Beiträge von Theobroma

    ich selbst würde mich ohrfeigen, dass ich es so weit kommen lassen habe.

    Nun, wir arbeiten ja eigentlich am Anzeigen - von 20 mal ins Gebüsch starren (weil Vogel oder Eichhörnchen direkt neben dem Weg), rennt sie 1 mal los, stoppt dann aber auf Abbruch mitten im Lauf.
    Klar, ich könnte sie sichern, am besten mit der Flexi, um diese Starts so schnell wie möglich zu verhindern.
    Aber will ich das? Muss ich das? Ist es konform mit meinem Ziel, dass sie versteht, was sie darf und was nicht? Lernt sie das nicht eher, wenn wir in die Situation kommen und sie direkt zu spüren bekommt (verbal, nur um das klarzustellen), was okay ist und was nicht?

    Ich weiß es nicht. Ist viel Bauchgefühl dabei. Sie ist halt ein ganz anderer Typ als Felix es war. Komplett anders. Bei ihr schaltet das Hirn nicht ab, sie findet die grauen Hüpfdinger einfach irre spannend. Aber sie schaltet nicht in den Jagdmodus und kann sofort wieder mit dem Hirn bei mir sein. Ich hab mir heute Morgen schon vorgenommen, morgen mal mit Schlepp zu gehen und zu schauen, ob das eine gute Möglichkeit ist, ihr zu vermitteln, was ich will und was nicht. Bisher hab ich den Eindruck, dass sie sich mit der direkten Kommunikation leichter tut. Sie hat ja 1,5 Jahre keinerlei Kommandos gelernt oder mit dem Menschen "gearbeitet". Sie lief so mit und kann Menschen sehr gut lesen und "versteht" sehr gut, was Mensch möchte.

    Was ihr zum Beispiel komplett fehlt, ist Impulskontroll-Training. Da stecken wir in den Kinderschuhen. Das wird ihr in solchen Situationen auch noch helfen, wenn wir da weiter sind.

    Das ist der letzte Freilauf den ich mitgefilmt habe

    Was ich gerade so dachte - nicht nur der Hund, sondern auch die Umgebung ist natürlich ein wichtiger Faktor. Solche Wege gibt's hier leider nicht... :fear: (nur max 200m über eine Wiese)
    Waldwege, Wildwechsel, viele Fremdhunde, Eichhörnchen, Vögel usw. sind halt einfach auch eine ganz andere Aufgabe für Hund und Halter.

    Ich will unbedingt bald mal an den Strand... das wird sicher ein spannende, neue Erfahrung fürs Lockentier.

    Ich empfinde den Rückruf aber generell eher als Notanker und viel zu künstlich wichtig gemacht.
    Im Prinzip will man doch einen Hund, der umweltsicher durch die Welt rennt und passend zu den Situationen reagiert. Ich persönlich möchte, dass meine Hunde möglichst viel Freilauf genießen dürften, im Gegenzug dafür in unserem Alltag freundlich bis zurückhaltend sind, bestimmte Regeln einhalten und mit mir Rücksprache halten

    Ja, das sehe ich genauso.

    Ich brauche den RR bzw. Abbruch mit RR derzeit nur, um die neuartigen Jagdaktionen zu beenden. Eichhörnchen sind offensichtlich extrem verlockend. An Vögeln kommen wir super vorbei - heute auf 5 m an einer Krähe auf der Wiese. Die Schlepp wäre halt ein "Not-Stopp". Derzeit ist es ein "Urschrei" meinerseits - das versteht sie auch und kehrt sofort um. :lol:
    Umso besser sie ihre Regeln kennt (auf dem Weg bleiben, nichts jagen, nach Hundebegegnungen weitergehen, vor dem Hinlaufen fragen, nichts fressen), desto weniger muss ich einwirken oder sie einschränken.

    Die Frage ist halt, wie kommt man dahin? Das scheint mir sehr individuell zu sein. =)

    Hier gibt es in der Junghundzeit eigentlich nur Schleppleine oder Führleine - an der Schleppleine ist Widerstand zwecklos das Überhören von Kommandos nicht möglich. Wer nicht hört (und dafür reichlich belohnt werden will), der wird zwangsläufig heran geangelt und hört dann eben unfreiwillig.

    Das ist halt momentan mein Punkt. Ich hab Felix über Jahre hinweg an der Schlepp gearbeitet - weil er eben so triebig war und ständig auf eigenen Wegen. Die Schlepp war anfangs Hilfsmittel, später nur noch Sicherung.
    Aber ich bin eben auch sicher, dass Schleppleinen-Freilauf kein echter Freilauf ist. Der Hund weiß das doch. Im Grund setzt man drauf, den Hund in der Jugend zu sichern und so lange zu trainieren, bis er "alt und vernünftig" genug ist, um nicht mehr ständig alles in Frage zu stellen.

    Kamali ist gerade an so einem Punkt, wo sie draußen überlegt, ob sie wohl hören muss oder lieber ihr Ding machen. Heute hab ich sie einfach angeleint als der Abbruch und RR nicht gleich klappte. Nach 100m Leine gabs wieder Freilauf. Sie war dann etwas runtergefahren und ich hab eben überlegt, ob sie das wohl verknüpft - Nicht hören/Leinenpause.

    Wenn ich kann, möchte ich die Schlepp eigentlich gar nicht erst nutzen. Momentan führe ich sie lieber sehr eng und belohne jeden Blick und jede Kontaktaufnahme besonders intensiv.

    Apropos Freilauf: zeigt mal ein paar Videos - mir ist vor allem bei @Theobroma aufgefallen, wie unterschiedlich Hunde sich draußen benehmen (klar, aufgrund dessen, dass dass für Kamali alles neu ist, sollte ich hier eigentlich nicht vergleichen, aber das Video hab ich einfach zuletzt gesehen

    Da spielt ja auch der Typ Hund eine große Rolle. Meine erste Hündin (Staffi-Mix) war wesentlich entspannter unterwegs als es Kamali ist. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass umso größer oder kräftiger, desto ruhiger sind die Hunde insgesamt unterwegs...

    Ich hoffe sehr (!), dass meine Hunde die Leine niemals als Strafe ansehen und möglichst auch nicht als etwas unangenehmes.

    Die Leine selber ist ja auch keine Strafe - dafür ist es ja viel zu spät.
    Es ist eine Konsequenz aus dem Verhalten. Wie eine Zwangspause.
    Ansonsten gehe ich mit Deinen Gedanken dazu konform.
    Daher eben auch die Überlegung, ob es ohne Schleppleine geht.
    Lieber dosierten Leineneinsatz, wenn Madam gerade nicht freilaufen "kann".

    Übrigens, was mir gerade so auffiel - vor ein paar Seiten bei @Toniiis Bericht sagten viele "Der Hund hätte bei mir jetzt Leinenknast." oder "Wer Freilauf will, muss hören." - nun ist Leine aber plötzlich kein Knast und auch kein Erziehungsmittel mehr. Ist halt immer eine Frage der aktuellen Sichtweise... ;)

    Nach meinem Gefühl ist die Leine für einen Hund, der sonst freiläuft, immer eine spürbare Einschränkung. Wobei es offensichtlich Hunde gibt (wie @physioclaudis Emil), die das als Sicherheit und Ruhepol empfinden.
    Ich finde das einfach interessant und denke, es gibt da eh kein Richtig oder Falsch, weil das so individuell ist wie Hund und Halter.

    Wir waren heute beim TA - 2. Impfung Lepto. Es war spannend zu sehen, wie viel entspannter Kamali den Weg durch die Siedlung gemeistert hat. Sie konnte sogar pieseln. :D
    Sie hat in den letzten 4 Wochen 500g abgenommen... mh, dabei schaut sie runder aus. Scheint alles Fell zu sein. Mal schauen, wie ich das Futter anpasse. Sie hat natürlich viel mehr Bewegung als früher. :???:

    In unserer ersten HuSchu war das so ein MUSS, dass der Hund ein Decken-Kommando bekommt.

    Ich bin eigentlich auch ein Verfechter des Deckenkommandos, weil ich dann einfach sicher sein kann, dass der Hund gut "aufgeräumt" ist. Wenn zum Beispiel Kinder zu Besuch kommen oder eine Lieferung, weiß ich, dass der Hund da bleibt, wo er hingehört.
    Nun musste Kamali aber so viel neues lernen, da hab ich das nicht an Prio 1 gesetzt. Nun holen wir es nach...

    schon echt schade, dass den Hunden mit etwas mehr Individualdistanz dann scheinbar jede Möglichkeit genommen wird, sich auch mal frei zu bewegen.. Mia würde eingehen wie eine Primel, wenn sie nur nach an der kurzen Leine spazieren gehen könnte

    Ich bin da bei Dir... meine erste Hündin war ja unverträglich. Das wäre hier der Horror...
    Umso wichtiger ist es eben, dass man einen Hund hat, der mit anderen gut klarkommt. Sei es über Freude und Spiel oder pure Ignoranz.

    Ein unverträglicher Hund ist hier ein echter Spießrutenlauf im Alltag. Viele kommen einfach gar nicht mehr raus, nur in den Garten. Oder eben an der kurzen Leine auf dem Gehweg. Spontan fallen mir 3 Hunde hier in der Straße ein, auf welche das zutrifft...

    Mal was anderes - wenn das Junggemüse beim Freilauf nicht hört, dann sollte man ja anleinen. Zum einen als Sicherung, zum anderen als Erziehungsmaßnahme. Nach ein paar Minuten Auszeit an der Leine gibt's einen neuen Versuch im Freilauf. Nun die Frage - bringt das eurer Erfahrung nach etwas? Im Hinblick auf die Erziehung meine ich? Versteht der Hund die Maßnahme? Also verknüpft er "wenn ich nicht höre, dann muss ich an die Leine"? Ist das nicht zu komplex?

    Dass ich mit Grisu dermaßen aufpassen muss ist bei unserer sehr geringen Hundedichte zwar kein größeres Problem, aber mit Joey ist schon um Längen entspannter...

    Schottland ist da ja auch ein wenig wie Holland, nach meiner Erfahrung: man geht einfach davon aus, dass Kontakt ok ist, viel mit Absprache und "mein Hund will aber nicht" ist da irgendwie nicht

    Ja, das trifft es recht gut.
    Wenn der Hund nicht sehr deutlich zeigt, dass er keinen Kontakt will, dann dürfen alle anderen hinlaufen. Und wenn ein Hund unkontrollierbar prollt - dann wird der HH im Gassigebiet direkt von anderen "angezählt". Sprich Erwartung ist: "jeder kann mit jedem". Wer das nicht kann, sollte besser woanders hingehen (sprich an der Leine auf dem Gehsteig, nicht im Wald).

    Meine erste Hündin war auch Modell "unentspannt", daher bin ich jetzt froh über Hunde, die mit jedem können... :smile: ... Ich achte aber darauf, dass sie keinen Nerven (weder Hund noch Mensch).

    Auch in Holland funktioniert der Mali scheinbar als Abschreckung.

    Ich hab gerade überlegt - ich hab hier noch nie einen gesehen. :???:
    DSHs gibt's ein paar... und Rottis und Dobis, aber keine Malis.

    Wobei ich zugeben muss - als mir heute drei große Hunde (zwei Viszla + ein Dobi) entgegen kamen im Wald (HH war nicht zu sehen), dann war ich auch kurz am Überlegen, ob das wohl gut geht. Kamali ist völlig entspannt und ruhig mitten hineingetrabt, kurzes Schnüffeln und weiter ging es. Dann kam auch der total entspannte Halter hinterher...

    Das Thema Hinterherlaufen - das ist bei Kamali auch noch eine kleine Baustelle. Sie hängt extrem an mir und steht oft auf, wenn ich das tue. Sie kann aber noch kein Deckenkommando. Das steht noch auf der ToDo-Liste und ständig einsperren will ich sie auch nicht. Aber wir müssen das mal angehen...

    Es ist ja an sich nicht schwierig, sich abzusprechen

    Selbstverständlich nicht. Im Gegenteil. =)

    Wir treffen ja jeden Tag zig Hunde im Freilauf. Ich möchte, dass Kamali mit mir "Rücksprache" hält, sprich Augenkontakt aufnimmt und fragt. Sind wir noch weit weg, halte ich sie verbal zurück, damit sie nicht losprescht. Sie bleibt dann meist stehen, schaut und wedelt mit dem Schwanz. Wenn der andere HH entspannt auf uns zukommt, dann gebe ich sie frei und sie trabt zu dem Hund (wenn sie ihn nicht kennt) oder rennt auch hin (wenn sie ihn kennt und weiß, der will mit ihr spielen). Unbekannte, eher uninteressierte Hunde werden kurz angeschnuppert, dann trabt sie mit mir weiter.
    Das verläuft alles ganz ruhig und unspektakulär.

    Wenn ich sehe, dass ein anderer HH seinen Hund anleint, kurz nimmt oder mit Leckerli belohnend einen Bogen läuft, dann leine ich auch an und weiche aus. Man kennt ja die Hunde/HH nach einer Weile auch vom Sehen...

    Bei Hunden, die sich hinlegen, starren oder auch mal prollen, dreht Kamali um, kommt zurück zu mir und geht dann hinter mir vorbei.

    Freilauf ohne Hundebegegnungen ist hier in und um Edinburgh im Grunde kaum möglich. Ich wüsste spontan nichts in fußläufiger Entfernung. Man kann natürlich mit dem Auto rausfahren, aber dann steht man eigentlich immer irgendwann auf einer Schafweide und muss den Hund anleinen. Und da in den üblichen Gassigebieten viele andere Hunde gerne schnüffeln kommen, kann man Kontakt gar nicht vermeiden. :ka:

    Von daher finde ich Eure Berichte echt faszinierend... :D