Beiträge von Schäferterrier

    Stutzig macht mich da "mehrfach" gebissen. Einmal - ohne Frage - im Eifer des Gefechtes den falschen erwischt. Bei mehrfach frage ich mich schon, wie das kommt.

    Finde ich je nach Hundetyp nicht so ungewöhnlich. Manche Hunde neigen dazu, den eigenen Halter als Blitzableiter zu benutzen, wieder andere maßregeln den Halter, wenn sie von eben diesem davon abgehalten werden, an ihr eigentliches Ziel zu gelangen. Wenn da durch den vorangegangenen Streit der Hunde eh schon ordentlich Energie drin war, wundert mich das nicht.


    Könntest du das eventuell noch genauer beschreiben?

    Ich kenne mich mit dem Gos d'Atura nicht so aus, deshalb finde ich es schwierig, das zu vergleichen.

    Wenn du dir aber anschaust, wozu der Bergamasker ursprünglich verwendet wurde, wird vielleicht deutlicher, was ich meine: Die wurden ja sowohl zum Treiben als auch zum Schutz von Herden eingesetzt. Heißt, die mussten nicht nur wie der typische Hütehund ihre Herde im Griff haben, sondern auch auf einem recht weitläufigen Gelände potentielle Gefahren zuverlässig von ihrer Herde fernhalten. Das bedarf einem starken Territorial- und Schutzverhalten und der Eigenschaft, auch massiver Gegenwehr durch Raubtiere etc. standhalten zu können. Eine Kombination, die zu einem Hund führt, der sein Territorium und seine Menschen sehr kompromisslos mit allen Mitteln verteidigt, wenn er es für nötig hält. In diesem Sinne ist der Bergamasker also, wie pinkelpirscher schon sagte, ein Herdenschutzhund mitsamt der typischen Herdenschutzhund-Eigenschaften. Und das macht es

    solchen Hunden hierzulande schwer. Die dichte Bebauung und die hohe Menschen- und Hundedichte widersprechen einfach denen ihrer Genetik. Das führt dann schnell mal zu Problemen, die man einfach umgehen könnte, wenn man sich eine Rasse aussucht, die zu dem Leben hierzulande besser passt, anstatt einen Hund hierher zu verpflanzen, der aufgrund seiner noch sehr ursprünglichen Eigenschaften einfach nicht für das Leben als Familienhund in halbwegs bebautem Gebiet, mit Sonntagsspaziergängen, Hundefreunden und Restaurantbesuchen gemacht ist.

    wir haben nach wie vor einen Wohnsitz dort und für mich ist es unabdingbar, den Hund persönlich kennenzulernen

    Bedenke aber, dass die rassetypischen Veranlagungen und damit einhergehenden Probleme erst mit +/- 3 Jahren zum Vorschein kommen, und damit oft auch erst die Probleme. Einem Welpen kannst du nicht ansehen, wie er sich entwickelt. Was vielleicht eine Überlegung wäre, wenn ihr eh öfters unten seid: Pflegestelle werden und so die in Frage kommenden Welpen selbst sozialisieren. Aber...

    Als unkomplizierte Charaktere könnte ich diejenigen, die ich kenne, nicht beschreiben; teilweise ganz schön scharf, manche unsicher.

    Wenn dir der Lagotto zu scharf ist, dann lass vom Bergamasker die Finger. Die haben zwar oft ne längere Lunte, das stimmt, aber wenn die nach vorn gehen, sind die tendenziell deutlich ernsthafter und kompromissloser. Heißt, das ruhige, entspannte, freundlich-gelassene Wesen der Bergamasker u.Ä., das euch (vermute ich) so anspricht, ist nur eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist halt ein Hund, der, wenn er will, ziemlich gnadenlos nach vorne gehen kann.

    Und mit Unsicherheit musst du wie gesagt zwangsläufig bei jedem Junghund aus dem Tierschutz rechnen, was es halt zusätzlich schwer macht. Die Kombi aus "rassetypisch kompromisslos nach vorn gehen" und "Unsicherheit" ist einfach ne absolute Hausnummer. Das muss man einem selbst und der Sicherheit seines Umfelds zuliebe wirklich leisten wollen und können und das wird mit sehr, sehr großer Wahrscheinlichkeit kein unkomplizierter Hund.

    Ich sehe hier bei ausreichend Sozialisierung kein Problem

    einen Hund aus dem Tierschutz, nicht vom Züchter

    Ich sehe - aus meiner Erfahrung mit Tierschutz-Hunden - genau da das Problem.

    Ein Hund (und sei es ein Junghund) aus dem Tierschutz ist in aller Regel nicht gut sozialisiert. Und das ist nichts, was man mal so einfach aufholen kann, nur weil der Hund dann ja noch vergleichsweise jung ist. Ein Hund sammelt bereits im Mutterleib erste "Erfahrungen" (wenn man das so nennen kann). Wenn die Mutterhündin gestresst ist - was im TS häufig der Fall ist - dann überträgt sich das auf die Welpen, die dann später einfach schon aufgrund ihres körpereigenen Stress-Systems weniger stresstolerant sind als gut aufgezogene Züchter-Welpen. Zudem weißt du nicht, was da genetisch und epigenetisch mitkommt - die Elterntiere aus dem TS werden ja nicht geprüft, ob sie ihrer Rassebeschreibung entsprechen oder wie sauber sie mit Umweltreizen umgehen. Die Elterntiere können, wenn's blöd läuft, massive Verhaltensauffälligkeiten, Angst- und Aggressionsprobleme an die Welpen weitergeben. Und dann kommen die ggf. sowieso schon vorbelasteten Auslands-Junghunde wegen der Einfuhrbestimmungen normalerweise erst mit über 16 Wochen nach Deutschland, wo das wichtigste Lernfenster bereits geschlossen ist. Plus viele Hunde befinden sich genau da in ihrer spooky period. Das sind einfach denkbar schlechte Voraussetzungen, um später einen gut sozialisierten Hund zu haben, wie ihr euch das vorstellt.


    Ich bin absolut pro Tierschutz, ich arbeite im Tierschutz und ich habe selbst einen Auslands-Hund, den ich über alles liebe, versteh mich nicht falsch. Aber ich finde es wichtig, sich den Risiken bewusst zu sein, bevor man sich für einen TS-Hund entscheidet. Natürlich kann es gut gehen, ich kenne einige sehr unproblematische TS-Hunde, aber es ist halt dem Hund gegenüber nicht fair, darauf zu bauen, dass es gut geht, wenn der Hund nur gut genug sozialisiert ist. Weil das sind meiner Erfahrung nach insbesondere Junghunde aus dem TS, die ihr bisheriges Leben im Zwinger verbracht haben, nicht.


    Deshalb mein Rat: Schaut euch, wenn ihr wirklich so eine Rasse wollt, entweder Hunde der entsprechenden Rassen vom Züchter oder bereits erwachsene TS-Hunde auf Pflegestellen an.

    Denkst du das ist wirklich Rassenabhängig?

    Ich glaube schon, dass es für keinen Hund gut ist, der Nabel der Welt zu sein. Aber ich glaube auch, dass es Rassen gibt, die das naturgemäß besser aushalten können als andere. Wie gesagt, ich sehe das Problem halt im Grunde eher bei dem Ruhebedürfnis des Hundes. Wenn Hund auch mit wiederkehrender Aufmerksamkeit und Nähe zu den Haltern wunderbar zur Ruhe kommt, gibt es für mich keinen Grund, sich gezielt abzugrenzen - bei einem Hund, der dazu neigt, ständig hinterher zu dackeln und durch die Nähe zum Halter eben nicht entspannen kann, schon.

    Aber wenn man dann mit den Haltern redet kommt oft raus, das sie den Hund mega betüddeln und um ihn herum hantieren. Wo könnt's da liegen?

    Naja es gibt ja x Gründe, wieso es auch bei prinzipiell gut geprägten, unkomplizierten Hunden zu auffälligem Verhalten kommt. Wenn der Hund prinzipiell zur Ruhe kommt, sehe ich allein in der häufigen Ansprache kein Problem. Was aber natürlich zum Problem werden kann: Wenn ich meinen Hund so verhätschel, dass ich total inkonsequent bin, er keine Regeln und Grenzen kennt und keine Frustrationstoleranz und Impulskontrolle erlernen kann. Kurz: Wenn der Hund vor lauter Verhätscheln halt einfach nicht erzogen wird. Das ist dann aber wieder eine andere Baustelle als die reine Ansprache und Aufmerksamkeit, die der Hund bekommt.

    Ich glaube, das ist total individuell. Wichtig ist halt, dass der Hund zu Hause zur Ruhe kommt. Und manche Hunde können das von vornherein besser oder schlechter als andere. Das hat meiner Erfahrung nach viel mit der Rasse bzw. dem jeweiligen Hundetyp zu tun: Der Jagdhund wird drinnen eher mal tief und fest schlafen, während Mensch um ihn herumwuselt als der Hütehund, der dafür gezüchtet wurde, ständig jegliches Rumwuseln im Blick zu haben. Dementsprechend kann ich dem Jagdhund

    Hab gerade gesehen, zu früh abgeschickt. Was ich sagen wollte: Den Jagdhund kann ich eher mal betüddeln und er kommt trotzdem zur Ruhe als den Hütehund.

    Ich sehe das Problem also gar nicht prinzipiell in der Menge an Aufmerksamkeit, sondern vielmehr darin, dass man es manchen Hundetypen mit einer übermäßigen Aufmerksamkeit schwerer macht, zur Ruhe zu kommen. Und dass sich Schlafmangel in allerlei Verhaltensauffälligkeiten äußern kann, ist ja kein Geheimnis.


    Hier wird das übrigens so gelöst, dass ich unter der Woche Vormittags +/- 5 Stunden außer Haus bin. Da hat Hund seine Ruhe vor mir und schläft tief und fest, sodass ich mittags nicht mehr ständig darauf achten muss, dass ich mich abgrenze, nur damit er genug Ruhe bekommt.

    Ich glaube, das ist total individuell. Wichtig ist halt, dass der Hund zu Hause zur Ruhe kommt. Und manche Hunde können das von vornherein besser oder schlechter als andere. Das hat meiner Erfahrung nach viel mit der Rasse bzw. dem jeweiligen Hundetyp zu tun: Der Jagdhund wird drinnen eher mal tief und fest schlafen, während Mensch um ihn herumwuselt als der Hütehund, der dafür gezüchtet wurde, ständig jegliches Rumwuseln im Blick zu haben. Dementsprechend kann ich dem Jagdhund

    Nachtrag, weil ich nicht mehr editieren kann: Die andere Frage ist halt, mit welcher Einstellung ich als Halter*in meinem Hund begegnen möchte. Will ich mich ständig darauf fokussieren, was Hund falsch macht, um ihn dann zu korrigieren? Oder will ich mich vorwiegend darauf fokussieren, was Hund gut macht und das belohnen? Mir persönlich macht letzteres deutlich mehr Spaß und ja, ich glaube, dass diese Einstellung zum Hund vielleicht nicht die Bindung des Hundes an den Mensch, aber durchaus die Bindung von Mensch an seinen Hund langfristig beeinflussen kann.