Hallo zusammen,
wollte mal wieder berichten wie es so läuft bei uns...
Die Fütterung läuft immer noch im Obergeschoss ab.
Filou zeigte ja extrem unsicheres Verhalten wenn ihn einer von uns alleine füttern wollte. Ich habe diese Unsicherheiten gänzlich übergangen und hab auf die Rituale (Decke setzen, warten, usw.) bestanden.
Heute ist es so, dass ich ihn seit drei Wochen alleine füttere, er mit Freude hochrennt, sich bereitwillig auf die Decke setzt, wartet bis ich das Futter hingestellt habe, reinläuft und frisst.
Vor 14 Tagen fingen wir an uns unten im Erdgeschoss zu bewegen, sprich hinter der Abschlusstür zum Obergeschoss. Mal zur Toilette, mal an den Schuhschrank und dann mal 2 Stufen ins Obergeschoss hoch und wieder runter. Es waren kurze Einheiten und wir waren, wenn er runterkam, immer wieder hinter der Abschlusstür im Wohnzimmer.
Als das gut klappte, hab ich oben, nach dem er in das Zimmer ist, kurz gewartet bis ich die Treppen wieder runter bin. Diese Zeit habe ich Sekundenweise verlängert. Er konnte mich aber nicht sehen, sondern hörte nur, dass ich nicht sofort nach unten ging.
Das klappte auch wunderbar und seit drei Tagen kann ich oben kurz stehen bleiben, so dass er mich sieht.
Die ersten zwei Tage blieb er vor dem Futternapf stehen, Schwanz unten, unsicherer Blick zu mir hin (ich hab ihn nie angeschaut, sondern eher so getan als würde ich etwas vom Boden aufheben oder an der Wand rumfummeln), sich klein gemacht. Er fraß auch nicht bis ich die ersten Stufen der Treppe nach unten gegangen bin.
Heute war ich auch oben und er sah, dass ich da war, wirkte zwar immer noch unsicher, begann aber während ich oben war zu fressen. Sobald er am Napf war bin ich runter.
Das Ziel ist zwar noch weit entfernt, aber doch schon in greifbarer Nähe.
Auch sonst hat sich vieles geändert.
Besuch wird nicht mehr angeknurrt oder am Popo beschnüffelt. Er ist freundlich, mir schon wieder zu freundlich (holt sich nun ständig die Aufmerksamkeit vom Besuch und klar finden die das toll), aber dagegen arbeite ich auch an. Ich lasse es eine Weile zu und irgendwann ist dann aber auch gut, ansonsten muss er eben in den Korb. Punkt! Keine Diskussion!
Ich kann Ronja und Filou Leckerlis füttern ohne Angst zu haben, dass er eines wegträgt oder verteidigt. Selbst wenn eines runterfällt bücke ich mich mittlerweile und nehme es wie "selbstverständlich" auf. Nie käme ich auf die Idee er könnte mich beissen. (ich denke dran, aber hab keine Angst)
Geschafft habe ich es dadurch, dass er immer mehrere Leckerlis nacheinander bekommen hat. Also nie nur eines oder zwei. Beide Hunde abwechselnd nebeneinander. Am Anfang rannte er panisch weg mit dem Leckerli. Als er aber mitbekam, dass Ronja immer weiter Leckerlis bekommt, wollte er natürlich auch.
Mein Vertrauen in ihn ist soweit gewachsen, dass ich ihn heute hab frei laufen lassen. Ich habe das Schleppleinentraining nach fast 12 Monaten unterbrochen.
Es war ein wunderschöner Anblick, ihn völlig losgelöst und voller Freude über die Felder rennen zu sehen.
Er rannte weit, zog Kreise um mich, stöberte über die Wiesen und ich lies ihn gewähren. Völlig ruhig lies ich ihn rennen. Ich war so ruhig wie schon lange nicht mehr. Nach 5 Minuten rief ich ihn. Sofort ging der Kopf hoch und er rannte mit vollem Gallopp auf mich zu, um direkt vor mir abzusitzen.
Ich konnte mich 100% auf ihn verlassen. Alle Befehle befolgte er, auch auf weite Distanz.
Hier, Fuss, Sitz auf Entfernung und Bleib. Sein Blick hing an mir und er erwartete regelrecht Aufgaben von mir. Es war toll und so intensiv wie noch nie.
Als ich in diese leutenden Augen sah, lief mir dann doch eine Träne über die Wange, als mir die Einschläferungsthematik in den Sinn kam.
Es gibt natürlich immer noch das ein oder andere Problem, aber was ganz wichtig und Grundvoraussetzunge ist:
Ich habe mein Urvertrauen, welches ich bisher in jeden meiner Hunde hatte, zu ihm gefunden und er zu mir.
Natürlich wäre es jetzt fatal zu sagen, dass alles in bester Ordnung ist. Filou ist immer noch kein Hund, dem man in jeder Situation vertrauen kann, aber ich weiss ihn nun zu nehmen und er ist händelbarer geworden für mich. Auch hat er immer noch unsichere Phasen, die aus dem Nichts auftreten, aber das wird sich denke ich auch noch bessern.
Er ist nicht einfach und wir brauchen noch lange bis wir ein normales Leben führen können, aber es geht vorwärts und es geht uns allen gut.
Am Dienstag wird er kastriert und ich werde beim Aufwachen bei ihm sein. Mal sehen ob der innen liegende Hoden vielleicht nicht doch etwas mit seinem Verhalten zu tun hat.
Liebe Grüße
Steffi