Hallo,
meine Ronja ist auch von einem guten Züchter und wurde gut sozialisiert. Sie ist was Menschenmengen, oder auch Alltagsgeräusche angeht völlig locker.
ABER:
Sie hat Angst vor Knallern jeglicher Art. Daran hab ich gearbeitet und das mehrere Jahre lang. Seit sie 4 oder 5 Jahre alt ist, macht ihr ein einzelner Schuss nichts aus, auch einen Knaller weiter weg kann sie tolerieren, allerdings merke ich ihr genau an, dass sie unsicher wird.
Ich kann sie aber handeln und sie bleibt bei mir. Jedoch muss sie an die Leine wenn ich merke, dass sie unsicher ist. Sie hat über Jahre hinweg gelernt, dass ich sie von der Gefahrenquelle wegführe.
Trotzdem lege ich meine Hand nicht ins Feuer.
Vor zwei Jahren wollte sie nach Hause rennen weil sie einen Fasanenschrei gehört hat und dieser sie zu Tode erschrocken hat. An dieser Stelle musste sie die nächsten Tage und Wochen an die Schlepp, da es mir zu gefährlich war.
Was ich damit sagen will ist: Man kann in keinen Hund reinschauen und ein Restrisiko bleibt immer.
Kennt ihr nicht alle eine Situation in der ihr einfach so erschrocken seid?
Mir passierte es schon, dass ich an einem blickdichten Hoftor vorbeigelaufen bin und plötzlich bellte und knurrte ein Hund, der unter dem Hoftor auch noch seine Schnauze durchschob.
Ich bin zu Tode erschrocken und hab völlig instinktiv einen Satz auf die Seite gemacht.
Mein Herz raste wie verrückt und mein Puls schlug Purzelbaum.
Ich brauchte einige Minuten um mich wieder zu beruhigen, auch wenn ich über meine Reaktion lachen musste.
Warum sollte es einem Hund anders gehen?
Auch kann man nicht sagen, dass eine gute Aufzucht auch super starke wesensfeste Hunde hervorbringt. Alle sind individuell, da gibt es die Draufgänger, die Vorsichtigen, die Ängstlichen usw.
In einer Familie mit drei Kindern können alle unterschiedlich sein, der eine entwickelt Phobien, der andere nicht, der Dritte wiederrum liebt genau diese phobieauslösenden Gegenstände/Tiere, vor dem der erste Angst hat.
Von daher kann man Mensch wie Tier nur so nehmen wie sie sind und versuchen an den angstauslösenden Situationen zu arbeiten.
Das geht nicht von heute auf morgen, sondern benötigt Zeit.
Mit eineinhalb Jahren kann Wilma schon wieder in einer Angstphase sein und die heißt es zu überstehen.
Um mich sicher zu fühlen und dem Hund ein gutes Gefühl zu geben, muss ich erstmal die Angst (innere Angst vor dem Weglaufen) in den Griff bekommen. Wenn das heißt, dass der Hund noch an die Schlepp muss, dann ist das eben so.
Was wäre wenn Wilma wirklich wegrennen würde? Könnte sie von jemandem eingefangen werden, oder gäbe dies ein Problem?
Filou z.B. würde sich nicht so einfach einfangen lassen und das weiss ich. Daher bleibt er an der Schlepp, da mir die Gefahr zu groß ist. Nicht nur, dass er fürchterliche Ängste ausstehen müsste während jemand versucht in einzufangen, sondern auch die Gefahr, dass er panisch vor ein Auto läuft ist mir definitiv zu groß.
Würde er weglaufen, dann hätte ich einiges an Arbeit in den Sand gesetzt und das ist es mir nicht wert.
Auch wenn es wesentlich entspannter ist mit zwei Hunden ohne Leine zu laufen. Da muss ich aber durch.
Was mir bleibt ist die Vorfreude auf das Ziel: ein Hund, welcher sicher bei mir bleibt und bis auf dieses minimale Restrisiko (bei Ronja waren es in den 11 Jahren zwei Vorkommnisse wo sie weglaufen wollte)kontrollierbar ist.
Arbeite mit ihr und gib ihr Sicherheit. Hab Geduld und verzage nicht dabei. Es wird mit Sicherheit besser werden.
Versuche sie auch nicht in Situationen zu bringen die sie nicht meisten kann (z.B. Kundin). Halte sie bei Dir und zeige ihr wie sie sich verhalten soll.
Liebe Grüße und lass den Kopf nicht hängen
Steffi