Das wichtigste zuerst - Odin ist noch bei uns. Wir haben ihn vorhin mit nach Hause genommen.
Es gab ein sehr langes und ausführliches Gespräch mit der Tierärztin, die großartig und kompetent ist, und die ein locker 30minütigen Fragekatalog geduldig und detailliert beantwortet hat.
Bei Odin wurde seit gestern Abend so praktisch alles gemacht, was die heutige Diagnostik hergibt. Röntgenbild, Ultraschall, großes Blutbild, MRT, Schmerzbehandlung. Das MRT heute Morgen war der entscheidende und letzte Step, denn alles andere hat nur ergeben, dass er in ausgesprochen (der Größe und Alter entsprechend) guter Form und Gesundheit ist.
Ich hatte bereits erwähnt, dass vier Krankheitsbilder in Frage kommen. Drei würden den sicheren Tod bedeuten und ein unvermeidliches Einschläfern, eins – schwerer Bandscheibenvorfall - die evtl. Möglichkeit zu operieren. Nun, es ist die vierte und somit beste Option geworden. Nur leider schlimmer als gedacht. Odin hat nicht einen, sondern drei Bandscheibenvorfälle. Zwei im Lendenwirbelbereich, einer im Brustwirbelbereich (sehr selten). Bedeutet nicht eine OP, sondern drei. Eine alleine für sich ist schon ein großer Eingriff und die Heilungsprozedur langwierig und schmerzhaft – aber drei, keine Chance. Die TA hat schon heute Morgen am Telefon ganz klar davon abgeraten zu operieren. Die Chancen sind zu schlecht, zumal einer der BSV auch operativ sehr schwierig zu erreichen ist.
Ihr könnt ich sicherlich vorstellen, dass für mich/uns eine Welt zusammen gebrochen ist. Meine Geschwister und ich, wir sind um 13Uhr in der Klinik gewesen, sicher dass es ein Abschied für immer wird.
Vor Ort hat sie uns dann alle MRT Bilder gezeigt und alles nochmal im Detail erläutert. Dann kam unser Strohhalm.. unser Rettungsanker für den Moment.
Sie sagte, dass es keine frischen BSV sind, sondern er scheinbar schon länger mit ihnen lebt – und das wohl auch recht gut bis letzten Sonntag. Aufgrund dieser Erkenntnis, möchte sie eine neue Einschätzung einwerfen, die auch ihre erfahrenen Kollegen unterstützen. Nämlich die, dass es in einem solchen Fall die kleine, aber reelle Chance besteht, dass er sich ohne OP wieder erholt. Vielleicht nicht vollständig, aber soweit um in einem solchen Falle mit individueller Langzeitschmerztherapie noch gute Jahre vor sich zu haben – ich betone GUTE Jahre.
Wir haben es uns weiß Gott nicht einfach gemacht. Seit gestern Abend haben wir im Familienkreis nur über Odin gesprochen.. was wenn weshalb wieso. Es gab Tränen und Meinungsverschiedenheiten. Letztendlich waren wir uns aber einig. Wir geben ihm jede Chance die eine echte Hoffnung darstellt, und lassen ihn gehen wenn wir glauben dass er keine Lebensqualität mehr erlangen wird.
Die TA hat uns die Alternative zu einschläfern erklärt. Sie sagt, Odin ist abgesehen von den BSV fit, kräftig, gesund – es spricht nicht gegen einige weitere gute Jahre wenn er sich wieder regeneriert. Aktuell hat er Entzündungen und Schwellungen bei den BSV. Diese lösen diese extremen Schmerzen aus. Es hat sich dort Flüssigkeit (=Schwellung) angesammelt, die auf die Nerven drücken und die Hinterhand lähmen. Wenn die Entzündung abklingt und die Flüssigkeit abläuft bzw. alles abschwillt, erst dann kann man sagen ob er wieder normal und schmerzfrei laufen können wird.
Wir haben uns für eine Schmerztherapie entschieden. 10 – 14 Tage extrem starke Schmerzmittel die direkt auf Nervenschmerzen abzielen. Diese im Detail zu erklären würde den Umfang dieses Beitrags sprengen – aber ich denke und hoffe ihr kennt mich gut genug um zu wissen dass, ich meinen Herzenshund niemals etwas zumuten was ich nicht unfassbar sorgfältig abgewägt habe.
Wir machen uns nichts vor. Er ist Stand jetzt ein Krüppel. Er kann seine Hinterhand nicht mehr bewegen. Und ohne starke Schmerzmittel würde er sterben vor Schmerzen. ABER – es ist wie beim Menschen auch. Oftmals muss man bei Rückenmarksverletzungen einfach durchhalten und warten bis die Schwellungen zurückgehen, um zu wissen ob der Patient wieder wird laufen können.
Jetzt suchen wir noch einen guten Hundephysiotherapeuten der das begleiten soll. Ich hab schon zu einem Kontakt aufgenommen. Er soll sich Odin am WE mal ansehen.
Die TA sagt die nächste Woche ist entscheidend. Sein Zustand muss konstant bleiben bzw. sich idealerweise bessern. Wird es schlimmer, sollen und dürfen wir mit dem einschläfern nicht länger warten. Sie aber würde diesem Hund diese Chance geben, weil die Prognose mit dem aktuellen Wissensstand zu gut ist um ihn heute einzuschläfern. Und weil sich sein Zustand zu gestern bemerkenswert gebessert hat.
Was soll ich sagen.. Odin verhält sich so normal wie es nur möglich ist. Er ist neugierig, aufmerksam, hungrig, durstig, macht Pipi, hat wieder ordentliche Reflexe in den Hinterläufen, versucht ständig zu laufen und ist unfassbar anhänglich. Ich brauche mich nur zu bewegen und er setzt sich auf und versucht mir jeden Millimeter den ich abrücke zu folgen.
Bitte drückt uns weiter die Daumen.. es ist noch lange nicht überstanden.. auf die nächsten Tage kommt es an. Es darf nicht schlechter werden!!! Es darf nur nach oben gehen!!!