Beiträge von Schäferterrier

    Ganz ehrlich: Mich würde es zutiefst mißtrauisch machen, wenn ein so kleiner, angeblich ansonsten so perfekter und bequemer Hund im besten Alter so dringend weg muß

    Kommt mir auch ein bisschen komisch vor, zumal das in die Box sperren und darin allein lassen totaler Müll ist, das geht gar nicht und die eine Stunde Auslauf weil "keine Lust" ist auch mies.

    Aber ein Kleinsthund, der tiefenentspannt im übervollen Bus mitfährt, der passabel an der Leine läuft, frei im vollen Großstadt-Park läuft OHNE zu jeglichen anderen Hunden hinzurennen, der darüber hinaus bei Begegnungen freundlich ist und vermutlich auch nicht alles mögliche ankläfft (das hätte die TE bestimmt erzählt)... Das muss man doch auch erstmal hinkriegen, bei den meisten Hunden ist das ein Haufen Arbeit. Meiner würde das im Leben nicht mitmachen, und ich behaupte mal ganz frech, dass der eigentlich echt gut erzogen ist und ich mir wirklich viel Mühe gebe. Und diese Dinge hat die TE ja mit eigenen Augen gesehen.

    Worauf ich aber wirklich nochmal dringend schauen würde, ist die Gesundheit. Wann war der Hund zuletzt beim Tierarzt vorstellig? Wie sieht das Impfbuch aus? Welche Erkrankungen und Wehwehchen hatte er schon? Das alles mal erfragen und zeigen lassen. Im Zuge dessen kann ja auch gleich angekündigt werden, dass der Hund vor Verkauf (dann natürlich auf Kosten der TE) tierärztlich durchgecheckt werden soll - und das dann auch machen! Da kann man natürlich nicht alle Erkrankungen ausschließen, aber bekommt zumindest mal ein grobes Bild davon, wie es gesundheitlich um den Hund steht.

    Ich kann schon verstehen, dass du, liebe TE, sehr gerne über den rein positiven Weg arbeiten willst und nichts von Korrekturen hältst. Gerade auf Social Media wird einem das ja, wenn man in einer bestimmten Bubble unterwegs ist, immer wieder eingebläut: Positive Verstärkung ist viel langfristiger und effektiver, Korrekturen sind gewalttätiger Mist, mit dem du dir die Bindung vermurkst, und sowieso: positive Verstärkung ist der einzige verantwortungsbewusste, tierliebe Weg, um einen Hund zu erziehen. Klar, dass du als Hundeanfängerin und tierlieber Mensch, wenn du mit solchem Content in Kontakt kommst, das genau so umsetzen möchtest.

    Und jetzt bekommst du hier auf einmal die ganze Breitseite an "Setz jetzt endlich mal ne gescheite Korrektur!" ab. Das muss für dich erstmal ganz schön irritierend sein.

    Der Punkt ist halt, dass Social Media mit Vorsicht zu genießen ist. Mein Eindruck ist: Je bekannter ein Kanal ist und je mehr er polarisiert, umso extremer (und damit weiter entfernt von der Realität) sind die Ansichten. Da wird verallgemeinert bis zum geht-nicht-mehr, da wird die Moralkeule geschwungen, ein schlechtes Gewissen eingeredet, mit "Fakten" (die nur die halbe Wahrheit sind) um sich geschmissen und den Leuten auf ziemlich gemeine Art und Weise Angst gemacht, um sie von den eigenen Ansichten zu überzeugen. Gilt übrigens für die Extrem-Positiv-Fraktion genauso wie für die übertriebenen Aversivler.

    Meine Erfahrung zeigt (und ich glaube, dass mir da viele hier zustimmen können), dass die Wahrheit - wie eigentlich immer - irgendwo in der Mitte liegt. Klar kannst du dir mit falsch oder willkürlich gesetzten Korrekturen einiges vermurksen - aber ganz ohne Korrekturen funktioniert es in vielen Situationen und bei vielen Hunden auch nicht. Die Lösung ist, einen passenden, auf dich, deinen Hund und die Situation abgestimmten Mittelweg zu finden. Und ich glaube, da kann dir ein geeigneter Trainer wirklich gut helfen.

    Aber so nen kleinen 3-5 Kilo Chi kann man ja auch wunderbar fast überall mithin nehmen.

    Prinzipiell ja, vor allem wenn er wirklich so unkompliziert ist, da hast du Recht. Aber meine Erfahrung war bisher, dass es eben doch auch viele Momente gibt, in denen der Hund nicht so easy mit kann. Kino, Museum, Schwimmbad, usw.. Und diese Momente brauchen dann eben Organisation oder notfalls die Einsicht, daheim zu bleiben.

    Das ist für die TE vermute ich alles jetzt gerade kein Thema und vieles lässt sich dann auch irgendwie durch Fremdbetreuung o.Ä. lösen, aber ich finde es schon wichtig, darauf hinzuweisen, was man sich da ggf. über zig Jahre "ans Bein bindet" (meine ich gar nicht abwertend, mir fällt nur gerade keine bessere Bezeichnung ein).

    Also denkt ihr, dass man so einem Hund schon auch das Alleinebleiben beibringen sollte und ihm keinen Gefallen tut, wenn er einfach nie alleine sein muss?

    Das kommt darauf an, ob du wirklich immer (auch für z.B. 10 Minuten außer Haus) eine Betreuung gewährleisten kannst oder nicht. Prinzipiell macht es schon Sinn, es zumindest zu versuchen, ich würde mich aber wie gesagt darauf einstellen, dass der Hund das nie lernt. Und wenn du so einen Hund aufnimmst, muss dir einfach bewusst sein, dass du dich für die nächsten +/- 10 Jahre sehr einschränkst. Immer vorausplanen, immer eine Betreuung organisieren und wenn keine da ist, halt zwangsläufig daheim bleiben. Wenn du dazu bereit bist, warum nicht. Aber gerade, weil du ja in deinem vorherigen Tread meintest, dass du eigentlich gern wieder Kontakte knüpfen würdest (heißt für mich, dass der Wunsch, ab und an mal auszugehen und am Leben teilzuhaben durchaus vorhanden ist): Meinst du nicht, dass dich das eher mehr an Zuhause fesseln würde?

    Grundsätzlich kann ein Hund jeden Alters das Alleinsein lernen. Trainiert man ganz kleinschrittig und genau wie beim Welpen: Hund für ein paar Sekunden allein lassen und erst, wenn das zuverlässig klappt und der Hund entspannt bleibt, langsam auf 1 Minute, 2 Minuten, 3 Minuten, 5 Minuten usw. steigern. Das braucht Zeit und kann ziemlich zäh sein (UND man muss es regelmäßig auffrischen, gerade wenn man viel daheim ist), aber ich würde nicht sagen, dass der Hund das nur aufgrund seines Alters nicht mehr lernen kann. Aber es gibt Hunde, die lernen es einfach auch mit dem besten Training nicht. Und speziell, wenn der Hund ansonsten so tip-top erzogen ist, würde ich mal davon ausgehen, dass die Vorbesitzer schon einiges probiert haben, damit er es lernt - die Wahrscheinlichkeit ist also schon da, dass er einer dieser Kandidaten ist, die es nicht ler en und für den du im Zweifelsfall immer einen Sitter brauchst.

    Außerdem möchte ich bei so einer Problematik zu bedenken geben, dass du zwar jetzt gerade nicht arbeitest und selten ausgehst und dementsprechend selten vor dem Problem stehen wirst, dass der Hund eine Fremdbetreuung braucht. Aber so ein Chihuahua wird halt doch ganz schön alt. Was ist, wenn du in 5-10 Jahren doch arbeiten willst, vielleicht neue Leute triffst und mehr ausgehen willst, und der Hund dann einfach nicht allein bleiben kann?

    aber May ist nun mal noch sehr jung und die Katzen müssen ein wenig zurückstecken, das legt sich ja hoffentlich wieder.

    Das legt sich nur, wenn du jetzt eingreifst und deinen Hund entsprechend erzieht. Deine Vorstellungen eines superlieben Hundes, der "seine" Liegeplätze mit den Katzen teilt in allen Ehren, aber die meisten Hunde sind gnadenlose Opportunisten, die jede sich bietende Chance ergreifen, um sie zu ihrem Vorteil zu drehen. (Und du bietest deiner Hündin dafür gerade ganz schön viele Chancen.) Das ist nicht böse, sondern liegt einfach in ihrer Natur - und wird dementsprechend auch nicht besser, sondern viel schlimmer, wenn man nicht interveniert.

    Ich möchte außerdem noch darauf hinweisen (weil es glaube ich noch nicht gesagt wurde): Erst eingreifen, wenn deine Hündin hinterher will, ist zu spät. Ziel ist ja, dass sie die Katzen gar nicht erst anfängt zu jagen.

    Zum Jagen gehört aber neben dem Hetzen, Packen und Töten auch schon das Ausschau halten und Fixieren. Heißt, ich würde da schon ansetzen und das direkt unterbinden. Ist in der Regel auch einfacher und sanfter zu verbieten als wenn Hund schon voll im Jagd-Tunnel ist.

    Ich sehe das Hauptproblem darin, dass du mit positiver Verstärkung zwar erwünschtes Verhalten verstärken, aber nicht zwangsläufig unerwünschtes Verhalten unterbinden kannst.

    Heißt, du kriegst deine Hündin vielleicht dazu, sich, wenn sie die Katzen sieht, lieber zu dir zu wenden als hinterher zu gehen. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie je lernt, dass Katzen jagen absolut und indiskutabel verboten ist, sondern nur, dass es sich für sie mehr lohnt, die Katzen in Ruhe zu lassen. Solange du da bist und ein Auge drauf hast. Für mich wäre das im Alltag ein zu unsicheres Gerüst.

    Zudem hast du mit nem Hüti halt auch einen Hund, der schnell "on" ist. Heißt, wenn du da viel mit positiver Verstärkung arbeitest, kann es passieren, dass sich daraus ne super Verhaltenskette bildet: Hund sucht Katzen, Hund starrt Katzen an, Hund holt sich Leckerlie bei dir ab und sucht dann direkt wieder die Katzen, damit das ganze Spiel von Neuem losgeht. Dadurch werden die Katzen zu nem tollen Leckerlie-Automaten, den es immer im Blick zu behalten gilt und dein Hund bekommt mords Probleme, daheim abzuschalten.

    Ich würde das Katzen-Jagen schnellstmöglich und absolut rigoros unterbinden. Zum langfristigen Wohle des Hundes und insbesondere zur Sicherheit der Katzen. Du sagst, das ist "nur" spielerisch, aber a) wissen die Katzen das nicht und b) kenne ich durchaus Hunde, die auch in dem Alter schon ernst machen würden, wenn sie an das entsprechende Tier rankommen. Und vergiss dabei nicht, dass jedes Hetzen der Katzen für den Hund total selbstbelohnend ist. Je öfter du es nicht schaffst, das zu unterbinden, umso mehr festigt sich das Verhalten und umso schwieriger wird es, das jemals wieder raus zu kriegen.