Beiträge von Theobroma

    Ja, mittlerweile heißt es wirklich Aussie gegen Spitz.

    Kann ich mir gut vorstellen für das Leben!

    Oder Deutschland macht generell in der Haltung was falsch?

    Wie gerade schon geschrieben - wenn vor allem BCs mit Erfolgen bei den Hüte-Shows in die Leistungszucht gehen, dann sind das besonders reaktive/extreme Hunde.
    Die machen aber hier vor Ort einen verschwindend geringen Anteil aus. Man sollte mal anfangen, die netten BCs vom Land hier zu exportieren - das würde das Bild verändern. ;)

    Wäre es anders, wäre ich doch schon arg verwundert. Denn wie soll ein entspannter Border Collie in ständiger Gegenwart von hütbarem Vieh plötzlich so umswichen, dass er es in bestimmten Situationen plötzlich mit aller Ernsthaftigkeit und Anspannung bis zum Umfallen tut. Das widerspricht sich ein wenig. Wenn es solche Border Collies aber tatsächlich gibt, dann "wow".

    Ich kenne mehrere solcher Beispiele.

    Bei unserem Futtermittelhändler zum Beispiel läuft ein BC frei, der könnte jederzeit in den Stall, wo die Lämmer stehen (der Besitzer hat mich mal mit den Kindern um die Ecke geführt, weil die kleinen eben so knuffig sind). Der Hund macht das nicht - nicht sein Job. Dabei geht der durchaus auch mal mit auf die Weide zum umtreiben oder laden. Gegenüber vom Parkplatz ist eine Weide - mit Schafen und Lämmern. Der läuft da nicht hin, obwohl Sichtweite. Ist nicht sein Bier.

    Ebenso die Hündin an der Farm, wo mein Pferd lange stand. Die sitzt auf ihrem Quad und schaut umher. Wird sie gebraucht, ein Pfiff und sie rennt zum Farmer, um zu "fragen", was zu tun ist. Die geht treibt dann die Schafe mit ein, wartet aber wieder geduldig daneben (ohne Ausflüge, jagen gehen oder sonstwas - die lassen sogar die Katzen in Ruhe) während die Schafe gewaschen werden, verladen, gekennzeichnet, sortiert oder was auch immer. Und ich denke nicht, dass der Farmverwalter da viel Erziehung investiert hat, um das zu erreichen. Der Hund tickt so. Und nach der Aktion mit dem Bullen letztes Jahr wird diese Hündin sicher mal Nachwuchs haben - die anderen Farmer hoffen auf gute Hof- und Arbeitshunde.

    Ich hab diese Hunde meist als ernsthaft und ruhig kennengelernt. Sie haben einen Job (Hüten im Sinne von treiben, wenn gewünscht, wachen im Sinne von bellen oder auch Bälle hüten :hust: als Stadt- und Familienhund) und den machen sie.
    Vor allem der Hund beim Futtermittelhändler und die arbeitenden Farmhunde machen einen sehr ausgeglichenen Eindruck. Die Stadthunde sind meist (nicht immer) Junkies.
    Wer für die Landarbeit nicht taugt, zieht in die Stadt - solche Angebote findet man wöchentlich.

    Ich vermute mal, dass in die Hochleistungs-Zucht - vor allem über die Grenzen hinaus - eben nicht diese "normalen" Arbeits-BCs gehen, sondern Zuchtlinien, die an den Hüte-Shows teilnehmen. Dort geht es um Linien, Feinheiten, Sekunden. Im Alltag sind solch reaktive/extreme Hunde einfach nur untauglich.
    Auf den Farmen geht es um die Alltagstauglichkeit. Verträglichkeit, ruhiges Arbeiten auf Knopfdruck, Familienfreundlichkeit usw. - all das muss der Hund hier mitbringen.

    Das ist so das, was ich aus 2,5 Jahre Landleben hier mitgenommen hab. :smile:

    Auch im Ursprungland gibt es halt Zuchtrichtungen, die von den ursprünglichen Zuchtzielen weit entfernt sind Nichts anderes wird Corinna gemeint haben.

    Die Frage ist, ob die Leistungszucht sich immer mit den ursprünglichen Zuchtzielen deckt. Hier sind BCs DIE Hunde auf dem Land, auf den Farmen, ob mit oder ohne Tierhaltung. Wie der DSH es früher in D war (und zum Teil heute noch ist).

    Vielleicht sollte man eine Rasse weniger an den 5-10% Leistungszucht festmachen - an den Spezialisten - als an ihrem Ursprung und wie und mit welcher Intention sie im Ursprungsland gehalten werden.
    Ich zweifle nicht mal, dass es hier auch "extreme" BCs gibt. Aber die Mehrheit ist es sicher nicht.

    Wobei ich egal aus welcher Linie keinen Border kenne der wirklich wacht Wuffen ok. Aber darüber hinaus? Nö

    Möchte man das wirklich? Einen Hofhund, der mehr tut als wuffen? Der "handgreiflich" wird.
    Ich war froh, dass meine beiden Hunde es beim Getöse beließen - den Ärger, wenn der Hund wirklich mal zupackt, möchte ich nicht an der Backe haben.

    Daher wirklich auch die Frage an die TE, was genau sie sich unter "Wachen" vorstellt. Mich hat hier noch kein BC wedelnd in den Stall begleitet. Im Gegenteil, die haben mich angetöst und dann mit sicherem Abstand beobachtet - in einer Art, die es unangenehm gemacht hat, weitergehen zu müssen.

    Reicht das oder muss der Hund wirklich auch bereit sein, den Eindringling zu stellen? Auch tagsüber oder nur nachts?

    Da war bei sieben Stück jeweils ein Zuchtpartner direkt importiert bzw. man ist zum Decken auf die Insel gefahren.

    Vielleicht stammen die mir bekannten Hunde nicht aus einer Leistungszucht. :ka:
    Ich berichte aus dem Alltag hier. Nicht mehr und nicht weniger. Warum sollte ich das erfinden? :???:

    Ich hatte es so verstanden, dass ein Wachhund erwünscht ist, der nicht bloß ein bisschen Wauwau macht.

    Ah, und ich hatte verstanden, dass der Wauwau machen sollen, aber auch keinen direkt angehen und vom Hof komplementieren. Also eher mehr Show als Ernst.

    Echt? Das habe ich so noch gar nicht gehört. Ich war allerdings auch noch nie dort vor Ort. Wenn ich was gesehen oder gehört habe, dann meist, dass die Border Collies in Zwingern sind und eben nicht frei auf dem Hof herum laufen. Zumal sie ja nicht selbst entscheiden können, wann Arbeit angesagt ist und wann nicht. Oder haben die Hunde dort einen abgegrenzten Bereich fernab vom Vieh?

    Ich kenne durch die Pferde und Ausflüge in dem Umgebung einige Höfe und im Grunde leben überall BC. Es gibt da eine riesige Bandbreite.

    An meinem alten Hof war der Verwalter mit einer Hündin unterwegs, die nachts wohl im riesigen Zwingergelände (halber Hof) war und tags immer mit ihm unterwegs. Hinten auf dem Pickup (geschlossener Aufbau mit Gittertür) oder hinten auf dem Quad. Die Hündin fing an zu arbeiten, wenn sie das Go bekommen hat (Handzeichen) beim Befahren der Weide.
    Sie hat an Rindern und Schafen gearbeitet. Soweit ich gehört hab, hat sie dem Verwalter vorletzten Winter das Leben gerettet, weil sie rein ist als ein im Winter eingestallter Bulle ihn angegriffen hat.

    Sonst im Umgang total cool. Bellt zu Hause, unterwegs ignorant zu Menschen und Hunden.

    Im letzten Stall war eine BC-Hündin als Hofhund. Absolut hoftreu, bellte, aber war verträglich mit Fremdhunden, die vorbeiliefen, Spaziergängern, Reitern usw, kein Interesse an den Pferden und Schafe auf den Weiden direkt am Hof.

    Das sind die beiden, die ich gut und persönlich kenne. Weitere Beispiele, die zumindest auf den ersten Blick vergleichbar wirkten, hab ich ihn großer Zahl erlebt. Gerade die Farm-BCs, die am Vieh arbeiten, tun das gar nicht von alleine, sondern immer in Kooperation mit dem Besitzer/Hundeführer.
    Im schottischen Fernsehen laufen ja regelmäßig Hüti-Veranstaltungen... schon interessant, das zu sehen. Und vieles davon sieht man wirklich oft im Alltag.

    Mir fallen spontan nur zwei ein, die im Zwinger leben und nur hin und wieder aufs Grundstück dürfen. Die haben aber keine Farm und Schafe. Sprich, keine Arbeit. Die fand ich sehr un-entspannt.

    Hier in Schottland würdest Du nicht lange überlegen (viele der genannten Rassen bekommt man hier nicht), sondern Dir einen Border Collie holen. Das ist hier der Farmhund schlechthin, der all diese Aufgaben übernimmt.

    Allerdings hab ich hier im Forum so rausgehört, dass das die "Universal-BCs", die hier wirklich eine große Bandbreite vom Hüti über Hofwache bis zum Familienhund abdecken, in D nicht gibt, sondern nur echte Schaf-Spezialisten.

    Soll der Hund denn nachts draußen bleiben und wachen? Ist der Bereich dann komplett eingezäunt?

    aber gefressen hat er's nicht

    Mali hats gefressen heute morgen. Gut möglich, dass in der letzten Packung - Hirsch - auch Fell mit drin war. Ist natürlich im Verhältnis weniger und fällt nicht so auf wie beim Wildkarnickel. Die "three birds" (Fasan, Taube und Ente) hatten jedenfalls keine sichtbare, großen Federstücke...

    Ich hatte schon öfter Kuhfellstücke getrocknet. Felix hat die geliebt!

    Wir haben zum ersten Mal "British rabbit" - das ist schon ein interessanter Anblick. Es sieht so aus, als hätte man einfach das Karnickel mit Fell und Co. in den Fleischwolf geworfen. Es waren graubraune Tiere... :hust:
    Habt ihr sowas schon mal bekommen? Fell hatte ich bisher noch nie mit drin... :ugly:

    Ich kenne es auch von Windhunden, dass die Beute uninteressant ist, sobald sie erlegt wurde.

    Da gibt es ja einige Jagdhunde - die kleinen Terrier agieren ja ähnlich.

    Für Felix war alles interessant, was rannte. Sitzende, liegende, tote Tiere - völlig uninteressant. Die kleinen Terrier wurden ja hier gezüchtet, um Farmen Rattenfrei zu halten und Füchse zu verfolgen und ggf. im Bau zu töten. Da endet die Jagd mit dem Kill. Weiteres Schütteln, Zerreißen, mitnehmen usw. sind unerwünscht und auch in der Genetik nicht mehr als typisches Verhalten vorgesehen.
    Da gab es auch keine Kooperation mit dem Besitzer. Rattenjagd war eh selbständig zu erledigen und bei der Fuchsjagd blieb der Fuchs liegen und der Hund kam halt nach Hause.

    Ich kenne hier 2 Hundebesitzer, die kleine Terrier zur Kaninchenjagd auf dem eigenen Grundstück halten. Ist günstiger und zuverlässiger als einen Jäger kommen zu lassen.

    Wenn man ganz ehrlich ist - wieviel Ausschuß hat man? Da braucht man doch auch knallharte Selektion für so ein Spezialistentum?

    Lurcher bekommt man hier sehr regelmäßig angeboten. Ebenso Greyhounds. Oft mit Jagdvergangenheit oder als "untauglich". Ich kenne einige "ausgemusterte" Tiere, die ihre restlichen Tage ihres Daseins an der kurzen Leine als Familienhund fristen. Ableinen natürlich unmöglich.