Beiträge von BigJoy

    Mal nen Klugscheißersatz: Ich denke, ganz wichtig ist, zu erkennen, was der heranstürmende Hund für ein Ausdrucksverhalten zeigt. Will er tatsächlich angreifen und dabei schädigen, also Leib und Leben bedrohen? Die wenigsten Hunde wollen einen anderen in der Luft zerfetzen. Größtenteils wird mehr Radau gemacht als alles andere. Und das Drohverhalten kann uns auch als Menschen nachhaltig beeindrucken, keine Frage!
    Wenn mir jemand sagt, sein Hund sei gebissen wurden, frage ich inzwischen immer nach, wie schlimm es war, ob mit TA bzw nähen. Alles andere zähle ich persönlich nicht unter Beißerei.
    Ich halte es für normal (wenn auch nicht für wünschenswert), dass sich Hunde auch mal mit den Zähnen auseinandersetzen und auch mal die Ohren "durchtackern". Ich denke, man muss sehr genau zwischen dem hündischen Verhalten und der eigenen Angst, dem eigenen Unbehagen oder Unverständnis unterscheiden.
    Diese Entwicklung hab ich zusammen mit meinem Angsthund durchgemacht. Joy hat anfangs um ihr Leben gekreischt, wenn ihr ein anderer Hund zu nah kam. Danach ist sie um ihr Leben gerannt. Insofern gab es viele Gelegenheiten, Hundebegegnungen zu analysieren und einzuüben. Wir haben beide viel dazu gelernt und sind weiter dabei.

    Ich brauche auch ein Korrektiv von außen. Das sind zum einen die Menschen in meinem Umfeld, die Joy von Anfang an kennen und immer mal wieder sagen, was sie für Fortschritte gemacht hat. Bestenfalls an Tagen, an denen ich gerade keine sehen. Plötzlich sagt zB eine Nachbarin, dass sie den Eindruck haben, dass Joy gewachsen sei. Und das liegt dann daran, dass Joy sich weniger angstklein macht, mit erhobenerem Haupt (Rute, Ohren und Rücken) durch die Welt geht! So was zu hören tut dann richtig gut!
    Und ohne die Hundetrainerin wären wir auch nicht so weit. So ca alle 3 Monate gibt es bei Joy Verhaltensänderungen, ist mein Eindruck. Und dann stimme ich mich erneut mit der Trainerin ab. Die Trainerin erlebt Joy 1x/Woche in der Hundegruppe und ist somit immer auf dem Laufenden. Am Anfang haben wir öfter telefoniert und wir tun es immer noch, sobald bei mir Wunsch nach Austausch kommt.

    Ich scherze gerne, dass, wenn Joy ein "normaler" Hund wäre, sie schon längst ausgebildeter Polizeihund wäre, hätten wir nicht die ganze Ausbildung in den Angstabbau stecken müssen :roll:

    Zur Frage der Häufigkeit deiner Übungen:
    Mein Eindruck ist, dass Joy nach einem richtigen Schocker 2-3 Tage braucht(e), bis sie wieder ganz runter war. Ca. 20-30 Min, dann war die konkrete Panik weg, aber es dauerte noch 2-3 Tage, bis auch die erhöhte Schreckhaftigkeit als Folge der Panik verschwand. Danach würde ich auch die Trainingseinheiten richten.

    Bin gespannt auf deine weiteren Berichte!

    Super, ein neuer Versuch, es geht weiter!
    Ich würde Angst und Panik unterscheiden. Zeigt Emma Angst, kannst du auf sie einwirken, bei Panik nicht. Deshalb gibt es Panik zu vermeiden - heißt, du musst sie voraus sehen lernen, bestenfalls. Und das, ohne übersensibel auf bestimmte Situationen zu reagieren! Also nicht: Oh Gott, das wird ihr wieder Angst machen... Sondern: Hey, ein weiterer Regenschirm, super, wieder eine Übungslektion mehr!
    Habe in einem Buch gelesen, dass es 600 Wiederholungen brauchen kann, bis eine neue Erfahrung die alte überdeckt. Damit hangel ich mich heute noch weiter! Und es wird der Tag kommen, da hast du 600 Sonnenschirme, Busshäuschen, andere Hunde, xy Angstauslöser, getroffen, die deinen Hund nicht gefressen haben und die er ohne Panik überlebt hat!
    Der Hund wird vermutlich eine gewisse Scheue behalten, aber ihr habt reelle Chancen die Panik wegzukriegen! Dein Hund muss ein neues Verhaltensreportoire aufbauen, dazu gehört auch, "wenigstens Angst" stat Panik vor den Dingen zu haben. Denn bei Angst ist sie beeinflussbar, bei Angst kann sie noch reagieren. Insofern ist Angst ein Fortschritt (gegenüber der Panik)! Und das nächste wäre dann, dass aus der Angst Vorsicht wird.

    Ich finde, du hast alles richtig gemacht, weiter so!
    Sofern es keine Panik ist (dann hilft nur raus aus der Situation, damit der Hund runterkommt), würde ich das Leinenziehen übrigens korrigieren. Warum? Weil es die Situation normalisiert. Es gibt nichts, was ihr Angst macht, also auch keinen Grund an der Leine zu ziehen. Es kann sein, dass es ihr Sicherheit gibt, wenn du ihr die bekannten Kommandos gibst, die ihr bekannten Anforderungen stellst.
    Zum Ausweichen: Ich nenne es bei meinem Hund "vergrößerte Individualdistanz". Wir haben eine Zeit lang die Flexi eingesetzt, damit sie ihren eigene Distanz wählen kann und sich so selbst in neuen Verhaltensweisen erproben kann. Dennoch war sie in Kontakt mit mir. War eine Art "sanfte Gewalt", sie zumindest auf den 5 m Radius der Flexi (nach den 10 m der Schleppe) runterzukriegen. Sie hat dadurch auch gelernt (gilt für Leinenführung allgemein), dass wir die Situation zusammen durchstehen. Sie hat sie auch zu mir Zutrauen gefasst. Das macht sie uU weniger, wenn sie stets auf eigenes Gutdünken ausweichen kann.

    Wie gut nimmt sie Leckerli draußen an? Kannst du ihr bestimmte Dinge ggf schön füttern?
    Gibt es einen anderen Moment, in dem sie sehr nervenstark ist? Dann kannst du da gewisse Angstreize ganzh dosiert einbringen. Denn der Hund braucht ja auch Erfolgserlebnisse, damit er merkt, es lohnt sich ein anderes Verhalten als die Angst! Und diese Erfolgserlebnisse addieren sich zu seinem allgemeinen Selbstbewusstsein.

    Wir hören sicher wieder voneinander. Respekt für deinen erneuten Anlauf! (Mensch, ich hab doch das Gefühl, dass ihr beide das Dreamteam seid...)

    Zitat

    Dieses völlig grundlose Angstverhalten aus heiterem Himmel verunsichert mich total.


    Das kann ich verstehen!
    Man weiß nicht, was der Hund vorher mitgemacht hat, in welchem Film er bei diesem Angstverhalten ist. So blöd es sich anhört, aber ich denke, du musst noch abwarten und sehen, ob du bestimmte Auslöser für diese Verhaltensweisen ausmachen kannst. Also typische Situationen, in denen er das Verhalten zeigt, Gemeinsamkeiten in diesen Situationen. Dann kann Gewöhnungstraining oder Umkonditionierung einsetzen. Aber noch sind die Angstsituationen zu unspezifisch.

    Es ist gut, dass du dich von diesen Angstreaktionen nicht beeindrucken lässt! Sonst könnte sich das Angstverhalten verfestigen (wenn er Aufmerksamkeit dafür bekommt, die er als Lob missversteht).

    Hast du schon mal über Handfütterung nachgedacht? Würde ich in deiner Situation überlegen. Alles Futter nur noch aus deiner Hand. Damit er merkt, dass es gut ist, sich an dich zu halten und von dir Futter gibt und keine Gefahr ausgeht.

    Du schriebst in einem anderen Thread, dass er dich anknurrt, wenn er im Körbchen liegt. Auch das würde ich im Auge behalten. Meine Hündin beschwichtigt übermäßig, wenn ich an ihrem Körbchen vorbei gehe (ähnliche Ursache: Angst wg früheren Misshandlungen?) Von der Hundetrainerin kam nun der Tipp, im Vorbeigehen ein Leckerli ins Körbchen fallen zu lassen, um dieses Verhaltensautomatik der Beschwichtigung aufzulösen. Ohne Ansprache und Blickkontakt, einfach Leckerli fallen lassen. Vielleicht wäre das auch etwas für dich.

    Nicht den Mut verlieren! Dein Hund kommt nach und nach bei dir an, dadurch zeigen sich auch nach und nach neue Verhaltensweisen - das zeigt auch sein Einleben!

    Könnte es sein, dass sie selbst hintenrücks angegangen worden ist (vielleicht hat sie sich dabei auch nur erschrocken und es ist gar nichts "passiert") und dass sie dem jetzt vorbeugen will, indem sie selbst zu dem Hund hinrennt und ihn maßregelt?

    Da es eine so fest umrissene Situation zu sein scheint, würde ich sie auch nur, wie eben gepostet, nach dem Spielen kurz anleinen. Sonst bekommt dieses Verhalten vielleicht zu viel Aufmerksamkeit (du schriebst ja, dass sie an der Leine angespannt war).

    Ich würde es auch beim nächsten TA-Besuch ansprechen, man weiß ja nie. (Ohne das jetzt dramatisieren zu wollen)

    Auch wir Menschen haben mit Durchfall ja schon mal unsere Not, es bis zum Klo zu schaffen. Und den Zusammenhang zwischen Bauchgrummeln und Durchfall muss man auch erst mal einordnen können.

    Zu den Fremdfütterern würde ich sagen, dass euer Hund eine Unverträglichkeit hat - das macht einigen vielleicht ausreichend Angst/Respekt, um das mit dem Frolic zu lassen.