Naja, die Fehlfarben-Diskussionen wenden sich halt immer schnell dem Merle-Faktor zu, weil es halt so ein schön offensichtliches Thema ist:
Die Hunde sehen "besonders" aus, sind auffällig, und die Folgen die MerlexMerle für den nachwuchs haben können sind halt schwerwiegend.
Aber das sollte nicht drüber wegtäuschen, das die meisten "fehlfarbenen" Hunde einfach gar keine Beeinträchtigung haben, sondern halt nur nach optischen Gesichtspunkten nicht standartgerecht ist.
Es MAG Rassen geben, bei denen die Farbe und bestimmt Eigenschaften des Phänotypes für ihre ursprüngliche Verwendung unabdingbar oder zumindest nützlich waren.
Aber wenn man schon so argumentieren möchte:
Meist wird der Phänotyp für die Arbeitseigenschaften maßlos überschäßt. Solange ein Hund ein funktionelles Gebäude und zweckmäßiges Fell hat, ein gesundes Herz-Kreislaufsystem usw und die entsprechende Veranlagung vom Kopf her mitbringt, kann er seinen Job normalerweise machen.
Hier kam ja das Beispiel der ACD mit ihrer Farbe, die gute Sichtbarkeit für den Rinderhirten und schlechte Sichtbarkeit durch das Rind bewirken sollte.
Warum, fragt man sich dann, sind/waren andere Rinder hütende/treibende Rassen in anderen Farben auch gut in ihrem Job? Die Entlebuchter und Appenzeller Sennehunde z.B.? Oder die Französischen Beaucerons? Oder die belgischen Bouviers?
Naja, ein Funken Wahrheit mag da drinstecken, wie in vielen "Rassehundelegenden" (ich sag nur: Platte Nase der Bulldogge damit sie den Bullen besser halten kann) aber so wichtig ist das sicher nicht, sonst gäbe es nicht so viele Rassen mit ähnlichem Verwendungszweck und unterschiedlichem Aussehen.
Man gucke sich nur mal an wie verschieden die ganzen Rassen aussehen die Schafe hüten.
Denn eins ist ja schon auffällig: Wo immer man sich Hunde anguckt die arbeiten, ist die Farbe meist nebensächlich.
Nicht alle diese Rassen kommen in allen Farben vor, weil manches in ihrem Genpool einfach nicht drin ist - aber wenn was auftaucht was vorher nicht da war und es macht keine Probleme und der Hund macht seinen Job, dann hat normalerweise niemand ein Problem mit der Farbe, es sei denn vielleicht mal aus kulturellen Gründen.
Erst seit Hunde nach Formwert, nach "Schönheit" gezüchtet werden (und da ist ja nun aus tierzüchterischer Sicht auch noch kein SO langer Zeitraum, für einige Rassen um 100, 150 Jahre, für einige mehr, für viele weniger), werden Individuen "rausgeworfen" die in jeder Hinsicht gleich "gut" sind, aber einen weißen Fleck an der falschen Stelle haben oder vielleicht die falsche Ohrenhaltung - und dann kommen so Absurditäten ins Spiel wie das Tapen und kleben von Ohren...
Naja, ich will damit auch gar nicht sagen dass man alles zur Zucht zulassen muss oder gar dass man jetzt anfangen sollte gezielt fehlfarbene Hunde zu züchten, gar noch um damit vielleicht noch die Gier nach was "besonderem, exklusivem" zu schüren.
Solange der Genpool groß genug ist, kann man ja selektieren wie man will, da muss schon jeder Zuchtverbabd wissen was er möchte.
Wenn man halt diese oder jene Farbe nicht möchte, dann ist das halt so.
Ist ja auch nicht so, dass die Farbe so wichtig wäre dass man jeden Farbschlag auf Teufel komm raus "erhalten" müsste.
Nur, bei viele Hunderassen ist die genetische Vielfalt eben eh schon nicht so überwältigend, da sollte man sich mal überlegen, ob man lieber ein Zuchttier mit mehr weiß als im Standart steht haben will, oder eins mit "korrekter" Färbung, wo dann der Inzuchtkoeffizient der nächstbesten Verpaarung bei 40 liegt oder so...