Huhu!
Ich mach mal ganz kurz Pause von der Pause, bei diesem Thema kann ich nicht anders! 
Rettungshundearbeit ist neben der Ausbildung des Hundes hauptsächlich Ausbildung, die DU machen musst!
- Erstehilfe-Lehrgang (16 Stunden)
- Sanni-Lehrgang A, B und C (dürften so um die 100 Stunden sein)
- Kartenlesen (1 Wochenende)
- Kompasslesen (1 Wochenende)
- Einsatztaktik (1 Wochenende)
- BOS-Funk-Ausbildung (mind. 1 Wochenende)
Das ist das, was jeder können muss! Dazu kommt - je nach Organisation (THW, ABS, RK etc.) noch spezifisches Wissen. Bei mir:
- Winterausbildung:
- Akja fahren mit Ski und/oder Snowboard
- Liftrettung (zwischen Liftstützen im Klettergurt von Gondel zu Gondel fahren und Leute aus der Gondel abseilen und das alles während dir die Eisbrocken und das kalte Wasser von den Drahtseilen in den Nacken fallen und es höchstens -3 Grad hat!)
- Blaulichbelehrung
- Motorschlittenbelehrung
- Sommerausbildung:
- Kletterausbildung
- Umweltschutz
Nun darf man sich ausmalen, wie viele Wochenenden man frei hat... Das sind aber alles nur die Sachen, bei denen der Hund nicht dabei zu sein hat, sondern allein deine Lernbereitschaft und deine Einsatzfreude gefragt ist! Auch unter der Woche muss man dafür lernen um die Prüfungen zu bestehen!
Und wenn man mal fertig ist, bleibt es ähnlich, weil das Gelernte ja auch aufgefrischt werden muss. Da kommen dann auch immer wieder Sachen dazu!
Die Ausbildung des Hundes erfolgt "nebenbei". Das heißt, die Wochenenden, die du nicht auf Lehrgängen bist (die öfter auch mal weiter weg sind! Bei mir warens 250km) sitzt du irgendwo in Waldgebieten, Sandgruben, Abrisshäusern ect. um dich dort für andere Hunde als Fremdopfer zu verstecken!
Egal ob du im Sommer bei 30 Grad im Schatten ein sonniges Plätzchen hast an dem es sehr sehr heiß wird, oder ob im verschneiten Wald im Schnee liegst bei ca. -7 Grad! Für fertige Hunde, wirst du zwischen 1 und 2 Stunden liegen oder sitzen müssen ohne dich groß zu bewegen, jemanden zum Quatschen haben oder sonstiges! Nur warten, bis der Hund gefunden hat! Dagegen muss dir aber klar sein, dass dein eigener Hund und du, wenn ihr anfangt nur ca. 10 Minuten beschäftigt sein werdet (da ist das Ein- und Aussteigen aus dem Auto bereits inbegriffen) und dein Hund muss den Rest der 5-8 Stunden im Auto warten mit winzig kleinen Spielpausen!
Bei uns sieht das so mindestens einmal die Woche aus! Oft sogar 2 mal... Ist also eine Menge Zeit, die dahinter steckt!
Bei uns kommt zusätzlich dazu, dass wir jeweils mindestens 2 Winter- und 2 Sommerdienste haben (meist mehr!), was bedeuted, dass man von Samstagfrüh bis Sonntag-Abend ca. 20h rumsitzt und wartet, ob Einsätze kommen! Wohlgemerkt sind das in den aller allermeisten Fällen keine Sucheinsätze für die Hunde sondern gestauchte Knöchel von Wanderern, gebrochene Handgelenke von Snowboardern und andere ziemlich unspäktakuläre Dinge, die du zu versorgen hast!
Das, was viele vergessen, wenn sie Hunde auf Vorführungen sehen ist der ernsthafte Hintergrund auf dem das alles aufbaut! Es geht um Menschenleben! Das ist nicht alles trallala, wir suchen jemanden! Wenn man - ob als Helfer oder als Hundeführer mit Hund - durch den Wald läuft und ein vermisstes Kind sucht, dann ist das ein mehr als beschissenes Gefühl! Man betet, dass man es nicht irgendwo findet, weil so die Chance besteht, dass es noch lebt! Wenn der Hund doch findet, muss einem bewusst sein, dass das wahnsinnige psychische Belastungen für den Menschen darstellt, mit denen man unter Umständen nicht selbst fertig wird! Auch bei Erwachsenen ist es nicht ganz ohne!
Auch muss einem bewusst sein, dass bei jedem Einsatz die Gefahr besteht, dass der eigene Hund, der nicht nur Rettungshund sondern auch Familienmitglied, Kumpel für die Kinder, Freund, treuer Gefährte und Teamparter nicht mehr aus den Trümmern zurück kommt, an einem Suchgebiet in der Nähe der Autobahn überfahren wird etc.! Es ist natürlich nicht die Regel aber man sollte keinesfalls "passiert mir doch nicht!" im Hinterkopf haben! Auch das ist etwas sehr sehr schwieriges, seinen Hund loszulassen um ihn in solch einer Situation suchen zu lassen, damit man evtl. ein Menschenleben retten kann und dafür im schlimmsten Fall das des Hundes opfert!
Man braucht einen selbstständigen Hund, der selbst Entscheidungen trifft, der unter der Suche auch mal nicht "abrufbar" ist, weil man selbst einen Fehler gemacht hat weil man gerufen hat, der Hund aber unbeirrt seinem Job nachgeht, weil er weiß, was er da tut und bereits die Witterung hat! Passiert in Übungen immer wieder mal... Das zeigt einem dann "Vertrau deinem Hund, er macht das besser als du! ;)" Und dennoch muss der Hund im Ernstfall im Gehorsam stehen! Das ist ein schmaler Grat!
Der Hund muss kontaktfreudig sein, mittelgroß und leicht zu motivieren! Er sollte eine gewisse Freude am Stöbern und Auffinden haben und natürlich an der Zusammenarbeit mit seinem Hundeführer!
Von der Rasse her gibt es keine bestimmten Regelungen! Schau, ich hab einen Leonberger-Mischling... Ronja ist ziemlich groß, wiegt 40kg, ist nicht mehr so ganz optimal vom Gewicht her, weil ich sie nicht tragen kann! Ich brauche auf dem Einsatz in unwegsamem Gelände also einen Helfer, der Ronja heben und ein Stück tragen kann...! Aber dafür kann sie höher springen, genauso gut irgendwo durchkriechen wie die anderen "Mittelgroßen" und ist trotz ihres Gewichtes sehr geländegängig und leichtfüßig und vor allem sehr sehr mutig... Ihre Motivation und der Mut irgendwo drüber oder durch zu gehen macht alles wett, was sie an Nachteilen mit ihrem Gewicht hat! Es kommt also immer auf den jeweiligen Hund an, ob er geeignet ist oder nicht! Und natürlich auch auf die Eignung des Hundeführers und wie ehrlich er zu sich selbst ist!
Wir treffen uns normalerweise immer Samstags. Sonntags ist dann für Ronja und mich ein gemütlicher Tag gemeinsam mit meinem Freund ;). Wenn allerdings wie heute das Suchen ausfällt, dann ist das für mich und Ronja richtig komisch! Man hat plötzlich zwei freie Tage auf einmal, was echt verwirrend ist und die komplette Planung über den Haufen wirft, weil man für alles so wahnsinnig viel Zeit hat und am Ende des Tages nicht wie tot ins Bett fällt! 
Da ich selbstständig bin und keinen zeitlich "geregelten" Arbeitsalltag habe sondern meine Zeit frei einteilen kann ist es für mich nicht ganz so problematisch... Allerdings muss ich sagen empfinden mich manche Menschen als "extrem" was meinen Hund und die Zeit für ihn angeht!
Ich bin mir der psychischen Belastung bewusst, die im und vor allem auch nach einem Einsatz auf mich zukommen kann und weiß, dass mein Hund von einem Einsatz einmal nicht mehr zurück kommen kann!
Aber abgesehen davon ist es eine tolle Sache! Man muss sich nur bewusst sein, dass man für all diese Mühe, Zeit und auch Geld, welches man durch das Hin- und Herfahren im Tank landet, nichts und zwar rein gar nichts außer dieser Ausbildung bekommt, die man ausschlißlich für die Rettungshundearbeit braucht! Ich weiß auch, dass es öfter Probleme mit Arbeitgebern gibt, die dafür kein Verständnis aufbringen können! Und oft gibt es noch mehr Probleme mit dem Freund oder Mann oder allgemein mit der Familie!
Eine Bekannte von mir hat die Rettungshundearbeit wegen ihrem Mann aufgeben müssen, ich hingegen seh durch meine Arbeit meinen Freund tagtäglich von früh bis spät, wir arbeiten teilweise zusammen, er unterstützt mich bei ALLEM, was Ronja und die Rettungshundearbeit angeht und hält mir diesbezüglich immer und in jeder Situation den Rücken frei!!! Das ist nicht die Regel, das weiß auch ich! Und ich glaube, würden wir uns tagsüber nicht sehen, ab und an gemeinsam die Mittagspause bei einem Spaziergang verbringen, dann würde es anders aussehen!
Der einzige gemeinsame Tag, der uns bleibt, ist der Sonntag, wenn er nicht durch Lehrgänge, Dienst etc. flach fällt!
LG murmel