Hallo,
das ist ein wirklich schwieriges Thema und kann so pauschal nicht beantwortet werden.
Meiner Meinung nach wird bei Problemen immer all zu gerne alles auf Über-oder Unterforderung geschoben.
Macht man viel mit seinem Hund (was bedeutet jetzt wieder viel, da geht es schon los), dann heißt es bei Problemen oft: der Hund ist völlig überfordert. Macht man wenig (auch hier was bedeutet wenig?) ist der Hund unterfordert.
Ich halte das so:
solange mein Hund einen zufriedenen und ausgeglichenen Eindruck macht, ist alles in Butter und man braucht sich darüber keine Gedanken machen.
Zeigt der Hund hingegen irgendwelche Auffälligkeiten, sprich ist er hyperaktiv, findet keine Ruhe, winselt rum, zerstört Sachen usw. dann sollte man sich Gedanken machen was die Ursache sein könnte. Auch hier ist es nicht immer eine Über-oder Unterforderung, sondern können auch ganz andere Probleme dahinter stecken.
Man muss immer den jeweiligen Hund sehen, hat man einen Hund mit schlechten Erfahrungen, der vielleicht auch nicht gut sozialisiert wurde, dann kann ihn schon ein einfacher Spaziergang überfordern.
Dem Ganzen wird meiner Meinung nach oft viel zu viel Bedeutung zugesprochen und Probleme gerne darauf geschoben, ohne genauers über Hund und Halter zu wissen.
Natürlich sind unsere Hunde auch Gewohnheitstiere und wenn ein Hund es gewohnt ist jeden Tag um 8.00 Uhr raus zu kommen, dann wird er anfangen zu jammern wenn er plötzlich nicht um 8.00 Uhr raus kommt.
Das hat dann aber auch nichts mit Über-oder Unterforderung zu tun, sondern einfach mit der Umstellung des gewohnten Tagesablaufes.
Genauso verhält es sich wenn der Hund jeden Tag von klein auf stundenlang bespasst wird und man sich plötzlich nicht mehr um ihn kümmern kann. Dem Hund fehlt etwas. Er war es anders gewohnt.
Deshalb haben einige Hunde z.B. auch Probleme nach der Urlaubszeit wieder alleine zu bleiben, denn die HHs lassen die Hunde oftmals im Urlaub nicht alleine, sondern haben wesentlich mehr Zeit für sie und wollen diese dann natürlich auch mit den Hunden verbringen. Da ist nichts gegen einzuwenden, allerdings wäre es sinnvoller auch hier einfach mal ne Stunde einen Kaffee trinken zu gehen und den Hund mal alleine zu lassen.
Bei mir gibt es zum Beispiel keine festgelgten Gassizeiten und auch keine festgelegten Übungszeiten oder Übungstage.
Mal gehe ich um 7.00 Uhr Gassi und mal um 10.00 Uhr. Meine Hunde kennen es nicht anders und kriegen daher nicht gleich die Krise wenn sie mal warten müssen. Auch bekommen sie mal um 17.00 Uhr ihr Futter und mal um 19.00 Uhr.
Mal gehen wir morgens 1 Stunde Gassi und mal nur 10 Minuten und dafür mittags länger.
Mal üben wir eine Stunde über den Tag verteilt, mal überhaupt nicht.
Meine Hunde leben mit mir und ich liebe sie über alles. Ich befriedige ihre Bedürfnissen (Fressen, schlafen, Gassi, Beschäftigung) so wie ich kann und wie sie es brauchen, allerdings bin ich nicht bereit meinen Tag nur nach meinen Hunden zu richten.
Ich habe daher keine Routine drin, denn diese könnte ich ihnen durch meinen Beruf gar nicht geben. Meine Hunde sind immer in meinem Hinterkopf und stehen durchaus an erster Stelle, aber eben nicht zu bestimmten Zeiten.
Dafür sind meine Hund aber auch immer mit mir unterwegs und selten alleine zuhause. Sie sehen viel von der Welt und gehen oft an unterschiedlichen Orten spazieren. Wenn wir jetzt einen langen Tag haben, dann waren sie unterwegs immer mal wieder Gassi, waren mit mir im Cafe oder einem Restaurant und sind zuhause zufrieden. Hier mach ich mir dann keinen Kopf ob ich die Hunde jetzt noch mit irgendwelchen Aktivitäten bespaßen soll.
Sie sind glücklich, ich bin glücklich und das ist mir wichtig.
Klar frage ich meine Kunden auch was sie mit dem Hund vorher machen wenn sie ihn z.B. alleine lassen und klar frage ich sie bei Problemen wie der Tageslauf derzeit aussieht und wie er vorher ausgesehen hat, welche Veränderungen stattgefunden haben. Oftmals ist es aber dann nicht eine Unter-oder Überforderung, sondern schlicht weg "Unsicherheit" des Hundes, weil sein gewohntes Leben nicht mehr so stattfindet wie es vor der Änderung war.
Manchmal reichen da auch schon kleine Änderungen im Umfeld/Tagesablauf, ohne dass sich an der "Beschäftigungszeit" des Hundes etwas ändert. Hier muss man anders rangehen, anstatt zu sagen der Hund ist unterfordert.
Natürlich gibt es auch die Hunde, die beschäftigt werden müssen und es nicht werden. Auch das gibt es und auch da muss man dem Halter ganz klar vor Augen führen, dass der Hund nicht damit zufrieden ist nur in den Garten zu dürfen um Pipi machen zu können, wenn er ansonsten den ganzen Tag nur rumliegen soll. Klar macht dieser Hund dann in irgendeiner Art und Weise Probleme.
Beschäftigung kann ganz vielfältig ausfallen und manchmal ist Beschäftigung auch einfach nur das Mitnehmen des Hunde und das bei seinem Menschen sein dürfen und mit ihm gemeinsam etwas zu erleben und sei es nur ein Restaurantbesuch, oder ein Abend bei Freunden in deren Wohnung.
Also hier kommt es immer auf den jeweiligen Hund und den Halter, sowie das Miteinander der beiden an.
Ich kann also bei einem geschriebenen Tagespensum nicht sagen ob der Hund jetzt unter oder überfordert ist, sondern ich benötige das Gesamtbild.
Bestimmt wirst Du noch einige Meinungen hören, dies ist nur meine persönliche Erfahrung die ich im Laufe der Jahre gesammelt habe.
Liebe Grüße
Steffi
PS: wenn Du mit dem Verhalten Deines Hundes zufrieden bist und Dein Hund ausgeglichen ist, dann würde ich mir hier keine Gedanken machen.