Beiträge von Shalea

    Wie stellt sie sich denn vor, dass die das anders lösen sollen?

    Ich lese kein fehlendes Verständnis dafür, dass sich die Betreuung dort nicht alles vollpinkeln lässt. Sie möchte das mit der Rüdenbinde nicht und sucht deswegen eine andere Betreuung. Ich verstehe das Problem nicht.

    Sie schreibt das hier und bittet um Meinungen, so wie zig andere User mit zig anderen Themen.

    Was aber zu ADHS noch alles dazu gehört, wissen und verstehen nicht viele. Meiner Erfahrung nach selbst Fachleute nicht immer.

    Keineswegs. Ich frage Menschen, die bei uns ihr duales Studium Soziale Arbeit oder eine der Ausbildungen (HEP, Erz.) absolvieren, seit Jahren zu bestimmten Themen, wie sehr sie Inhalte dazu vermittelt bekommen (ASS, Kinder- und Jugendstärkungsgesetz, etc.). Es wird etwas mehr, aber die Antworten sind doch oft ernüchternd.

    Schade, dass das so unterschiedlich ist. Unsere Haupt-Klinik bietet immer eine sozialrechtliche Beratung an (wird leider von einigen Familien abgelehnt :ugly: ) oder weist Eltern darauf hin, wenn die Einstufung des PG aus ihrer Sicht nicht mehr stimmt.

    Ich war letztes Jahr wieder auf einem Fachtag zu ASS. Dort wurde sehr offen der jahrelangen Weg bis zur aktuellen Diagnose beschrieben. Es wurde von Fehldiagnosen berichtet, wie es dazu kam und welche Rolle Entwicklungen in der Forschung zur Diagnostik beitragen.

    Bei Mädchen ist es tatsächlich so, dass in der Fachwelt bekannt ist, dass diese stark unterdiagnostiziert sind, weil sich ASS bei Mädchen oft anders zeigt - hart ausgedrückt: für das Umfeld weniger störend.

    Wir empfehlen von uns aus selten, eine Medikation abzuklären, aber es gibt Fälle, in denen die Medikation der Türöffner ist, damit die Förderung überhaupt greifen kann. Wir arbeiten uns in solchen Fällen immer an einer Reihe von Vorurteilen ab. Oft ist es ein monatelanger Prozess und dann "Warum haben wir nicht schon früher...?". Und für das betroffene Kind ist eine angepasste Medikation einfach so eine Erleichterung.

    Mir ging es in meienr ersten Antwort dazu hauptsächlich um acidsmile. Deswegen habe ich das Zitat von dir gleich wieder entfernt, weil ich gemerkt habe, dass ich eigentlich auf "Ja, ist auch so." reagieren wollte. Und um Diagnosestellung ging es da ja zunächst nicht, sondern generell um Hilfen - und die sind vielfältig.

    Deine Gefühle zu der ganzen Situation wollte ich in keiner Form als unberechtigt darstellen. Das wäre sehr anmaßend und vollkommen unfair.

    Viele Hilfen starten erst ab der Diagnose und bis dahin ist der Weg der unsichtbaren Behinderungen oft wesentlich weiter. Oft braucht es mehrere Diagnostikdurchläufe und Jahre ziehen ins Land.

    Einer der großen Unterschiede, die ich erlebe, ist, dass Eltern von Kindern mit sichtbarer Behinderung schon vor der Geburt oder spätestens ab der Geburt in den Verareitungsprozess starten können, während dieser Prozess bei Eltern von Kindern mit nicht sichtbaren Behinderungen wesentlich später beginnen kann. Und viele - damit bist du überhaupt nicht gemeint, das sage ich vorsichtshalber gleich dazu - verleugnen viele Jahre. Wenn ich ein Kind mit Rett habe oder mit Cerebralparese, ist es fast unmöglich, das zu leugnen.

    Ich glaube aber, dass sich niemand, der nicht persönlich betroffen ist, vorstellen kann, wie hoch das Maß an Verzweiflung ist, wenn einem jahrelang alle erklären wollen, dass das Kind ganz normal sei, oder man selbst Schuld und man ja nur da ändern müsse und dann läuft alles, weil man dem Kind eben nicht ansieht, dass das Kind eine Behinderung hat.

    Wie immer, wenn man nicht direkt persönlich betroffen ist nur bis zu einem gewissen Grad. Wobei ich durch die Begleitung hunderter betroffener Familien sicher einen anderen Einblick habe als Durchschnittsbürger*innen.

    Und ich würde mir für viele, oder eigentlich alle Gruppen jedweder Art, leichtere Wege zu Hilfe und Unterstützung wünschen.

    Ja, definitiv.

    Ich merke auch, mir hängt der Ärger mit den "gelangweilten Hausfrauen" noch nach. Ich finde das klingt einfach unglaublich herablassend, obwohl ich doch hoffe, dass es so nicht gemeint war, und wird den allermeisten Leuten, die als Sbgl. arbeiten und im Rahmen ihrer Möglichkeiten das Beste geben, nicht gerecht. Frustration und Wut über das System, ja, kann ich verstehen, insbesondere, wenn das eigene Kind seit Jahren nicht im System beschult wird, aber Schulbegleitungen sind wirklich nicht die Ursache dafür.

    Wenn ich die aktuellen Parteiprogramme lese, sehe ich auch wieder nichts Konkretes für Menschen mit Behinderung jeder Form und Altersklasse. Das ärgert mich unglaublich. Ja, wir finden ganz viele Fachkräfte und werden ganz toll inklusiv. Aja, toll.

    Ich nehme gerade wieder ein Kind mit ASS aus so einem tollen inklusiven System auf, das in einem offenen Angebot nachvollziehbarerweise total verloren ist und sich vermutlich unter unseren Bedingungen relativ schnell positiv entwickeln wird. Und wenn das die Zukunft sein soll, frage ich mich, wie lange es bis zum großen Knall dauert.

    Ich bin inzwischen von Inklusion sehr desillusioniert. Inklusion braucht Bedingungen, die sie möglich machen. Kinder einfach im bestehende Systeme zu schieben und sich nicht auf sie einstellen zu können, ist einfach hochgradig unfair.

    Ich habe gesagt, dass ich das Gefühl habe, dass nicht sichtbar behinderte Kinder und deren Eltern weniger Hilfe bekommen.

    Ich habe mit ganz unterschiedlich stark eingeschränkten Kindern mit sichtbaren und unsichtbaren Behinderungen andere Erfahrungen gemacht.

    Ich habe unter anderem ein komplex beeinträchtigtes Kind ohne Verbalsprache, dem der x-te Antrag auf ein für ihn geeignetes Kommunikationsmittel von der KK erneut abgelehnt wurde. Sinngemäß steht in dem Schreiben, dass in Zweifel steht, dass das Kind von dem Hilfsmittel, das von einer professionellen UK-Beratung empfohlen wurde, profitiert. Klar, wer profitiert schon davon, wenigstens ein, zwei Grundbedürfnisse mitteilen zu können?

    Andere erhalten nur 2 Windeln pro Tag als Hilfsmittel bezahlt bei einem Kind, das urin- und kotinkontinent ist. Das muss reichen. Ja, danke auch.

    Etc.

    Kämpfe hat fast jeder, nur nicht immer die gleichen. Ich war kürzlich mit einer Gruppe mit auf einem Ausflug, wo eine ältere Frau ein stark beeinträchtigtes Kind wirklich widerwärtig angesprochen hat (dumm für sie, dass ich daneben stand, denn als ich mit meinem Text fertig war, hatte sie nicht mehr viel zu sagen). Bei vielen anderen, die dabei waren und die keine klare Morphologie haben, hätte sie das ziemlich sicher nicht gemacht.

    Aus meiner jahrelangen beruflichen Praxis in der Eingliederungshilfe kann ich nicht bestätigen, dass es Eltern von sichtbar eingeschränkten Kindern es einfacher hätten.

    Ich würde mir wünschen, Eltern von Kindern mit jeglichen Formen sollten sich zusammenschließen und nicht auch noch darüber debattieren, wessen Kind mehr oder weniger von Behörden und Krankenkassen behindert wird.