Hundeführerschein für alle ist ja hier in Berlin auch immer mal wieder Thema. Und dann liest man da so Sachen wie "der Führerschein, wie er in Niedersachsen gilt, könnte Vorbild für Berlin sein". Ok, die theoretische Prüfung sehe ich nicht als Problem an. Habe ich vor 18 Jahren schon mal gemacht fürs Tierheim. Gilt nicht mehr, aber das war kein Hexenwerk. Wenn ich dann aber was lese im Sinne von "innerhalb des ersten Jahres müsse der Halter in der praktischen Prüfung dieses und jenes nachweisen..." Ähm. Ok. Was passiert, wenn man da durchfällt? Denn wir wären mit Pauken und Trompeten durchgefallen. Zumindest wenn wir einen Prüfer erwischt hätten, der sich mit Angsthunden nicht auskennt. Wieso man als Anfänger einen Angsthund hält? Tja, ganz einfach: man adoptiere einen frühkastrierten Rumänen mit "Traumhundpotential" (und der perfekten Charakterbeschreibung), der in den Wochen auf der deutschen Pflegestelle nicht richtig eingeschätzt wurde/ werden konnte und der erst nach einigen Wochen sein gesamtes Angstrepertoire ausgepackt hat. Und schon sieht man sich mit einem Hochgebirge an Herausforderungen konfrontiert. Wenn wir mit dem Mogeltier mal rausgehen konnten, hatten wir ein zitterndes Häufchen Elend. Er hätte sich niemals mit anderen Hunden angelegt, aber er hätte auch niemals die geforderten Kommandos abgeliefert. Gewisse Sachen funktionieren bis heute nicht. Und wenn seine Angstauslöser ins Spiel kommen, ist der Ofen ganz aus. Ob wir jetzt die praktische Prüfung bestehen würden? Vermutlich auch nicht oder wenn, dann nur mit gaaaaaanz vielen zugedrückten Augen, einer komplett reizarmen Prüfungsumgebung und nur dann, wenn Hund und Mensch und Prüfer einen guten Tag haben.
Die Hunde pöbeln aber nicht an der Leine, wir nutzen im Wohngebiet nur die üblichen 2 m Leinen (keine Flex), wir nehmen Rücksicht auf alle anderen, weichen aus und kommunizieren höflich. Und wir gehen nicht in reizreichen Gegenden Gassi. Direkte Kontaktaufnahme gibt es nur mit einem einzigen Hund, den wir kennen und von dem wir wissen, dass er entspannt ist. Werden wir von anderen gefragt, lehnen wir ab mit der Begründung Angsthund (Hund 1) oder "lernt gerade, dass nicht mit jedem Hund getobt wird" (Hund 2). Dass wir eine gelbe Schleife an der Leine vom Mogeltier haben, hat hier in über 2 Jahren auch noch nie jemanden interessiert.