Bis zu diesem Erlebnis haben wir fleißig mit beiden nach Traineranweisung trainiert und man merkte richtig, dass die beiden keine Aggression gegenüber dem jeweils anderen verspürten. Nun ist es so, dass beide den jeweils anderen fixieren, bei Begegnungen hinter der Glastur/Holzzaun anknurren und man einfach auch beim Training/Spaziergang sieht, dass etwas vorgefallen ist und die beiden sich nicht wirklich mögen, v.a. der Ersthund wirkt sehr vorsichtig und meidet jegliche Nähe, der Zweithund fixiert dafür mehr.
Ist ja auch verständlich, dass sie sich beim Training ignorierten.
Ich habe hier eine Hündin, die dank schlechter Erfahrungen eine ausgemachte Leinenaggression hat. Besonderes Hassobjekt - Border Collies. Ist meine Hündin an der Leine und ein Border Collie bewegt sich schneller als im langsamsten Schneckentempo auf sie zu, ging sie eine Zeitlang in die Luft.
Dank Training können wir heute solche Situationen meistens hinter uns bringen, ohne dass sie hochgeht .... ABER - das sind Momentsituationen. Und die funktionieren, weil meine Hündin alles ausblendet, wenn sie im Arbeitsmodus ist. Sprich im Trainingsmodus.
Trainingsmodus beim Hund hat NICHTS, aber auch REIN GAR NICHTS mit "Real Life" zu tun. Aus diesem Grund ist es völliger Unsinn zu sagen "im Training zeigen sie keine Aggression".
Und die Frage ist, ob nicht auch im Training unterschwellige Signale da waren, die IHR schlicht übersehen habt. Wenn ich weiss, dass erfahrene Verhaltenstherapeuten, Fachtierärzte für Verhaltenskunde, sagen, dass sie viele Signale, die die Hunde bsp. bei Wesenstests etc. aussenden, erst beim wiederholten Anschauen der aufgenommenen Videos überhaupt erkennen können - und die trainieren nicht mit den Hunden, sondern konzentrieren sich rein auf die Beobachtung und sind darin auch geschult - dann wage ich zu bezweifeln, dass ihr in der Lage seit, sich auf Traineranweisungen, Trainingshandling, Hundehandling zu konzentrieren UND auch noch jedes einzelne Signal, das euer Hund / eure Hunde so aussenden, wahrnehmen und in der Situation auch gleich noch korrekt interpretieren könnt.
Was denkt ihr - hat der Zweithund den Ersthund nur angegriffen, weil die Anwesenden so nervös und laut reagierten? Zuvor sind sie schonmal versehentlich in einer Gartenhälfte gewesen, niemand hat es bemerkt und die Hunde haben sich einfach nur ignoriert.
Nein. Das Geschrei hat sicher nicht dazu beigetragen, die Situation zu entschärfen. Aber DER Auslöser schlechthin war es nicht.
Bis ein Hund, der nicht von sich aus bereits auf Krawall gebürstet ist, der nicht von sich aus bereits seine präferierte Konfliktlösung darin sieht, nach vorn zu gehen und zu attackieren, sich durch menschliches Geschrei so aufgestachelt fühlt, dass er nach vorn geht und einen anderen Hund attackiert, dauert es.
Da hätte man längstens eingreifen können.
Soll heissen - wäre dein Hund nicht schon zumindest unterschwellig auf Aggression, Krawall und Attacke drauf gewesen, dann hätte das Geschrei auch nicht so schnell bewirkt, dass sich dein Hund auf den anderen stürzt.
Wir waren nicht dabei - auch DU nicht, was bei einem solchen Hund grob fahrlässig ist. Es kann also durchaus sein, dass dein Hund bereits sämtliche Signale auf "ich attackiere jetzt den anderen Hund" gestellt hatte, nur eben noch nicht am Hund deiner Schwester war, bevor das Geschrei einsetzte.
Letztendlich ist es irrelevant .... es ist DEINE, und ganz allein DEINE Verantwortung, dass durch deinen Hund kein anderes Tier (der Hund deiner Schwester inbegriffen) und kein anderer Mensch in irgendeiner Form verletzt wird.
Wenn DU, und AUSSCHLIESSLICH DU ALLEIN, nicht sicherstellen kannst, dass solche Vorfälle sich nicht wiederholen - und das kannst Du nicht, denn es kann in solchen Situationen immer mal wieder jemand eine Gartentür offen lassen oder ähnliches - dann hat der Hund in solchen Situationen entsprechend gesichert zu sein. Also komplett weggesperrt, angebunden, Zwinger etc.
Wenn Du damit ein Problem hast, hättest Du dir keinen Hund holen dürfen, der aufgrund seines Wesens, besonderes Handling und Management benötigt.
Wenn Du es unfair findest, deinen Hund wegzusperren, weil ihr zu mehreren im Garten sitzt und Du nicht gewährleisten kannst, dass dein Hund nicht jeglichen Kontakt mit dem Hund deiner Schwester - der immerhin sozusagen Hausrecht hat - tritt, dann solltest Du mal ganz schnell in Dich gehen und Dich fragen, wie UNFAIR es dem Hund deiner Schwester gegenüber ist, dass er auf seinem eigenen Grundstück von deinem aggressiven, unverträglichen Hund attackiert wird. Dass er es aushalten muss, zu wissen, dass ein ihm gegenüber aggressiv eingestellter Hund in seinem direkten Umfeld ist und ihn ggf. immer wieder mal aufgrund der Unvorsichtigkeit und Verantwortungslosigkeit seiner Halter angreifen könnte.
Ja - mir schon klar, dass DU das nicht lesen willst.
Aber - "Real Life" hat nun mal nichts mit rosarote-Blümchenwelt, Ponyhof und Barbie zu tun ...
Wir hatten jahrelang eine von einem privaten Sicherheitsdienst mannscharf gemachte Schäferhündin. Die hatten sie abgegeben, weil sie mit der Hündin nicht mehr zurechtkamen, selbstverständlich ohne die "netteren" Details auch nur anzudeuten ... grosse Klasse.
Solange die Hündin im Gehorsam rsp. direkter Trainingssituation stand - kein Thema. Aber wehe, jemand hätte in ihrer Nähe auch nur ansatzweise eine Drohgeste gemacht oder bsp. einen Schuss mit einer Schreckschusspistole oder so abgefeuert während sie gerade "frei" war ... dann hätte derjenige ca. 30 kg am Hals gehabt ... das "am Hals gehabt" darf wörtlich genau so verstanden werden.
Da hätte ein in Schlagposition erhobener Arm bereits völlig ausgereicht - und nein, sie wäre nicht auf den Arm gegangen ...