Ich kann gar nicht pauschal sagen wie ich das handhabe. Im Grunde mache ich es von den Rahmenbedingungen abhängig und der Tagesform (meiner und der meines Hundes).
Wir haben hier eine extrem hohe Hundedichte und ein großstädtisches Umfeld. Mein Hund kennt die Spielregel, aber mal als Beispiel.
Situation: Ich habe mit ihm (angeleint) am Rad einen 3km Weg vor mir, um auf einen Streckenabschnitt zu kommen auf dem er freilaufen kann. Nach der 10ten Hundesichtung auf diesen 3km, davon zwei nicht optimal (z.B. eskalierende Fremdhunde auf engen Gehweg) und womöglich noch ein Fremdhund im Freilauf der in uns reinballert und mich fast vom Fahrrad holt.. dann weiß ich, jetzt ist mein Hund nicht mehr ableinbar, weil er alle Gehirnkapazitäten verbraucht hat um die vorangegangenen Situationen angemessen auszuhalten.
Gleiches Szenario mit 10 neutral an uns vorbei geführten Hunden, kein Hund der in uns reinknallt oder uns jagt, und kein Hund der meinen Hund fressen will, dann kann ich meinen Hund wie geplant freilaufen lassen, weil ich weiß, er hat die Gehirnkapazität jetzt auch eine vorbeilaufende Katze zu irgnorieren bevor ich sie sehe.
Klar ist, je weniger Außenreize wir begegnen, umso höher die Wahrscheinlichkeit dass er (weiterhin) offline laufen darf.
Wenn uns im Wald/Feld 2x ein Reh übern Weg springt und ich ihn per Kommando auf dem Fleck festnagel, dann leine ich im Anschluss trotzdem an wenn ich nicht überzeugt bin dass er es schafft den nächsten Hasen zu ignorieren, der uns womöglich 200m weiter erwartet.
Vor einigen Monaten haben wir auf einer rieeeesigen Wiese UO gemacht. Er war dabei ca. 30m von mir weg. Da rast aus dem angrenzenden Wald auf einmal ein Reh quer über diese Wiese, gehetzt von zwei größeren Hunden. Diese drei sind ca. 50m hinter ihm über die Wiese gerannt. Mein Hund stand da und hat vor Anspannung gezittert, so sehr wollte er hinterher, ist er aber nicht weil er ein STOP bekommen hat. Danach habe ich ihn angeleint - schon alleine weil ich nicht mehr darauf vertraut habe dass er es aushält, wenn diese beiden Hunde gleich womöglich wieder zurückrennen, auch wenn er die erste Szene prima gemeistert hat.
Im Grunde also ein Mix aus Einschätzung der Gesamtsituation, Intuition & Erfahrung. Dennoch weiß ich, es gibt immer ein Restrisiko. Für mich gibt es keine 100% bei einem Tier. Aber es ist für mich kein Grund meinem Hund keinen Freilauf zu gewähren. Aber ich muss die Gegebenheiten dafür schaffen (z.b. indem wir 3Tage/Woche mit dem Camper raus aus dem städtischen Umfeld fahren).