Also, ich finde es super, dass du soviel annimmst und offen geblieben bist, das ist nicht einfach!
Bitte sieh es nicht als Angriff auf dich, sondern als Anregung.
Erstmal ein Lesetipp:
James o'Heare: Die Dominanztheorie bei Hunden.
Ich sehe diese "Diagnose" Dominanz sehr kritisch. Dominanz ist keine Charaktereigenschaft.
Hunde, die auf Menschen dominant wirken, versuchen meistens, eine für sie unverständliche oder verunsichernde Situation unter Kontrolle zu bringen.
Anzeichen für einen dominanten Hund:
Alles, was du aufgezählt hast (wo kommt das her?) sind genau solche Verhaltensweisen. Alles im Blick haben wollen, unter Kontrolle haben wollen. NICHT aus Dominanz, sondern aus Sorge, was passieren könnte, wenn man die Kontrolle verliert.
Wer zuerst durch die Tür geht, ist total egal, das ist so ein altes Märchen... Wichtig ist, dass du, zu jeder Zeit und in jeder Situation, deinem Hund sagen kannst - warte bitte, oder geh voraus, oder geh neben mir. Das ist einfach Erziehung. Und nur, weil dein Hund erlernt hat, sich vom Menschen räumlich begrenzen und lenken zu lassen, hört er nicht mit dem Markieren auf. Das eine hat mit dem anderen nicht direkt zu tun.
Indirekt evtl - wenn das Markieren teil des erheblichen Stresses ist, den der Hund hat. Und der Stress wird (hoffentlich) weniger, wenn er Anschluss an dich gefunden hat und geführt wird. Das dauert aber!
, aber ich persönlich dulde kein markierverhalten in meiner Wohnung und er macht es halt meistens wenn ich nicht hinsehe
Das passt nicht zusammen. Du duldest nicht, aber du schaust nicht hin? Aus HUndesicht ist das inkonsequent.
Wenn du eine Chance haben willst, das zu ändern, dann musst du konsequent sein. Das heisst: Absolut aufpassen, sofort abbrechen, wenn er Ansätze macht.
Für die Zeiten, wo das nicht geht, zieh ihm die Windel an.
Lass ihn nicht frei in der Wohnung rumspazieren, sondern begrenze ihn (auch wenn du das schon versucht hast - aber wenn man alles nach 2 Tagen abbricht, kann man nie eine Wirkung sehen.) Dann ist es leichter, ihn im Blick zu behalten. Und er pisst nicht überall hin, wenn du es nicht schaffst, aufzupassen. Den begrenzten Bereich kannst du ja mit waschbaren Unterlagen auslegen.
Wenn du nicht bereit oder in der Lage bist, das zu leisten, wirds schwierig. Mit Konsequenz kanns klappen. Wobei ich mir keine Illusionen machen würde - dieser Hund ist NICHT stubenrein, und wenn sie das im Erwachsenenalter nicht sind, dann wird das immer wieder durchkommen. Und zwar genau dann, wenn sie Stress haben. (Ich würde wetten, das war der wahre Abgabegrund.)
Und Stress hat dein Hund mit Sicherheit - er ist in einer neuen Situation, fremder Hund, fremder (genervter) Mensch - Hundeschule und ständig wird wieder was versucht und verändert - das ist massiver Stress!
Durch deinen Fokus auf das "dominante" baust du einen Konflikt auf, eine Gegeneinander. Das spürt der Hund, und das ist ganz schlimm für ihn.
Wenn sie mal zusammen sind geht einer von beiden weg, meistens Texas weil er keine Lust mehr hat Lui zum „Spiel“ aufzufordern, da er eh nicht mit macht.
Hier würde ich VIEL mehr regeln. Bei mir hätten die Hunde erst mal für die nächsten Wochen gar keinen direkten Kontakt ohne dass du unmittelbar dabei bist. Ich würde die erst mal ganz langsam akklimatisieren lassen, Interaktion auf draussen beschränken, in der Wohnung Ruhe, klare Plätze und keine eigenen Entscheidungen.
Der Fehler war von Anfang an: "erst mal gucken was passiert". Ich finds besser, wenn man gar nicht erst blöde Sachen zulässt, sondern von Minute Null an lenkt. Dann kann man meist sehr schnell lockerer werden.
Aber wenn erst mal Misstrauen da ist, wird es ganz ganz schwierig.
Mein Trainer empfiehlt kastrieren auch nicht gleich, aber bei so „krassen“ Fällen bleibt oft keine Wahl,
Warum hält er Lui für "krass"?
Trainer, die das Wort "dominant" gebrauchen, um einen Hund zu beschreiben, sind bei mir sofort raus.
Es gibt situative Dominanz, ja, aber keine Eigenschaft "Dominanz".
Worum ich Dich nur bitten möchte, ist, gib dem Hund mal eine Chance, und laß Dich mal darauf ein, daß eventuell der "Stempel" der falsche gewesen sein könnte.
Da würde ich mich anschliessen.
Ehrlich gesagt, und ich meine das nicht böse: Ich glaube, nicht der Hund ist krass, sondern es war eine krasse Fehlentscheidung, diesen Hund anzuschaffen.
Wenn du nicht offen bist für seine Probleme und Eigenschaften (und ich kann das verstehen, Mehrhundehaltung ist anstrengend und schwierig und Unsauberkeit ist wirklich nervig), dann wird das nicht gut.
Frag dich, ob du damit leben kannst, dass Lui nie 100% sauber werden könnte. Wenn die Antwort Nein ist, solltest du über Abgabe nachdenken.