Hi,
also, ich hab´s mit ner Kombination aus verschiedenen Dingen erreicht, daß ich den Hund bei mir halten kann, wenn eine Katze/ein Hase in der Nähe ist - aber nur, wenn ich aufpasse (bei Rehen aussichtslos bisher, aber wir arbeiten daran...)- und da wären wir schon beim Wichtigsten Punkt:
- 100% Aufmerksamkeit beim Hund und der Umgebung. Ich kenne meine Gassiwege und weiß, wo Katzen auftauchen können.
- Verleiden: wenn er loszurennen droht, Schlüssel vor die Füße geschmissen, HIER! gerufen, und er bleibt hier. Wenn ich ne Sekunde zu spät reagiere, läuft er los. Deswegen: immer in Gedanken BEIM HUND sein.
- Dort Gassigehen, wo Du die Umgebung sehen kannst: nicht im Wald (den sieht meiner NUR von der Leine aus!), eher freies Feld und Wiese, wo du weit gucken kannst und den Hund heranrufen kannst, bevor er das Wild sieht (Du bist größer, Du siehst es zuerst!!)
- Auch auf Feldwegen: aus jedem Randgebüsch SOFORT rausrufen. Es WIRD nicht gestöbert! Das ist der erste Schritt aus einer Jagdsequenz.
- Selbst mit dem Hund "jagen" gehen: Leckerli suchen lassen unterwegs, am besten ne Fährte legen. Hier darf er stöbern - und findet dann den Jackpot, wenn er die Spur richtig ausgearbeitet hat. --> Der Hund jagt dann, WANN er darf und WO er darf und nach einer Beute, DIE er darf! Sprich: kontrolliert. Du wirst einem Jäger das nie ganz austreiben können, also laß ihm sein Liebstes, aber unter Deiner Kontrolle, zu Deinen Bedingungen. DAS verstehe ich unter artgerechter Beschäftigung.
- kleineren Radius um mich herum einhalten. Anfangs war Bossi (1,5 Jahre, als ich ihn bekam) immer sonstwo, wenn er von der Leine war. Nach etlichen Monaten Schleppleine wußte er, wie weit er gehen darf, und wenn er diesen Radius ohne Leine überschreitet: IMMER zurückrufen. Hintergrund: je weiter der Hund weg ist, desto schwieriger ist es für Dich, einzugreifen, und desto einfacher für den Hund Dich zu ignorieren. Außerdem siehst Du das Wild nur bis zu einem bestimmten Punkt, wenn der Hund 50 Meter weiter weg ist, sieht er´s zuerst!
- Grundsätzlich den Hund beschäftigen: Unterordnungs-Sequenzen mit Spaß unterwegs fokussieren die Aufmerksamkeit bei DIR. Aber DU darfst Dich nicht so weit ablenken lassen, daß Du den sich nähernden Hasen nicht mehr bemerkst.... *gg
- Den Hund immer mit etwas belohnen, was ER toll findet. Mag er keine Leckerli, dann wildes Spiel. Mag er auch nicht spielen, kriegt er evtl. ne kurze Fährte oder Du wirfst ihm ein Leckerli zum Suchen ins hohe Gras. Oder Streicheln - vielleicht mag er Körperkontakt. Dazu mußt Du den Hund natürlich erst mal so gut kennen, daß Du eine Liste im Kopf hast, was für ihn supertoll ist als Belohnung, was an zweiter Stelle steht etc., und was gar nicht zieht bei ihm. Bei meinen ist es so, daß die Kleine nur Leckerli nimmt -ein Spielchen in Ehren, ok, wenns sein muß, macht sie schon mit (vor allem mit mir, da kommt sie gerne her, aber auch ein Apportieren ist ihr z.B. lieber), aber als Belohnung komm ich mit leckerli weiter. Der Jäger liiiiebt Spiel über alles. Wenn ich dem mit Leckerli komm fürs Zurückkommen nach dem Hetzen, ist der so im Streß, daß der das gar nicht erst nimmt.
- Laß ihn grundsätzlich mit DIR Kontakt aufnehmen, bevor er etwas darf. Stell zB die Futterschüssel hin, laß ihn Sitzen, und sobald er Dich ansieht, gibst Du die Schüssel mit irgendeinem Kommando frei (nimms oder sowas). Will er zu einem anderen Hund, muß er erst SITZ machen, und sobald er Dich ansieht, gibst ihn frei bzw. leinst ihn ab. (will der Hund grad zu einem anderen Hund, dann bitte nicht fürs sitzen mit Leckerli belohnen - denn in dieser Situation ist das Zum-anderen-Hund dürfen die beste Belohnung überhaupt, das Ziel für den Hund, Leckerli wäre da nur zweitklassig - also auch situationsbedingt ändert sich die Priorität von Belohnungen! Mein Jäger findet daheim zB Leckerli fürs Am-Platz-Bleiben schon toll - aber eben draußen muß ich schon andere Geschätze auffahren wie zB ein wildes Spiel).
So lernt der Hund, Dich immer erst zu "fragen", ob er wegdarf. Irgendwann wird er ne Katze sehen und erst mal zu Dir gucken, und Dir damit die Chance geben, "NEIN" zusagen, "BLEIB DA"!
- Der Hund darf nur von der Leine, wenn ich gut drauf bin und Zeit habe - hab ich Kopfschmerzen, sodaß ich ihn nicht schreiend abrufen kann, falls er losläuft, oder keine Zeit, weil ich nur mal kurz rausgehe, bevor ich wegmuß, bleibt der Hund an der Leine - damit er keine Chance bekommt, was falsches zu tun. Bin ich müde oder nicht in der Lage, aufzupassen, dann geht´s eben nur ne Runde in den Stadtpark abends um 22.00 Uhr, wo ich weiß, daß kein Wild rumrennt, sodaß nix passieren kann, oder der Hund bleibt an der Leine.
- Nachdem ich einmal gemeint habe, ich müßte mit klein-Jägerli im Wildark Spazierengehen zwecks Wild-Gewöhnung ( heut sag ich da nur noch:
) und Desensibilisierung, ist er mir wenige Tage danach durchgebrannt - 2 Stunden Warten war angesagt. Danach erfuhr ich von meiner Trainerin genau das, was weiter oben schon steht: hatte der Hund Wild in Sicht, ist der echt noch bis zu ner Woche "auf Turkey"... Ergo: hat mein Hund seither Wild in Sicht und geht nicht hinterher (weil ich schnell genug war), bleibt er etliche Tage an der Leine oder im Stadtpark oder an der Schlepp, selbst im Feld.
- Wenn/Falls der Hund doch wegrennt: sobald Du merkst, er nimmt Dich nicht mehr wahr, nicht mehr rufen. Setz Dich wo hin, trink nen Tee/Kaffe und warte - die Hunde kommen fast immer da heraus, wo sie losgerannt sind (was mir beweist, daß sie im Jagdfieber nicht gänzlich "weg" sind, sonst hätten sie nicht noch Hirn-Kapazitäten frei, um sich so zu orientieren, daß sie zurückfinden!! Und mein Hund kommt NICHT auf der eigenen Spur zurück, sondern zT 50-100 Meter weiter daneben, das ist echt Orientierung, nicht Spurenlesen! Außerdem ist mein Hund in der Lage, angesichts einer Katze/eines Hasen auch ohne Leine bei mir zu bleiben - wenn er merkt, ich wäre schneller mit Schlüsselwerfen, ist er sehr wohl in der Lage, den Jagdtrieb zu beherrschen - zitternd, spurlaut gebend, aber stehend. Und genau das macht mich immer recht wütend: er weiß, daß er nicht darf, er KANN sich beherrschen, wenn ich es fordere, und DOCH versucht ers wieder... *kleineratte
)
Wichtig: Handynummer am Halsband auf nem gravierten Schildchen und Handy immer dabei und Akku immer geladen, wenn Du mit dem Hund gehst. Wenn einer den Hund findet, ruft er an - hab ich schon mehrfach ausgetestet, und hat mich vor schlaflosen Nächten bewahrt.
- Ansonsten habe ich versucht, eine tolle Bindung zu meinem Hund und umgekehrt aufzubauen - aber das hat wesentlich länger als ein paar Monate gedauert! Viel mit dem Hund zusammen machen, trainieren, Spaß haben, Fährten, Körperkontakt (mag er zB nur daheim, unterwegs duldet er´s zwar, aber man sieht richtig die Fragezeichen im Auge: wann darf ich wieder lossprinten?) durch Streicheln, aber auch Toben daheim. Er muß merken, daß DU toll bist, daß es nur BEI DIR unterwegs Spaß gibt (Spiel/Suche/UO/Lob etc.) (daher auch wichtig, daß Du Wild VOR ihm siehst und er keinen Erfolg hat, sonst lernt er nur, Spaß ist da, wo Frauchen NICHT ist.....).
- Reizangeltraining o.ä.: trainiert die Selbstbeherrschung, hilft dem Hund, den Jagdimpuls unter Kontrolle zu kriegen, er lernt, daß er nicht immer, wenn er los will, auch los DARF. Da reicht auch schon Bällchenspiel: Hund sitzen lassen (erst mal angeleint, er DARF keinen Erfolg haben, indem er losrennen kann!), Bällchen werfen, und er darf erst los, wenn Du ihm das Kommando gibst bzw. ihn freigibst. Auch das oben beschriebene Training, daß er erst zum anderen Hund rennen darf, wenn Du ihn freigibst, trainiert auch in diese Richtung.
- Den Hund lesen lernen - beobachte ihn mal gaaanz genau, wie er aussieht, kurz bevor er los will. Dann wirst Du als Alarmsignal das immer früher erkennen, wenn der Hund weg will, und rechtzeitig einschreiten können.
Wenn der Hund schon Jagderfolg hatte (und dazu zählt auch schon das Hetzen), wirst ihn wahrscheinlich nie so "wildrein" kriegen, daß Du Dich in den Wald legen und schlafen kannst, während der Hund friedlich neben Dir döst - aber wer will das schon, wär ja langweilig *gg.... (für mich ist mein Bossi eine täglich neue Herausforderung beim Spaziergang - er testet jeden Spaziergang aufs Neue, ob ich grad aufpasse, und nutzt jede Chance. Er guckt mich an "darf ich?", wenn er durch den Zaun zur Katze will, wenn ich ihn nicht SOFORT abrufe, kriecht er gaaaanz langsam durch den Zaun ("darf ich echt?"), man sieht förmlich, daß er drauf wartet, abgerufen zu werden! Und wenn ich dann erst abrufe, wenn er schon halb durch ist krabbelt er SOFORT wieder zurück, und kommt fröhlich wedelnd mit Lachgesicht zu mir, der alte Lausbub, da kannst einfach nicht böse sein.... Das sieht immer so aus, als will der mich nur ein bißchen foppen und freut sich, weil´s ihm gelungen ist....)
Zumindest wird der Hund mit Training über die Zeit hinweg wesentlich besser kontrollierbar und Du lernst, wo Du ihn laufenlassen kannst, ohne daß er jagen geht und mußt ihn nicht zeitlebens zur Leine verdonnern. Ein entspanntes Spazierengehen mit einem hinterherdackelnden Hund wirst Du sicherlich nicht bekommen, bei allem Training nicht, dessen muß man sich bewußt sein, um hinterher nicht frustriert zu sein. Mach Dir klar, was Du erreichen willst und was Du erreichen kannst, damit Du Dir kein utopisches unerreichbares Ziel setzt, und freu Dich über jeden Fortschritt ;-)
So, war zwar recht lang, aber Einzelmaßnahmen helfen beim Jagen nicht wirklich, da mußt geplant von allen möglichen Seiten angreifen ;-) (ich hätte eigentlich auch schreiben können, kauf Dir das Buch von Pia Gröning oder schau auf ihre Website.... Einige Tips/Anregungen sind nämlich aus dem Buch entnommen, der Rest ist eigene Erfahrung.)
Ich hoffe, ein paar Tips sind dabei, die du noch nicht kennst/ausprobiert hast, probiers einfach.
PS: Das mit dem Aufpassen: Du mußt IMMER aufpassen - sobald ich am Quasseln bin mit Bekannten auf dem Gassigang, und eine Katze quert den Weg, isser wieder weg - habs heut früh erst ausprobiert, an der Stelle war noch nie ne Katze, daher war ich unvorsichtig, und schon passiert´s. Das macht wieder etliche Wochen Training erforderlich, damit ich ihn bei Katzen wieder hierbehalten kann. Aber selbst schuld, ich weiß ja, daß ich aufpassen muß..... Sowas kommt vor - aber immer seltener, denn man lernt dazu, wenn man selbst der Leidtragende ist und immer wieder "von vorne" (naja, ein paar Schritte weiter vorne zumindest) anfangen darf..... *schulterzuck.....
Viel Spaß beim Training!
LG,
BieBoss