Beiträge von Marula

    Doch, ich finde durchaus, dass es anders geht, aber ich sehe diese ganze Inkasso-Schiene sowieso mehr als kritisch (was ja klar ist, schließlich dürfen die in Anlehnung ans RVG abrechnen ohne auch nur einen studierten Juristen in ihrer Firma sitzen zu haben...).
    Ich meine aber nicht nur das Inkasso-Mahnwesen [...]

    Ach so, ich hatte mich jetzt nur auf das Mahnwesen bezogen, nicht auf normale Rechnungen. Rechnung, erste bis dritte Mahnung mit Mahngebür, bis dahin alles von der Praxis selber, dritte Mahnung mit Warnung vor Inkasso und wenn dann nix kommt, dann wird abgegeben, so kenne ich es überwiegend.

    Da kann sich finde ich keiner drüber beschwerde, die Alternative hieße einfach "Bezahlen, bevor es an's Inkasso geht", so wie halt überall.

    Ein weiterer Punkt den ich mir bei Konzernübernahme vorstellen könnte: dass die Bezahlung und vor allem das Mahnwesen an Fremdfirmen outgesourct wird. Bei größeren Eingriffen und Angeboten zu Ratenzahlungen könnte es auch sowas wie Schufa-Klauseln geben, mein Zahnarzt hat sowas zB, das "darf" man dann für alle privaten Zusatzleistungen erstmal unterschreiben, also dass der Zahnarzt den Zahlungsanspruch an einen Dritten abtritt, welcher Mitglied in versch Auskunfteien ist und bei ausbleibenden Zahlungen diese Auskunfteien davon auch in Kenntnis setzt.

    Mit Inkasso arbeiten heute schon die meisten, auch Kleinpraxen. Anders geht's nicht.

    150 € für ein Blutbild ist nicht wenig.

    180 € für ne Zahnsanierung in Vollnarkose nach modernem Standard ist allerding nicht "viel Geld für gute Leistung", das verdammt billig für das was du da beschreibst.

    Ich weiß nun nicht, was mit "Geräte werden angeschlossen" genau gemeint ist - ich hab mal angenommen, es ist nen Inhalationsnarkose gemeint und/oder maschinelles Narkosemonitoring?

    Jedenfalls, wenn ich das so eingebe wie man es eigentlich macht, wenn man es ordentlich macht, Inhalationsnarkose mit Einleitung über Injektionsnarkose, Infusion während des Eingriffs, Zahnreinigung mit Ultraschall + anschließendes Polieren, Narkoseüberwachung über Monitor oder sonstige Geräte, dann komme ich ohne Röntgen, ohne Zahnextraktionen, ohne angewandte Medikamente (Narkosemittel usw), ohne Verbrauchsmaterialien, ohne Kosten für stationären Aufenthalt, ohne abgegebene Medikamente für zuhause (Antibiotika und Schmerzmittel, falls was gezogen wurde)... also wirklich für das Grundgerüst ohne alles, zum einfachen Satz GOT, schon auf an die 200 €.
    Kommen zusätzlich zu den ganzen grade genannten, noch nicht mit berechneten Posten noch Röntgen und Extraktionen dazu, dann geht das ganz schnell Richtung 300 € und drüber.

    Wenn keine Inhalationsnarkose gemacht wird (sondern nur der Tubus für Notfälle gelegt wird) und keine Infusion durchgeführt wird, dann kann das mit 180 € vielleicht grade so hinkommen.
    Aber auch da fehlen dann noch angewandte Medikamente und Verbrauchsmaterial und es wurde kein Röntgenbild gemacht und kein einziger Zahn gezogen.


    Also ist das bestenfalls sehr knapp kalkuliert und schlechtestenfalls Unterschreitung des einfachen Satzes GOT.


    [...]
    Nur es gibt im Leben ja nichts umsonst - wenn die TÄ so in vermeintlich bequemere Angestelltenverhältnisse wechseln, werden sie doch vermutlich ihre Behandlungsmethoden auch dem Konzern anpassen müssen, oder?! Also als Vorgabe zB das teuere Medikament zu empfehlen, an dessen Hersteller der Konzern vllt Aktien hält, anstelle eines anderen Präparates?! So in etwa stelle ich mir das vor...und das ist etwas, das mir bei diesem Thema mehr zu denken gibt als eventuelle neue Preise :???:

    Jup. Da hätte ich nämlich auch keinen Bock drauf.

    Schlimm genug, dass man den Leuten jetzt bei Antiepileptika oder Schilddrüsenmedikation oder z.B. einfachem Prednisolon für's Pferd die für Tiere zugelassenen Veterinärprodukte verkaufen muss, die genau das gleiche enthalten wie die bis vor kurzem verwendeten Produkte aus der Humanmedizin, aber ein vielfaches kosten.

    DAS finde ich Abzocke, und zwar von den Pharmaunternehmen, und nicht von den Tiermedizinern, die halt keine günstigen und inhaltsgleichen Humanarzneimittel mehr
    abgeben dürfen, wenn es auch für die vet med zugelassene Alternative gibt.
    Nicht den TA, der seine Leistungen auch 1:1 abrechnet, damit er seinen Angestellten, Helfern wie Assistenzärzten, auch nen Gehalt zahlen kann, von dem man leben kann.

    Wenn dann auch noch solche Geschichten dazukommen würde wie Exklusivverträge mit diesem oder jenem Anbieter und man dürfte nur noch deren Produkte verwenden und besser auch nur die empfehlen (bei Futtermitteln könnte ich mir das z.B. durchaus vorstellen), das würde mir die Lust am Beruf schon etwas verderben.

    PS.
    Mag sein, das viele rein aus der Motivation "helfen wollen" studieren. Bei mir war es generelles Interesse an Tieren, naturwissenschaftliches und medizinisches Interesse und die Möglichkeit, später mal in ländlicher Gegend selbstständig arbeiten zu können.

    Das mit dem Wunsch nach Selbstständigkeit hat sich geändert, weil ich davon tatsächlich als Schülerin eine falsche Vorstellung hatte - Faulheit siegt! :lol:
    Die ersten Punkte stehen aber nach wie vor als Hauptmotivation. Ich bin auch zum Glück nicht die einzige, bein der das so war, es sind nun beileibe nicht alle Tiermedizinstudenten so Möchtegern-Samariter.


    Helfen ist schön und man freut sich, wenn es dem Tier (wieder) gut geht und die Kunden glücklich sind, aber das ist nicht meine Berufung und Erfüllung, ich find andere Sachen an dem Job interessanter.

    Ich denke der große Unterschied betreffend Notdienst/Vergütung oder auch genrell angemessen hoher Vergütung zwischen Tiermedizin und anderen Berufen ist der emotionale Faktor. Es geht um's geliebte Tier und um dessen leiden bzw hoffentlich nicht leiden lassen.

    Wenn der Klempner, KFZ-Mechaniker oder Dachdecker für Wochenendarbeit nen dicken Zuschlag nimmt, dann findet man das vielleicht scheiße, aber ist ist ja nur Geld, außer dem Portmonee leidet keiner.
    Und wenn man das Geld nicht hat, dann kann die Sache oft auch bis Montag warten, wo es billiger ist. Manchmal nicht, dann muss man in den sauren Apfel beißen und zahlen, aber vieles kann man schieben.


    Ist der Hund krank, vielleicht sehr krank, dann kann man nix verschieben und muss unter Umständen sehr zügig Entscheidungen treffen über Geld, das man vielleicht gar nicht hat, und das abwägen gegen die Schmerzen und Leiden seines Haustieres oder dessen Lebensqualität für den Rest des Lebens (z.B. wenn man nach einem Autounfall entscheiden muss, ob ein kompliziert gebrochenes Bein für verhältnismäßig wenig Geld amputiert wird oder ob man eine sehr teure, aufwendige OP zur Erhaltung des Beines versuchen möchte... oder wenn es darum geht, ob man eine Therapie versuchen möchte oder euthanasiert) und gegen sein eigenes Gewissen (weil man sich z.B. für die zweit- oder drittbeste Möglichkeit entscheidet, weil die besseren Optionen zu teuer sind).

    Das ist eine Situation mit enormem Druck dahinter, für den Besitzer und für den TA, und da wird der TA in den Augen des Besitzers schnell zum Feindbild, weil er derjenige wäre, der helfen könnte, es aber nur dann tut, wenn er nen angemessenen Preis dafür kriegt.


    Gott weiß, dass sich die meisten Tierärzte wesentlich öfter breitschlagen lassen, als das sie hart bleiben, weil die meisten Tiere und sogar Menschen ;) recht gern haben. Aber es geht halt nicht immer.


    Und das schwierige an Notdienst ist, dass man am Telefon oder auch, wenn die Leute grade unangemeldet am Schalter stehen, nicht immer einschätzen kann, ob es ein Notfall ist oder nicht.
    Das hatte ich zum Beispiel auch gar nicht erwartet, nicht vorher und nicht nach dem Studium. Man denkt immer, Notfälle, das wären diese schlimmen, lebensbedrohlichen Situationen und da muss doch jeder TA bereit zu sein sowas kommen zu lassen, Tag und Nacht, gar keine Frage!

    Man denkt sich auch "Man muss ja nicht jeden Quatsch kommen lassen, die eingerissene Kralle oder der Zwingerhusten kann auch bis Morgen warten, die Magendrehung oder Gebärmuttervereiterung darf natürlich sofort kommen!"


    Mein erster "Notfall" den ich jemals alleine behandelt hab war auch gleichzeitig ein schönes Beispiel für einen ziemlich typischen "Notfall".
    Vorbericht am Telefon: Der 10 Wochen alte Welpe würde stark am Kopf bluten, man wüsste nicht wo und wüsste nicht, was passiert sei, aber es wäre sehr viel Blut! Man wäre schon auf dem Weg, in 10 Minuten wäre man da! Das alles in hochdramatischem Ton, Besitzer fast am hyperventilieren.
    Tja, da denkt man schon an große Wundversorgung in Narkose und legt sich schonmal ein paar Sachen bereit...

    Was war? Der Hund hatte ne vollgesogene Zecke innen am Ohr, die geplatzt war. Es waren also ca. 2 dicke Tropfen Blut in den weißen Ohrbehang des winzigen Flauschihundes gelaufen.
    Kurz durchgeguckt ob wirklich nix anderes ist, Zeckenrest entfernt, Ohr saubergemacht, gar nicht mal so kurze Beratung zur Parasitenprophylaxe, ein Spot-On mitgegeben und auf Wunsch auch noch ein Päckchen Zeckenhaken verkauft und gezeigt, wie man diese anwendet an den weiteren zwei Zecken, die ich auf dem Hund fand.

    Kostenpunkt: Um die 50 € - es war Ostersonntag. Berechnet wurden eine Allgemeine Untersuchung zum doppelten Satz und das Spot-on und die Zeckenhaken, beides natürlich zum normalen Preis.

    Das war ne Diskussion... der Typ, der beim reinkommen noch fast am heulen gewesen wäre und dem das dann nach 5 Minuten sichtlich peinlich war, wurde auf ein Mal richtig sauer. Ich musste den Chef anrufen. Der hat diesen "freudlichen" Kunden dann zum Glück ziemlich auf den Pott gesetzt und dann wurde auch gezahlt.


    Und was wird der Kunde wohl erzählen?
    "Reine Abzocke für bloß einmal Zecke rausmachen - Unverschämtheit!!!"


    Dann gibt's andere Fälle, die hören sich am Telefon erstmal ganz undramatisch an - Hund ist ein bisschen schlapp, wollte heute Abend nicht fressen, hat vielleicht Fieber (Fieber messen kann/will man nicht, aber der Hund fühle sich so warm an).
    Oder: Hund würde so komisch atmen und sei seit 2 Tagen irgendwie müde.
    Oder: Pferd hätte ne kleine Macke, sieht frisch aus, hätte aber aufgehört zu bluten, schont das Bein ein bisschen.
    Oder: Pferd hätte nen "Klitschauge", Besitzer vermutet ne Bindehautentzündung.

    Das waren ne Gebärmuttervereiterung, ne schwere Lungenentzündung, ein Pferd mit ner Knieverletzung mit eröffneter Gelenkshöhle und ein Pferd mit perforierender Hornhautverletzung/ausgelaufenem Auge.


    Und dann gibt's noch die Kunden, da kann man am Telefon schon sicher sagen, dass es kein echter Notfall ist, aber die sind einfach so hartnäckig, dass man sie ne halbe Stunde später schon wieder am Telefon hat, und dann wieder, und wieder, weil es "Immer noch nicht besser ist/schlimmer ist/jetzt noch das und das passiert ist/kann ich denn wirklich NICHT kommen, Frau Doktor, ich glaube mein Schnuckipups STIRBT!!!"
    Die lässt man dann irgendwann kommen, damit sie einen in Ruhe lassen. Klar, SOWAS wird dann auch bis auf den allerletzten Cent voll abgerechnet.


    Naja.
    Die meisten "Notfälle" sind sowas wie die geplatzte Zecke.
    Vielleicht 3-4 von 10 Fällen sind Sachen, die nicht auch ohne Probleme bis zum nächsten Morgen bzw Werktag hätten warten können oder die die Besitzer mit ein bisschen Grip und Geschick nicht auch hätten selber lösen können.
    Und von diesen 3-4 Fällen sind dann vielleicht 1-2 dabei, die wirklich lebensbedrohlich sind oder aus anderem Grund sofortige Behandlung verlagen.

    Ist also leider nicht so einfach mit dem "Nicht jeden quersitzendem Pups kommen lassen, sondern nur die richtigen Notfälle".

    Klar geht das alles, das man halt nicht mehr erreichbar ist und irgendwann ist Feierabend und Sense, aber halt zulasten der Kundenzufriedenheit.

    Da hör ich dann wieder diejenige, die als Kriterium für die Auswahl ihres Haustierarztes neben Sympathie und Kompetenz auch wichtig finden, dass er möglichst 24/7 erreichbar ist, auch an Feiertagen, Nachts und am WE.

    Weil man wolle ja nicht wegen jedem Schnitt in der Pfote oder jedem Anfall von Kotzeritis und explosivem Durchfall, der zufällig nach Feierabend oder am Sonntag passiert, in die Klinik fahren müssen, aber zum TA will man damit schon sofort und zwar zum TA seines Vertrauens, nicht zu Fremden.


    Im Grunde stimme ich zu, dass man sich da einfach andere Geschäftsmodelle überlegen muss, das ist ja ein bekanntes Problem und das nicht erst seit gestern. Es sind mMn zu viele Tierärzte, die von der eigenen kleinen Praxis träumen und sich als Einzelkämpfer selbstständig machen und die sich dann nie leisten können, auch mal "Nein" zu sagen (oder Feierabend oder Urlaub zu machen), weil sie eh um jeden Groschen kämpfen.

    Da sollte man, finde ich, mehr auf Gemeinschaftspraxen mit recht vielen Angestellten setzen, so dass jeder auch mal geplant Freizeit haben kann (da sehe ich einen großen Vorteil der Ketten für angestellte TÄ's und TMFA) und man sollte funktionierende Notdienstringe anbieten. Grade bei der hohen Frauenzahl in dem Beruf und daher vielen TÄ's, die Beruf und Kinder unter einen Hut kriegen wollen, wird das nicht anders gehen.


    Bei uns in der Gegend funktioniert der Notdienst nicht, geht momentan und schon lange Jahre einfach nicht. Die nächsten Kliniken sind 1 Stunde (Pferd), ne 3/4 Stunde bis Stunde (Kleintiere) und 1 1/4 Stunden (Kleintiere) entfernt.

    Von den Kleintierpraxen im Umkreis wollen viele eigentlich GAR KEINEN Notdienst anbieten, die machen Impf- und Kastrierpraxis, der Ehemann ist Hauptverdiener und im Sommer wird 3 Wochen zugemacht. Außerhalb der Geschäftszeiten läuft dann halt der Anrufbeantworter mit der Nr. der Tierklinik, außer an den wenigen WE's im Jahr wo sie müssen.

    Manche Kunden (gar nicht so wenige) wollen auch um's Verrecken nicht in eine bestimmte, grade mit dem Notdienst betraute Praxis, weil sie da mal negative Erfahrunge gemacht haben, und trommeln statt dessen nachts ihren Haustierarzt aus dem Bett, egal ob der Dienst hat oder nicht.
    Sollte man ja denken, dass man die dann einfach wieder wegschickt für alles, was nicht ganz akut lebensgefährlich ist.
    Blöderweise sieht man aber nicht immer auf den ersten Blick, ob es wirklich ein Notfall ist oder nur ne Bagatelle. Wenn man die Leute mit nem echten Notfall einfach wieder weg- oder weiterschickt, ohne wenigstens untersucht und vielleicht auch stabilisiert zu haben, dann kommt das auch gar nicht gut.
    Klar, das rechnet man dann entsprechend ab, aber das gibt einem den verlorenen Schlaf oder die verpasste Freizeit nicht wieder.


    Selbst wenn man diese Praxen erreichen würde, wäre einem damit bei vielen nicht viel geholfen, denn nen Notkaiserschnitt oder nen Multitrauma nach Verkehrsunfall wird da eh nicht versorgt, da bestehen nicht die Möglichkeiten (räumlich, personell usw), da wird höchstens stabilisiert und in die Klinik überwiesen - wo dann aber viele so oder so wieder nicht hinwollen, weil sie nicht bereit sind, mehrere 100 oder gar 1000 € für ihren Hund oder ihre Katze auszugeben und es ihnen zu weit ist.

    Daher sind wir, wenn die Leute nicht in die Klinik wollen, die einzige Praxis in ca. 1/2 Stunde Umkreis, die überhaupt zuverlässig 24/7 erreichbar ist, digitales Röntgen und ein kleines Hauslabor, die Möglichkeit zur statiönären Aufnahme sowohl vom Kleintieren als auch von Pferden hat und auch mal etwas größere Weichteil-OP's macht.
    Für mich ist das ok, weil ich halt angestellt bin und definierte Notdienste hab und Kollegen, mit denen man sich das teilt.
    Trotzdem könnte man da sicher noch optimieren, aber gut, das ist aus Arbeitnehmerprespektive auch leichter gesagt als getan...


    Ob die Leute immer unverschämter werden weiß ich nicht, dazu bin ich nicht lange genug dabei. DAS sie verdammt unverschämt sind ist manchmal nicht von der Hand zu weisen. Ich könnt da Schoten erzählen... :fluchen: :lol:
    Meine Tante, die in der Notaufnahme im Krankenhaus arbeitet, allerdings auch. Die macht das schon seit 30 Jahren und die sagte, dass der "Missbrauch" der Notaufnahme schon sehr zugenommen habe in den letzten 10 Jahren oder so.

    Ich denke auch, dass die nicht bis ins unendliche erhöhen können, weil es ja noch ne breite Masse an Kunden geben muss, die die Preise auch noch zahlen können müssen.
    Nützt ja nix, wenn man nur noch die oberen 5% oder so der Tierhalter anspricht, auch wenn die zigtausend Euro ausgeben können, reicht das nicht um die Unternehmen zu tragen.


    Aber die Preise für tierärztliche Leistungen werden in den nächsten Jahren so oder so steigen in Deutschland, GOT hin oder her. Alle anderen Kosten steigen auch, die TA-Kosten müssen mitsteigen damit die Praxis kostendeckend arbeiten bzw den notwendigen Gewinn machen kann, ist einfach so.

    Außerdem werden auch von einer großen Masse der Tierbesitzer immer anspruchsvollere Behandlungen verlangt - man sieht ja, dass es geht, HundKatzeMaus und ähnliche Formate machen es vor. Wo fast humanmedizinischer Standard verlangt wird, müssen auch die entsprechenden Fortbildungen und Geräte und der höhere personelle, materielle und zeitliche Aufwand berechnet werden.

    Beispiel Zahnbehandlungen: Vor ein paar Jahren war es so, dass in Narkose (Steinzeitnarkose, oft intramuskulär ohne venösen Zugang, ohne technische Narkoseüberwachung, ohne Infusion, ohne Wärmekissen etc pp) der Zahnstein mit nem Metallkratzer abgeschabt wurde, es wurde gezogen was locker oder abgebrochen war und das war's. Es gab zwar auch schon vor 20 Jahren auf Zahnheilkunde spezialisierte TÄ, aber insgesamt war der Standard nicht so wie heute.

    Heute ist allein die Narkose idR viel aufwendiger, weil man es gar nicht mehr verantworten kann, so weit unter Standard zu arbeiten. Es wird nen Zugang gelegt, intubiert, oft ne Inhalationsnarkose gemacht, während der Narkose ist der Hund am Tropf und wird warmgehalten, man hat z.B. nen Plusoxymeter dran um den Sauerstoffgehalt des Blutes zu prüfen...
    Die Zähne werden per Ultraschall gereinigt, nachher poliert und eventuell noch fluoriert. Vielleicht werden noch Röntgenbilder vom Kiefer gemacht um zu entscheiden welche Zähne raus müssen und welche bleiben können.

    Vielleicht werden einzelne, funktional wichtige Zähne die beschädigt sind nicht einfach gezogen, sondern mittels komplizierterer Maßnahmen erhalten, z.B. Füllungen, Überkronungen, Schmelzversiegelungen... man kann sogar luxurierte (z.B. bei nem Unfall im ganzen rausgeschlagene) Zähne wieder einsetzen, auch wenn die dann nicht mehr vital erhalten werden.

    Das macht dann auch alles nicht mehr die Sprechstundenhilfe so nebenbei, während sie noch mit einer Hand Telefondienst macht, das macht ein TA mit einer Assistenz.

    So ändern sich die Zeiten und ich persönlich würde für meinen Hund auch nicht mehr die Steinzeitbehandlung wollen, auch wenn die neue Methode 3x oder 4x so teuer ist.


    Und als TA muss man eben auch zusehen, dass man einigermaßen auf dem neuen Stand der Medizin arbeitet - klar, wenn die Kunden die neueste OP-Methode nicht wollen/nicht bezahlen können, dann geht es nicht.
    Aber man muss, wenn die Neuerungen wirklich einen Vorteil für's Tier bieten, wann immer es möglich ist auch das machen oder zumindest vorschlagen, was für das Tier das beste Ergebnis verspricht, auch wenn es teurer ist.

    Vor 20-30 Jahren oder so war zum Beispiel die Osteosynthese beim Hund, das stabilisieren von Knochenbrüchen etc, noch lange nicht so in der Breite üblich wie heute. Es ist aber nunmal in sehr vielen Fällen die Methode, die die besten Heilungschancen mit den geringsten Schmerzen (kurzfristig wie auch langfristig) für das Tier verspricht, also sollte man es wann immer möglich auch so machen, auch wenn es teurer ist als Schiene dran und so heilen lassen.
    Da kann man den Kunden auch nicht guten Gewissens die kostengünstige Methode von anno dazumal empfehlen wenn einem auch was am Tier liegt, auch wenn dann manche das flennen anfangen wie teuer heute der Tierarzt ist und dass man sowas früher nicht gemacht hätt und man ja heute sein Tier schon behandeln lassen müsste wie einen Menschen.

    ich hab ja nun ein paar TA in meinem Freundeskreis und ganz ehrlich? Die selbstständigen Mädels mit Kindern können es verstehen oder finden es gar wünschenswert nur Angestellter zu sein. Eine hat gerade ihre Praxis aufgegeben weil es einfach nicht mehr ging. Praxis war mit auf dem Wohngrundstück und Tag und Nacht standen plötzlich Patienten mit "Notfällen" vor der Tür. In die Klinik fahren will ja keiner wegen einer Zecke die man nicht rausbekommt. Viel zu weit und Frau xyz ist ja auch ausserhalb der Sprechzeiten da. Notfalls lauert man einfach hinter dem Grundstück und stürzt sich bei passender Gelegenheit auf seinen Tierarzt Nun ist sie im Amt und freut sich dass sie endlich Zeit für ihre Familie hat. Sie wäre gerne ein Arbeitnehmer eine großeren Praxis geworden, denn eigentlich liebt sie ihren Beruf.

    Kann ich so bestätigen (auch die nachts vor der Tür stehenden oder einfach hinten um's Haus rennenden Leute mit ihren "Notfällen"... meine Kollegin saß neulich in ihrer Freizeit hintem Haus, im Bikini, im Liegestuhl, im eingezäunten Garten, und sonnte sich, als auf ein Mal ein Hundezüchter vor ihr stand, der Wurmkur für seine Welpen kaufen wollte... Sonntagnachmittag!!! Und sowas ist keine Ausnahme).

    Ich bin als angestellte TÄ wesentlich zufriedener, als ich es als Selbstständige wahrscheinlich wäre. Die ganzen Investitionen in Räume, Mitarbeiter, Material, die Verantwortung für die Mitarbeiter, der zeitliche Aufwand (so von wegen "selbst & ständig"... bei Tiermedizin nochmal stärker als in anderen Branchen), das alles will ich gar nicht.
    Ich seh ja, wie wenig meine Chefin vom Leben hat, da bleibt nicht viel über an Privatleben und Freizeit. Gut, die will das so und geht da voll drin auf - aber anders würde es auch gar nicht gehen und mein Leben stell ich mir so nicht vor.

    Ich sehe auch andere Vorteile - die großen Ketten können Materialien und Geräte viel günstiger einkaufen als Einzelkämpfer und auch Fortbildungen können für deren Mitarbeiter unkompliziert und zu guten Konditionen angeboten werden, somit wird wahrscheinlich flächendeckend die Qualität der Versorgung höher und wird wahrscheinlich auch kontrolliert werden (große Unternehmen haben ja idR ne interne Qualitätskontrolle die die EInhaltung bestimmter Standards überprüft), was ja an sich auch dem Kunden zugute kommt.
    Auch die Vernetzung von kleineren Praxen und Überweisungskliniken könnte dadurch noch besser werden (wenn die eh alle in einer Hand sind...), wobei das bei uns eigentlich eh schon ganz ordentlich funktioniert.

    Für angestellte TÄ's und TMFA's bietet sich endlich mal die Möglichkeit (und wahrscheinlich auch die Notwendigkeit!) einer effektiven Gewerkschaftsarbeit (wenn man denn den Arsch hochkriegt), was bei vielen tausend kleinen Arbeitsgebern schwierig bis unmöglich ist.

    Was ich negativ sehe ist die Konzentration von wirtschaftlicher Macht in den Händen weniger, das ist einfach nie gut.
    Und halt, wie andere schon sagten, dass damit Dritte in dieses Geschäft zwischen TA und Patientenbesitzer eingreifen und auch ihren Teil verdienen wollen, und zwar so viel wie irgendwie möglich, und das wird zumindest zum Teil und auf lange Sicht zu Lasten von sowohl Angestellten als auch Kunden gehen - wobei die natürlich auch zusehen müssen, dass die Kundenzufriedenheit einigermaßen stimmt.

    Ich persönlich möchte auch eigentlich nicht bei einem gesichtslosen Riesenkonzern angestellt sein, ich will meinen Chef, meinen echten Chef, ganz gern persönlich kennen und ihm auch auf (fast) gleicher Ebene in die Augen gucken können, ich will nicht als ein Rädchen im Getriebe arbeiten.
    Aber gut, das ist wohl eine persönliche Einstellung, diesen Luxus haben ja sehr viele Leute nicht und es geht auch irgendwie...


    Mein Vater arbeitet in einem großen Krankenhaus und sitzt im Betriebsrat und was der manchmal erzählt wie da über Gewinnmaximierung und Kostenminimierung geredet wird, was dann im Klartext heißt, irgendwelche 95-jährigen komplizierten Herzoperationen zu unterziehen weil das Geld bringt und sie dann möglichst schnell wieder ins Altenheim oder in die Reha zu schicken weil zu lange belegte Betten Kosten verursachen, da kann einem schon nen Schauer den Rücken runterlaufen.
    In einem ähnlichen System, wo irgendein Finanzhai bestimmt, wie ich mit meinen Patienten umgehe, will ich nicht arbeiten.


    In Deutschland sind die Gebühren doch aber durch die GOT geregelt, oder? :???: Dann hätten die Preise ja irgend wann ein Maximum erreicht?

    Die GOT steht immer wieder auf der Abschussliste, grade auch durch die EU. Und so sehr über TA-Preise gejammert wird, fast alle ähnlich entwickelten westlichen Länder sind vom Preisniveau wesentlich höher... die Preise werden auch hier steigen, wenn die GOT fällt. Insofern tun auch die Tierbesitzer meiner Meinung nach gut dran, sich dafür einzusetzen, dass die bleibt, denn sonst werden die Preise auf Dauer noch mehr anziehen, als sie es eh schon tun, Wettbewerb hin oder her (wenn der ganze Markt nachher ner Hand voll Anbietern gehört, ist auch nicht mehr viel mit Wettbewerb).

    Scheinschwangerschaften, wenn sie undramatisch ablaufen (keine Gesäugeentzündungen, keine extreme Verhaltensänderung, nicht ewig lange) wären für mich auch kein Grund zur Kastration, in keinem Alter.


    Der scheinbar unregelmäßiger werdende Zyklusverlauf und der veränderte Ablauf der Läufigkeiten allerdings unter Umständen schon. Sowas deutet sehr oft auf irgendwelche pathologischen Veränderungen am Eierstock hin, weniger oft auch an der Gebärmutter. Und das wiederum ist ein Risikofaktor für Gebärmutternetzündungen, zumal ältere Hunde manchmal eh nicht mehr das beste Immunsystem haben.

    Man könnte da jetzt natürlich auch die große Diagnostikmaschierie anwerfen und nochmal nen wirklichen Könner schallen lassen, die Blutspiegel verschiedener Sexualhormone messen usw usf

    Aber irgendwas wird da sein, sonst hätte sich ihr Zyklus nicht so verändert - und "normal" für alte Hündinnen ist das nur insofern, wie Röcheln bei Bulldoggen "normal" ist, will sagen, es kommt zwar häufig vor, aber deswegen ist es trotzdem nicht gesund.

    Insofern würde ich, wenn es meine Hündin wäre, lieber jetzt kastrieren, solange sie noch einigermaßen fit und rüstig ist, als noch einige Monate bis Jahre zu warten und dann eventuell ne Not-OP wegen Gebärmutterentzündung bei ner echten Hundeseniorin zu haben.

    Es muss natürlich nix passieren, aber das kann halt keiner garantieren und der TA, der bei so einer Problematik sagt "Alles harmlos, lass mal laufen" ist in meinen Augen nicht der verantwortungsvollste und ehrlichste.