Ich verstehe unter „wesensfest“ einen Hund, der unter Berücksichtigung seiner rassetypischen Eigenschaften angemessen auf Situationen reagieren kann.
Bedeutet zum einen: Wesensfestigkeit muss für mich immer anhand dessen, was für den jeweiligen Hundetyp als „angemessenes Verhalten“ gilt, beurteilt werden.
Klar ist, dass z.B. ein Terrier von Natur aus zackiger, vehementer und mitunter aggressiver auf den ein oder anderen Reiz reagiert als ein Bassett. Oder dass ein Border Collie von einer Masse an städtischen Reizen anders getriggert wird als eine Französische Bulldogge. Deswegen sind weder Terrier noch Border Collies für mich per se wesensschwächer als die anderen genannten Rassen.
Im Gegensatz dazu würde ich den Bassett, der innerhalb einer Sekunde vehement nach vorn geht, wenn ihm was nicht passt, durchaus als wesensschwach beschreiben. Oder ne Französische Bulldogge, die städtische Bewegungsreize so gar nicht verarbeiten kann. Oder nen Terrier, der die Standfestigkeit von Wackelpudding hat. Oder den Border Collie, der stumpf wie ein Stein ist.
Unsere Hundelandschaft ist da meiner Meinung nach einfach viel zu unterschiedlich, um alle Hunde mit derselben Messlatte zu messen.
Die andere Sache ist dann das „angemessen reagieren können“.
Es gibt für mich einen riesigen Unterschied zwischen einem Hund, der wegen mangelnder Führung und Erziehung unangemessen reagiert, und einem Hund, der tatsächlich nicht angemessen reagieren kann, weil das Nervensystem halt Achterbahn fährt. „Wesensschwach“ sind für mich nur die Hunde, die tatsächlich nicht können, und nicht die, die es theoretisch könnten, aber halt nie gelernt haben.
In diesem Sinne beschreibt Wesensfestigkeit für mich mehr das körperliche und psychische Potential, das der Hund hat, um rassetypisch angemessen zu reagieren, als das tatsächliche, beobachtbare Verhalten.