Mir ging es in meienr ersten Antwort dazu hauptsächlich um acidsmile. Deswegen habe ich das Zitat von dir gleich wieder entfernt, weil ich gemerkt habe, dass ich eigentlich auf "Ja, ist auch so." reagieren wollte. Und um Diagnosestellung ging es da ja zunächst nicht, sondern generell um Hilfen - und die sind vielfältig.
Deine Gefühle zu der ganzen Situation wollte ich in keiner Form als unberechtigt darstellen. Das wäre sehr anmaßend und vollkommen unfair.
Viele Hilfen starten erst ab der Diagnose und bis dahin ist der Weg der unsichtbaren Behinderungen oft wesentlich weiter. Oft braucht es mehrere Diagnostikdurchläufe und Jahre ziehen ins Land.
Einer der großen Unterschiede, die ich erlebe, ist, dass Eltern von Kindern mit sichtbarer Behinderung schon vor der Geburt oder spätestens ab der Geburt in den Verareitungsprozess starten können, während dieser Prozess bei Eltern von Kindern mit nicht sichtbaren Behinderungen wesentlich später beginnen kann. Und viele - damit bist du überhaupt nicht gemeint, das sage ich vorsichtshalber gleich dazu - verleugnen viele Jahre. Wenn ich ein Kind mit Rett habe oder mit Cerebralparese, ist es fast unmöglich, das zu leugnen.
Ich glaube aber, dass sich niemand, der nicht persönlich betroffen ist, vorstellen kann, wie hoch das Maß an Verzweiflung ist, wenn einem jahrelang alle erklären wollen, dass das Kind ganz normal sei, oder man selbst Schuld und man ja nur da ändern müsse und dann läuft alles, weil man dem Kind eben nicht ansieht, dass das Kind eine Behinderung hat.
Wie immer, wenn man nicht direkt persönlich betroffen ist nur bis zu einem gewissen Grad. Wobei ich durch die Begleitung hunderter betroffener Familien sicher einen anderen Einblick habe als Durchschnittsbürger*innen.
Und ich würde mir für viele, oder eigentlich alle Gruppen jedweder Art, leichtere Wege zu Hilfe und Unterstützung wünschen.
Ja, definitiv.
Ich merke auch, mir hängt der Ärger mit den "gelangweilten Hausfrauen" noch nach. Ich finde das klingt einfach unglaublich herablassend, obwohl ich doch hoffe, dass es so nicht gemeint war, und wird den allermeisten Leuten, die als Sbgl. arbeiten und im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste geben, nicht gerecht. Frustration und Wut über das System, ja, kann ich verstehen, insbesondere, wenn das eigene Kind seit Jahren nicht im System beschult wird, aber Schulbegleitungen sind wirklich nicht die Ursache dafür.
Wenn ich die aktuellen Parteiprogramme lese, sehe ich auch wieder nichts Konkretes für Menschen mit Behinderung jeder Form und Altersklasse. Das ärgert mich unglaublich. Ja, wir finden ganz viele Fachkräfte und werden ganz toll inklusiv. Aja, toll.
Ich nehme gerade wieder ein Kind mit ASS aus so einem tollen inklusiven System auf, das in einem offenen Angebot nachvollziehbarerweise total verloren ist und sich vermutlich unter unseren Bedingungen relativ schnell positiv entwickeln wird. Und wenn das die Zukunft sein soll, frage ich mich, wie lange es bis zum großen Knall dauert.
Ich bin inzwischen von Inklusion sehr desillusioniert. Inklusion braucht Bedingungen, die sie möglich machen. Kinder einfach im bestehende Systeme zu schieben und sich nicht auf sie einstellen zu können, ist einfach hochgradig unfair.