Zunächst kurz zur Dogge: Ich kenne zwei Exemplare. Von Weitem, weil die beide zwar mit Menschen nett, aber bei Hundebegegnungen echt problematisch sind.
Eine Hündin findet andere Hunde richtig doof. Also so doof, dass sie denen an den Kragen will. Da gab es schon einen Vorfall, der für den anderen Hund sehr unschön geendet hat.
Der Rüde ist eigentlich freundlich-interessiert, aber eben junghundtypisch stürmisch unterwegs. Er würde gerne auf jeden Hund zurennen, um mal Hallo zu sagen, egal ob das Gegenüber 2 oder 60 Kilo wiegt. Auch nicht prickelnd.
Und ja, wenn die richtig in die Leine gehen, dann ist bei beiden halt ziemlich vorbei mit Halten. Wir machen deshalb, wie die meisten Hundehalter, um beide Gespanne einen (sehr) großen Bogen, und die suchen ebenfalls das Weite, sobald sie einen anderen Hund am Horizont erblicken.
Also klar, Doggen sind an sich freundliche Hunde, die man mit dem richtigen Know how sicher ganz gut händeln kann.
Aber Fakt ist: Wenn da irgendwas schief geht oder der Hund irgendein Thema hat, das man nicht in kurzer Zeit easy wegtrainiert bekommt, dann hat man bei Hunden in der Größen- und Gewichtsklasse halt ein richtig dickes Problem. Ob man sich das als Ersthundehalter (oder überhaupt) antun möchte... hm.
Um dann auf deine Eingangsfrage einzugehen:
Grundsätzlich finde ich das Zeitmodell vertretbar, wenn der Hund gut allein bleiben kann und an den anderen Tagen genug Zeit für den Hund ist.
Wobei ich mit "gut allein bleiben" meine, dass der Hund das Alleinbleiben nicht nur ohne Bellen, Jaulen und Einrichtung zerstören aushält, sondern es ihm tatsächlich ziemlich egal ist.
Ich habe hier so ein Glücksgriff. Dem ist ziemlich egal, ob der 1x 4 Stunden oder 2x 4 Stunden allein bleibt. Solange er sich zwischendurch lösen kann und ansonsten auf seine Beschäftigung kommt, schläft er da eh. Allerdings hat das hier nicht viel mit der Erziehung zu tun, sondern vielmehr mit Rasse & Individuum.
Meine ganz subjektive und dadurch absolut nicht repräsentative Alltagsbeobachtung ist, dass sich eher unabhängige, etwas eigenständigere Charaktere, die nicht so viel Wert auf Sozialkontakt legen, leichter mit dem Alleinbleiben tun. Ich kenne in meinem Umfeld zum Beispiel keinen Terrier oder HSH, der Probleme beim Alleinbleiben hat. Pudel, Huskys, Labradore schon eher. Durch die richtige Rassewahl kann man da schon ein bisschen steuern.
Die andere Sache ist dann die Fremdbetreuung. Generell macht es da ein gut händelbarer Hund ohne Schutz- und Wachverhalten deutlich leichter.
Zum einen, damit der Sitter mit dem Hund sicher und unfallfrei auf die Straße gehen kann. Zum anderen, damit er überhaupt in die Wohnung kommt.
Mein Rüde, der mit Besuch wenn ich da bin kein Thema hat, lässt dank Wachverhalten zum Beispiel nur eine andere Person in die Wohnung, wenn ich nicht da bin. Und die kennt er von Welpenbeinen an. Ihn jetzt an jemand Neuen zu gewöhnen, wäre... sportlich. Das sollte man bedenken, wenn Sitter in Abwesenheit der Halter die Wohnung betreten müssen.
Das nächste sind dann die Öffis. Ich bewundere jeden Hund, der das stressfrei mitmacht.
Von einer passenden Größe mal abgesehen braucht es da meiner Meinung nach auch einen wenig reizempfindlichen, umweltsicheren, sehr freundlichen Hund mit echt langer Lunte. Mit nem Kandidaten, der im Zweifelsfall rumschnappt, wenn ihn mal jemand anrempelt, anfasst, ihm versehentlich auf die Rute tritt oder so wirst du da echt nicht glücklich.
Nichtsdestotrotz bleibt trotz einer passenden Rasse- und Welpenwahl das Risiko, dass irgendetwas halt nicht klappt.
Falls die Dogge nach dem Feedback hier eh raus ist, würde ich deshalb eher nach einem erwachsenen Hund aus dem innerdeutschen Tierschutz suchen.
Klar, da besteht auch immer das Risiko, dass irgendwas doch nicht so klappt wie erwartet. Aber die Chance, dass es klappt, ist ungleich höher, wenn der Hund schon einmal gut alleinbleiben konnte, sich schon einmal problemlos fremdbetreuen lassen hat, schon einmal gut Öffis fahren konnte und schon einmal stadterfahren war, als wenn man bei null anfängt und das alles erst beibringen muss.