Aber sie berichten doch vielleicht ein kleines bisschen lieber davon, wenn es reißerisch ist und das ist es halt nunmal, wenn ein sog. "Kampfhund" involviert ist, oder meinst du nicht?
Naja, im großen und ganzen, wenn wir nicht gerade über die BILD reden: Nicht.
Ausschlaggebend ist (soweit ich das in den inzwischen mehr als 30 Jahren Pressearbeit erlebt habe) das öffentliche Interesse - also wie schwerwiegend ein Vorfall ist. Ein toter Mensch würde sichern nicht ignoriert werden, weil es ein Pudel war.
Natürlich gibt es über Kampfhunde sowieso eine gesellschaftliche Diskussion, so dass es durchaus sein kann, dass da auch mehr Aufmerksamkeit hingeht - weil es ohnehin Thema ist. Sobald ein wirklich schlimmer Vorfall passsiert, wird halt mehr hingeschaut. Siehe jetzt Österreich, oder England, oder damals, nach dem Tod von Volkan.
Kleinere Vorfälle gelangen selten in die Medien - über kleine Meldungen hinaus.
Über Polzeiberichte (WENN der Vorfall angezeigt wird und es einen Bericht gibt) gelangt die Sache in die lokale Presse, ggf. (selten) in die Agenturen und im nächsten Schritt, bei Vorfällen mit Hunden aber sehr selten, in die regionale und überregionale Presse.
Es sind fast ausschließlich Artikel in Lokalteilen (übers Internet halt weiter verbreitet) und meistens fast wortgleich - weil es eben nur der abgedruckte Polzeibericht ist, vielleicht noch bissel nachtelefoniert. Mehr Zeit ist doch für so was gar nicht - es gibt ja fast keinen lokalen Journalismus mehr inzwischen.
Ich würde nicht behaupten, dass es gar keine Bias gibt - auch bei einzelnen Personen. Auch bei denen, die die Polizeiberichte schreiben. Natürlich gibt es die - aber das kann sowohl in Richtung "böse Kampfhunde" als auch in Richtung "der Mensch ist schuld" gehen. Letzteres taucht tatsächlich häufiger auf, wenn man Hintergrundartikel zu dem Thema (also nicht die reinen Meldungen, in denen wird eher gar nicht eingeordnet, weil ja kaum Recherche stattfand) dazu liesst. Das liegt daran, dass Experten befragt werden, das sind idR Hundetrainer oder Tierärzte und die äussern sich eigentlich eher nicht so pauschal "Anti-Kampfhund" wie das gerne behauptet wird hier. Eher im Gegenteil.
Also, wenn man mit "den Medien" nicht die BILD meint - nein, es stimmt einfach objektiv nicht, dass es da eine deutliche oder gar irgendwie gesteuerte Tendenz Anti-Kampfhund gibt.
Was ich aus eigener Erfahrung weiß: Es ist unheimlich schwer, einen Bericht zu machen, wenn sich die Hundebesitzer nicht äussern möchten. Ich hab (als das damals losging) lange versucht, Hintergrund-Berichterstattung über die extrem hohe Kampfhundesteuer in Worms hinzubekommen, es wollte aber kein Besitzer eines Listenhundes vor die Kamera. Und ich hab vieles versucht. Keine Chance. Und meine Haltung war klar kritisch gegenüber der Steuer - ich war damals selbst davon überzeugt, dass die Listen ungerecht oder zumindest unzulänglich sind.
Inzwischen bin ich noch lange nicht pro Liste, aber auch nicht mehr klar anti. Übrigens kam das hauptsächlich durch das DF, und zwar durch die Art, wie hier schreckliche Vorfälle kleingeredet und alle (anderen) Hunde pauschal für gefährlich erklärt werden.
Heute arbeite ich nicht mehr in den Nachrichten oder der Landespolitik, würde aber auch sonst nur ungern zu dem Thema was machen wollen. Es ist ein undankbares Thema - und das Interesse der Redaktionen ist gar nicht da, wenn es nicht wirklich schlimm ist (toter Mensch).
Wir haben recht groß über die tote Frau in Ludwigshafen vor einigen Jahren berichtet (das war ein Kangal), das weiß ich noch. Ansonsten findet das Thema Hundeangriffe bei uns (regionales Fernehen/Radio) nicht statt.
Klar, wenn man nur googlet und dann die lokalen Meldungen für "die Medien" hält... und dann auch noch nur liesst was man eh lesen möchte, dann entsteht evtl. ein anderer Eindruck.