interessiert, kannst du unsere Geschichte ja hier mal nachlesen: https://www.dogforum.de/ftopic74973.html
In unserem Fall ist Max Leinenaggressiv aus Frust. Er möchte halt gerne zu jedem Hund und spielen. Geht leider nicht, da er nicht mehr der süße Welpe ist, wo das jeder toll findet und daraus, dass wir Kontakte an der Leine unterbunden haben, erwuchs uns eine satte Leinenaggression. Anfänglich konnten wir ihn noch mit Balla oder Leckerlie ablenken aber es wurde immer schlimmer.
Wir haben dann einiges probiert ohne wirklichen Erfolg. Auch ein Halti zu dem ich dir bei einem "richtig" Leinenaggressiven Hund definitiv nicht raten möchte. Ein Halti wäre nur zu empfehlen, wenn du deinen Hund nicht halten kannst. Wir haben einen 28 kilo Berserker an der Leine und konnten ihn trotzdem halten, deswegen haben wir aufs Halti verzichtet. Es hat durchaus bis zu einer Grenze geholfen ... aber ein leinenaggressiver Hund neigt dazu plötzlich in die Leine zu steigen, wenn du dann nicht richtig reagierst, kannst du deinem Hund schwere Verletzungen zufügen. Halti ist in meinen Augen eher etwas für Hunde die nicht leinenführig sind.
Was tun. Wir haben wie gesagt vieles probiert. Irgendwann sind wir auf das Buch "Alter Angeber" von Patricia McConell gestoßen. Dort wird das "schau" beschrieben. Das ganze Buch wirkte motivierend auf uns einen neuen Versuch zu starten. Wir haben dann "schau" aufgebaut und sind auch immer noch dabei, es ist keine kurzfristige Sache, dass muss einem klar sein. Wir haben auch eine Einzelstunde bei einer Verhaltenstrainerin genommen, um zu schauen, ob wir auf dem richtigen Weg sind, diese Bestätigung haben wir erhalten. In Aktion können wir es noch nicht anwenden, womit ich zu deiner Frage komme, was du bis dahin tun kannst.
Wir laufen Schleifen, d.h. sehr aufmerksames Gassigehen .... wenn wir einen Hund sehen, dann die Ansage an den Hund "hier entlang" eine elegante Körperdrehung und ein Wechsel der Straßenseite. Wir haben Glück, dass Max nicht auf große Distanz aggressiv ist, sondern sein Wohlfühlabstand bei mittlerweile ca. 10 Meter liegt. D.h. wir können auch hinter anderen Hunden hergehen ... nur das direkte aufeinander zugehen führt zum totalen Amoklauf ;). Deswegen gehen wir Schleifen, was einen Weg durchaus mal verlängern kann.
Gestern hatten wir auch eine sehr positive Erfahrung. Wir haben unter anderem Max seinen Radius eingeschränkt, d.h. er geht, bis auf die Momente wo wir "frei" sagen bei Fuß. Er hat dadurch offensichtlich ein besseres Gefühl, denn gestern war ein Mann mit 2 kläffenden JRT´s dabei die Straße zu uns rüber zu wechseln und ich sah an Max seiner Körperhaltung, dass er gleich verspannen würde. Ich habe lediglich gesagt "nein", dann "hier entlang" und konnte mit einem etwas bockigen Hund (ohne ausflippen) den Weg in die andere Richtung fortführen. Normalerweise waren die Hunde so nah, dass er ausgeflippt wäre und vor allem haben die gekläfft, was für ihne ja eine direkte Einladung darstellt.
Wichtig ist, dass du locker bist. Ich habe im Buch den Tipp gelesen zu singen ... so blöd es sich anhört ... ich habe am Anfang, wo ich Richtungwechsel geübt habe oder wenn uns ein Hund entgegenkam wirklich gesungen. Kam mir doof vor aber es hat mir geholfen. Die Leine kann kurz sein aber immer locker.
Was das Schau-Training betrifft sind wir dazu übergegangen mit dem Clicker statt mit der Stimme zu bestätigen, da die Stimme immer Emotionen transportiert ... der Clicker bestätigt nüchtern und mit einem noch besseren Timing.
Wir haben uns hier im Forum einen Trainingspartner für Direktkontakte gesucht mit dem wir uns jetzt treffen werden. Da werden wir einfach mal schauen, wie es läuft. Ist halt besser, wenn der andere weiß, dass man einen Hund hat der potentiell ausflippt.
Mit all diesen Wegen sind wir jetzt soweit, dass wir die letzten 3-4 Wochen keinen einzigen Ausflipper mehr hatten und der gestrige Kontakt sagt mir, dass dies vielleicht auch positiv in weiterer Hinsicht war. Dadurch das er die letzten Woche keine Selbstbestätigung mehr durch das Aggressionsverhalten hatte ist er vielleicht selber auch entspannter ... aber das ist pure Spekulation ... ich war gestern nur sehr überrascht .... denn er ist sozusagen ein "Vorbild" an Leinenaggression (kläffen, senkrecht in die Leine steigen, auf nichts mehr reagieren, total versteifen, fixieren, sich nicht abblocken lassen, weil man vorstürmt, etc.).
Ich habe bis dato null Plan, ob das "Schau" für uns im Endeffekt die "Lösung" darstellt aber da wir zeitglich weitere Trainingsmöglichkeiten suchen, bin ich zuversichtlich, dass wir so oder so zum Ziel kommen. Am Freitag sind wir zu einem Treffen von leinenaggressiven Hunden in der HuSchu wo ich das Einzeltraining hatte, eingeladen. Das Treffen ist wohl für zukünftige Hundetrainer... es sind 4 Hunde eingeladen ... einer davon ist Max. Vielleicht kann ich von dem Treffen auch noch was positives mitnehmen, was ich dann gerne weitergebe.
Aber .... mein Weg ist im Zweifelsfall nicht dein Weg. Es gibt unzählige Tipps und Ansätze, was diese Problematik betrifft und ich denke der Beste Weg ist, wenn man einen guten Hundetrainer (sehr großes Problem) findet, der eine Beurteilung der Lage machen kann und einem Tipps geben kann. Oft ist es die eigene Körperhaltung, dass stramm nehmen der Leine, etc. aber das kann niemand beurteilen der einen nur im Internet liest.
Ich drück dir die Daumen für deinen/euren Weg!!!!! 