Ich hab den direkten Vergleich Stadt-/Land. Und in meiner Situation, mit meinem Hund, ist die Stadt die bessere Wahl!
Ich bin aufgewachsen in einem kleinen Bauernkaff mit Wiesen, Wald, Feldern und Naturschutzgebieten rundum. Ich liebe das Leben auf dem Dorf und möchte auch später auf jeden Fall wieder raus aufs Land.
Nun studiere ich seit 1 1/2 Jahren in Hannover und hab seit Beginn des Studiums meinen Hund.
Ich hab meine Hannoveraner Wohnung so gewählt, dass ich mit dem Rad 5 min zur Uni hab und zu Fuß 5 min in den Stadtwald, einen richtigen, forstwirtschaftlich bewirtschafteten Wald fast OHNE WILD (max. Singvögel, Eichhörnchen, Mäuse, an ganz, ganz wenigen Stellen Kaninchen). Ein Wald - kein Park, aber natürlich trotzdem mit vielen Joggern, radlern usw, mit denen man sich natürlich engagieren muss, was eine gute Erziehung vorraussetzt.
Da kann man ohne Probleme 3 Stunden laufen, ohne einen Weg doppelt zu nehmen - Hannover ist eine der grünsten Städte Europas.
Alternativ kann man auch auf die alter Pferderennbahn oder an den Maschsee oder an die Ricklinger Baggerseen. Ein Stück außerhalb gibts nen Truppenübungsplatz, wo ich aber noch nie war.
In den Ferien bin ich bei meinen Eltern auf dem Land.
In Hannover kann mein sehr jagdtriebiger Windhund, einmal im Wald, freilaufen wie jeder andere Hund auch, auch mal mehrere Stunden am Stück, wo ich ihn nur mal für ne Straßenüberquerung festmache. Ich kann mich mit anderen HH verabreden, die Hunde spielen und wir gehen gemeinsam und quatschen.
Da ist nix, was er jagen könnte... die Karnickelstellen meidet man halt oder leint an, bis man vobei ist.
Lawrence hat viele Sozialkontakte und er liebt das Stadtleben, begleitet mich auch mal in die Innenstadt auf ein Eis oder nen Kaffe oder zum bummeln - Typ Salonlöwe, er genießt die Aufmerksamkeit und mag das pralle Leben.
Auf dem Land ist die Landschaft toll, man kann super Naturbeobachtungen machen und ich bin gleich von der Haustür weg im Feld, es ist herrlich ruhig. Aber sobald ich mich ein paar Meter von Haus entferne, muss der Hund an die Leine, weil das Wild praktisch bis an die Haustür kommt.
Ich hab auch hier meine ausgewählten Freilaufflächen und -routen, aber ich muss oft recht weit laufen oder sogar Autofahren, bis ich den Hund losmachen kann. Sozialkontakte beschränken sich hier auf das gegenseitige ankläffen durch den Gartenzaun.
Denn hier gibt es nur zwei Sorten Hunde: Solche, die nie Freilaufen, höchstens mal an der Leine durchs Dorf geführt werden, und solche die immer freilaufen und denen man lieber nicht begegnet...
Wenn ich aufs Land ziehe, was ich ganz sicher später tun werde, denn ich bin ganz einfach kein Stadtmensch, dann nur, wenn ich einen großen (!) Garten haben kann.
Ganz einfach, damit ich die Windhunde, denn solche möchte ich immer haben, wenigstens im Garten laufen lassen kann, ohne ständig mit Adleraugen die Umgebung scannen zu müssen. Zwar kann man bei richtiger Erziehung auch auf dem Land für sehr jagdtriebige Hunde die ein oder andere gute spazierstercke finden, aber es ist einfach VIEL anstrengender!
Ich merk jedenfalls, dass mein Hund im Semester, mit Stadtleben, viel ausgeglichener und zufriedener ist, weil er hier mehr Freilaufmöglichkeit und mehr Sozialkontakte hat.
Wenn man einen lauten Hund hat, hat das Wohnen im Eigentum natürlich Vorteile. Aber wenn man einen ruhigen Hund hat und bei der Wohnungssuche gleich drauf achtet, dass der Hund willkommen und nicht nur geduldet ist, seh ich da kein Problem. Nur dauert die Wohnungssuche dann natürlich manchmal etwas länger...
Als Studentin hat mein Hund auch nicht die super Luxusausstattung - aber ich denke, er ist trotzdem gut versorgt. Statt Ridgi-Pad schläft er auf alten Leder-Sofakissen vom Sperrmüll und vollwaschbaren Wolldecken aus Omas Nachlass- da bin ich schon öfter gefragt worden, wo die tollen Hundekissen hersind, oder es kam der Kommentar "Also so schöne Wolldecken hab ich ja selber nicht!"
Statt aus Porzellan frisste er aus den superbilligen blauen Plastiknäfen von IKEA - die sind für mich eh praktischer, ich bin schließlich viel unterwegs, da sollten die Hundeschaen bruchsicher sein.
Wenn man dass Zeug von Schlachthof und die Reste vom Gemüsehändler holt, statt im i.net zu bestellen und Bonduell-TK Gemüse zu kaufen und man ansonsten vielseitig mit nem ordentlichen günstigen Trofu und oder Nudeln und Milchprodukten füttert, ist ne gute Hundeernährung nicht unerschwinglich.
Für tierärztliche Notfälle gibts GsD meine Eltern.
Die Hundejacke ist selbstgenäht - Materialkosten: 12€
Usw, usf
Sind die Reichen, deren schicke, unterforderte Modehund an Designerhalsbändern zum Dipl. Hundpsychologen geschleift werden, standesgemäß im Landrover unterwegs sind und ausgependeltes Edel-Barf + gefiltertes Wasser speisen, tatsächlich glücklicher, als mein am Rad laufender, gut & günstig ernährter und versorgter Studentenhund, der voll in mein Leben integriert ist?
Ich glaubs nicht....
MMn sollten also nicht nur die reichen und privilegierten Hunde halten.
Allerdings:
Ein gewisser Rahmen, finanziel, zeitlich und räumlich, sollte schon gegeben sein, da sind wir uns wahrscheinlich einig.
Von Luft und Liebe allein leben Hunde nicht - aber da gibts einen gewaltigen spilraum, der mit dem halter steht und fällt.