Wer sagt, dass nach Einzug eines Hundes keine Veränderungen eintreten, der schliesst die Augen vor der Realität.
Bei uns war es so, dass wir beide beruflich sehr eingespannt waren, vier Mal wöchentlich zum Tanztraining gingen, am Wochenende auf Turnieren waren, mal spontan eine Kurzreise starteten, auch beruflich mal unterwegs waren - kurz, wir führten ein Leben, in dem definitiv kein Platz für irgendein Haustier war.
Dann kam bei mir die Kündigung - ich machte mich selbstständig (mit einem Laden) und mein Mann ging in Altersteilzeit (20 Stunden wöchentlich). Wir waren der Meinung: Nun ist ein Hund möglich. Nach einiger Zeit fand uns Leika und zog bei uns ein. Sie sollte an den Tagen, an denen mein Mann noch arbeitete (2 - 3 in der Woche) mit ins Geschäft.... und natürlich wollten wir auch weiter tanzen.
Aber alles wurde anders:
Leika forderte viel mehr Aufmerksamkeit von uns als erwartet. Ins Geschäft konnte sie auch nach längerem Training nicht mit - sie sah den Laden als ihr Terrain an und verteidigte es. Aufgrund ihres Vorlebens war eine Gewöhnung an die Box nicht möglich - also musste sie zuhause bleiben, was bedeutete, dass ich an den Arbeitstagen meines Mannes in der Mittagszeit nach Hause spurtete, mit ihr rausging und dann war sie wieder alleine.... das ging allerdings zum Glück gut.
Tanztraining war zeitlich nicht mehr drin - Turniere hätten wir eh abhaken müssen, denn sie hätte ja bestenfalls im Auto warten können.
Inzwischen ist mein Mann "Vollrentner" und ich bin zurzeit auch zuhause, da ich meinen Laden geschlossen habe. Traumverhältnisse für unsere inzwischen 10-jährige Leika. Leika bestimmt den Tagesablauf, die Urlaubsplanung, unser Ausgehverhalten, unsere Kontakte nach draussen....
Einige "Freunde" gibt es nicht mehr - jedoch ist das eher auf die berufliche Veränderung zurückzuführen als auf den Hund. Finanziell geht es einigermassen, aber Geld wird eher für den Hund als für uns selbst ausgegeben. Konzert- oder Theaterbesuche sind sehr spärlich geworden. Man zieht sich wesentlich "praktischer" an als früher, kauft auch deutlich weniger Neues. Die chicen Schuhe von "früher" reichen aus, wenn es jetzt neue gibt, dann sind das meist Trekkingsandalen, Wanderschuhe, Sportschuhe, mit denen man zu Hundeaktivitäten unterwegs ist. Jacken werden auch eher nach Hundetauglichkeit als nach modischem Aussehen ausgesucht, der Stapel mit den Hundeklamotten wächst stärker als der mit den "Zivilklamotten".
In der Wohnung müsste eigentlich viel mehr geputzt werden, denn Hundepfoten und -fell sowie auch schmutzige Wanderschuhe hinterlassen ihre Spuren. Da bin ich deutlich toleranter geworden....
Das Auto ist auf den Hund ausgerichtet: Die Rückbank ist mit einer Hundedecke ausgekleidet und gehört Leika. Wenn jemand mitfahren soll, muss umgebaut und gestaubsaugt werden.
Alles in allem: Unser Leben hat sich ziemlich verändert - wir machen vieles nicht mehr, was wir früher gemacht haben. Aber das heisst nicht, dass es uns so nicht gefällt.... Leika war alles in allem durchaus eine Bereicherung für unser Leben.
Gruss
Gudrun