Hallo,
ich hatte früher auch so ein Bordermonster zuhause.
Sie konnte überhaupt nicht abschalten und musste immer dabei sein und auch meine Aufmerksamkeit haben.
Das Schnappen/Beissen/Springen mag zwar ab und an Stressabbau sein, aber zum anderen Teil auch eine Möglichkeit Dir ihren Willen aufzuzwingen.
Sie agiert und Du reagierst.
Es sollte umgekehrt sein.
So wie Du es schilderst, gehtst Du viel zu viel auf sie ein, auch wenn Du das nicht so siehst.
Ronja musste ich als Welpe und Junghund zum abschalten in einen anderen Raum bringen, denn sie wäre von sich aus nie zur Ruhe gekommen. Ständig wollte sie hinter mir her und konnte keine Minute liegen bleiben.
Wenn die Katze vorbei lief musste sie schauen wo sie hingeht usw.
Wenn ein Geräusch war musste sie schauen wo es herkommt, usw.
Sie war echt anstrengend und viele befreundetet HHs sagten mir, dass sie mit ihr überfordert gewesen wären.
Heute ist sie ein Traumhund um den mich viele beneiden.
Geschafft habe ich das indem ich auf ihre Forderungen einfach nicht mehr eingegangen bin und auch dadurch, dass sie gelernt hat, dass gewisse Handlungen von ihr zu Konsequenzen führen die sie nicht sonderlich toll findet.
Meine Züchterin (Arbeitslinie) sagte mir damals:
es ist Unsinn dass ein Bordercollie extrem viel Auslauf braucht, er braucht am Tag nicht mehr wie 45 Minuten. Was er braucht sind geistige Aufgaben während eines Spaziergangs und auch ab und an nochmals 10 bis max. 15 Minuten am Stück zuhause.
Wenn sie mit dem Hund jeden Tag 3 Stunden laufen wird er nicht ausgelastet sein, sondern nur ausdauernder werden.
Halten sie seine Aktivitäten im ersten Jahr sehr gering, denn sonst haben sie bald einen hyperaktiven Hund der nur noch unter Stress steht.
Das sehen wir mittlerweile zu Hauf auf den Straßen und uns können die Hunde nur leid tun! Was ihr Hund an Beschäftigung im ersten Jahr braucht ist eine gute Sozialisierung in allen Lebensbereichen und lernen sich zurück zunehmen und runterzufahren.
Das was die Züchterin mir sagte, kann ich nur unterstreichen.
Wegen des Beissens/Schnappen/Springens:
wenn Du sie an der Leine hast, dann dürfte sie gar nicht an Dich rankommen um Dich zu beissen! Streck doch mal Deinen Arm aus und halte die Leine so, dass sie Dich nicht erreichen kann!
Das würde ich ohne ein Komentar und ohne Gewalt machen. Ignorier sie
und lobe sie in dem Moment wo sie wieder runter kommt!
Wenn sie frei ist und Dich anspringt, dann wehr sie doch einfach mal ab! Geh einfach mal einen Schritt nach Vorne und lasse sie abprallen.
Wenn sie im Garten steht und rumbellt, dann hol sie kommentarlos rein und Schluss ist mit Garten.
Wenn sie Dir die Hundebetten zerlegt, dann nimm sie ihr weg! Eine normale Decke tut es auch!
Wenn sie Deine Hündin drangsaliert, dann unterbinde das. Fruchtet das nicht, dann schmeiss sie einfach mal für ein paar Minuten aus dem Raum.
Wenn sie sich zwischen Dich und Leah drängelt, dann schieb sie kommentarlos weg. Sie kommt erst dran wenn sie an der Reihe ist und wenn sie dann mal nicht dran kommt, dann ist das auch nicht tragisch.
Du hast meiner Meinung nach noch zu viel Mitleid mit ihr. Warum?
Es geht ihr bei Dir gut, Du sorgst für sie, Du liebst sie und Du beschäftigst Dich mit ihr.Was sie nicht hat meiner Meinung nach, sind klare Grenzen.
Das ist kein Vorwurf, denn ich weiss wie schwierig dieses Umdenken von "ach der arme Hund" auf "jetzt ist mal gut" ist!
Mein zweiter Hund ist ein Bordermix, so wurde es mir jedenfalls gesagt und seinem Verhalten nach zu urteilen ist das auch so, kommt aus einer Tötungsstation!
Der Hund war ein einziges Häuflein Elend als er im Alter von 4 bis 5 Monaten zu mir nach Hause kam. Er unterwarf sich, pinkelte sich ein und schrie wenn man sich ihm nur näherte.
Er litt unter Trennungsangst, welche schon panikartig war!
Klar hab ich den mit Samthandschuhen angefasst um sein Vertrauen zu mir aufzubauen. Klar hab ich auch viel Rücksicht genommen und war vielleicht nicht so streng wie ich es mit Ronja gewesen wäre.
Gewisse Regeln musste er aber auch einhalten!
Irgendwann kam der Tag an dem er mir vertraute und anfing mich ausspielen zu wollen! Er legte ein Resourceverhalten vom Feinsten an den Tag!
Er begann mich verteidigen zu wollen wenn Ronja in meine Nähe kam, er lag auf allen gut übersichtlichen Plätzen von wo aus er das ganze Geschehen im Haus beobachten konnte!
Er begann Besuch anzupöbeln und er verteidigte den Tisch um die Couch gegen Ronja!
Das ganze war von jetzt auf gleich da!
Ab da an ging es eine andere Gangart!
Die Gedanken: "ach der arme Hund!" waren ganz schnell verschwunden!
Er hat es jetzt gut, ihm geht es nicht mehr schlecht!
Er bekam seinen festen Platz, das rumdümpeln auf frei verfügbaren Plätzen war komplett gestrichen!
Er wurde bei Besuch auf seinen Platz geschickt und durfte erst aufstehen wenn alle saßen und er ruhig war. War er das nicht, musste er wieder auf den Platz!
Der Teppich rund um die Couch und den Couchtisch ist Tabu!
Es ist ein Privileg sich dort niederlassen zu dürfen und dies wird auch nur geduldet wenn man sich ordentlich benimmt!
Wenn wir essen sind die Hunde im Korb, danach gibt es ihr Fressen!
Der Korb ist für sie absolut positiv, denn dort bekommen sie immer etwas wenn sie brav warten.
Ich füttere fast nur noch aus dem Futterbeutel und ganz selten aus dem Napf.
Seit den Regeländerungen hat sich sein Verhalten extrem verändert. Er ist ausgeglichen und auch nicht mehr ganz so ängstlich wenn uns fremde Menschen begegnen und ihn ansprechen. Wenn es ihm zu viel wird geht er nicht mehr nach vorne, sondern schaut zu mir hoch und stellt sich hinter mich.
Alles in Allem orientiert er sich viel mehr auf mich.
Ich schreibe Dir hier einen Teil meiner Geschichte auf, damit Du vielleicht auch siehst, dass man nicht immer an die Vorgeschichte denkt.
Versuch mal konsequenter zu sein und schenk ihr nicht ganz so viel Beachtung. Auch würde ich das Programm runterfahren.
Wie die anderen schon sagten, musst Du an den Ursachen arbeiten und nicht nur die Symptome angehen. Das bedeutet, dass man den Umgang mit seinem Hund überdenkt und genau auf sich selbst und sein Verhalten achtet.
Du bekommst das bestimmt hin.
Liebe Grüße
Steffi