Beiträge von Schäferterrier

    Hund hat hier zum Beispiel einen arschteuren Adventskalender bekommen. Gäbe es zwei Hunde, gäbe es natürlich auch zwei Adventskalender (weil will ich halt so). Bei drei, vier, fünf Hunden wär das allerdings allein schon finanziell für mich absoluter Irrsinn

    Was hat das mit Hundehaltung gerecht werden zu tun?

    Du könntest auch Trockenfutter in eine leere Klopapierrolle stecken, das hat denselben Effekt. Und wenn du den Hunden gar nichts gibst, ginge es ihnen keinen Deut schlechter.

    Äh, ja. Siehe hier:

    Gleichzeitig weiß ich aber natürlich auch, dass mein Hund hier ein absolutes Luxus-Leben weit über der reinen Bedürfnis-Befriedigung führt und dass es Hunden, die weniger verwöhnt werden, deswegen keineswegs schlechter geht. Ich mein, kein Hund führt ein schlechteres Leben, nur weil er keinen Adventskalender bekommt.

    Das eine ist es, den Hunden gerecht zu werden und das andere ist es, den eigenen Ansprüchen an die Hundehaltung gerecht zu werden. Das meinte ich.


    Ich bezweifele nicht, dass ich - mit dem passenden Umfeld, in der richtigen Lebenssituation - auch 5 Hunden gerecht werden könnte. Und dass diese Hunde alle ein tolles Leben führen würden. Nur, ich würde dann meinen eigenen, ganz persönlichen (für den Hund selbst natürlich, wie oben gesagt, völlig irrelevanten) Ansprüchen an Hundehaltung nicht mehr gerecht werden.


    Und das ist es eben, was glaube ich vielfach das "Wie wird man dem gerecht?" erzeugt: Weil neben dem allgemeinen Anspruch, den Hund artgerecht zu halten, eben auch oft die eigenen, ganz individuellen Ansprüche von sich selbst als Hundehalter mitschwingen.

    Ich frage mich nur ob es da eine Tendenz gibt, bei der man sagen kann, damit kann man als Anfänger leichter umgehen.

    Jein. Ich habe durchaus den Eindruck, dass die Hunde aus dem Süden (die halt häufig nen jagdlichen Einschlag haben) im Alltag oft einfacher zu händeln sind als Hunde aus Osteuropa, die oft einen Hüti-/Schäferhund-/HSH-Einschlag haben. Einfach, weil die meist weniger ein Problem mit Menschen haben, sondern mehr mit Jagdreizen und das ist in unseren Breiten für Anfänger oft einfacher, damit umzugehen.

    Zugleich bringt dir diese Tendenz aber eher wenig, weil es schlicht auf den einzelnen Hund ankommt (Thema: kein Direktimport bitte, Hund vorher intensiv kennenlernen!). Und auch darauf, mit was für einem Typ Hund du besser kannst (also verschiedenste Hundetypen kennenlernen gehen!)

    Dazu sollte tatsächlich der Begriff "Normalität", in Bezug auf Verhalten, also das, was normalerweise, üblicherweise als Verhalten gezeigt wird bei der Gesamtpopulation von Hunden ohne Übertypisierungen betrachtet werden.


    Dass bei bestimmten Selektionszielen Merkmale gehäuft (also signifikant verstärkt) auftreten, die bei einer Betrachtung der Gesamtpopulation nicht als normales, übliches Verhalten erscheinen, macht diese verstärkt bei diesem Selektionsziel gezeigten Verhaltensmerkmale nicht normal.

    Es ist ja ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, immer wieder neu auszuloten, wo die Grenze zwischen Normalität und A-Normalität liegt. Letztendlich ist Normalität aber vor allem eines: ein Spektrum.


    Ich kenne zum Beispiel einen Haufen Hunde, die dieses Verhalten in mehr oder minder starker Form zeigen: Schäferhunde, Terrier, kernige Hüter und allen voraus viele, viele Mischlinge. Nur, weil ein Großteil der Hunde dieses Verhalten nicht zeigt, heißt es nicht gleich, dass es anormal ist. Du kannst Normalität nicht allein anhand des Modalwertes festmachen. Wenn wir danach gehen, müsste es auch total anormal sein, männlich zu sein - weil über 50% der Menschen weiblich sind. Auch Minderheiten gehören zum Normalitäts-Spektrum.


    Davon abgesehen: Durch die Selektion auf bestimmte Rassen hin wurden alle Hunde mehr oder weniger stark verändert. Um einen Überblick über die ursprünglichen Verhaltensweisen eines Haushundes ohne Selektion zu erlangen, müsste man sich also das Verhalten von recht ursprünglichen, wenig überzüchteten Rassen anschauen. Und da sind doch einige Hunde dabei, die genau so ein Verhalten gehäuft zeigen. Um bei meinen Osteuropäern zu bleiben: Puli, Mudi, Kroatischer Schäferhund, die ganzen Osteuropäischen HSHs und deren Mixe neigen meiner bisherigen Erfahrung nach durchaus dazu, mal gegen den Halter zu gehen. Nicht alle, klar, aber als wahnsinnig ungewöhnlich würde ich das bei denen nicht beschreiben.

    Nicht mehrere VIELE. Das ist ein Unterschied.

    Aber wo ziehst du da die Grenze?

    Fragt man Leute ohne Hund, sind meist schon zwei oder drei Hunde "viele".

    Ich wiederum sehe - aus der Perspektive mit nur einem Hund - 4 Hunde als "viele" (obwohl ich keineswegs bezweifele, dass man in der passenden Lebenssituation auch 4 und mehr Hunden ein tolles Zuhause bieten kann).

    Und für wieder andere ist "viele" halt erst mit dem 10. Hund erreicht.

    Ich möchte meine Hunde nicht nur aufs Nötigste versorgt wissen, sondern ihre Bedürfnisse befriedigt wissen. Und sie sollen sich wohl fühlen.

    Bedürfnisbefriedigung würde ich sogar noch zu der rechtlich betrachteten artgerechten Haltung zählen. Aber ja, grundsätzlich stimme ich dir da zu.

    Hier dürfte gerne ein Zweiter einziehen, ein Dritter ginge je nach Lebenssituation schon auch noch, aber danach wäre bei mir auch Schluss. Einfach, weil ich wüsste, dass ich sie dann nicht mehr so verwöhnen könnte, wie ich es jetzt beim Ersten tue und gerne auch beibehalten möchte.

    Hund hat hier zum Beispiel einen arschteuren Adventskalender bekommen. Gäbe es zwei Hunde, gäbe es natürlich auch zwei Adventskalender (weil will ich halt so). Bei drei, vier, fünf Hunden wär das allerdings allein schon finanziell für mich absoluter Irrsinn.

    Gleichzeitig weiß ich aber natürlich auch, dass mein Hund hier ein absolutes Luxus-Leben weit über der reinen Bedürfnis-Befriedigung führt und dass es Hunden, die weniger verwöhnt werden, deswegen keineswegs schlechter geht. Ich mein, kein Hund führt ein schlechteres Leben, nur weil er keinen Adventskalender bekommt. Dass ich jedem meiner Hunde jedes Jahr einen Adventskalender kaufen möchte, befriedigt eher meine Ansprüche an Hundehaltung als die Ansprüche des Hundes...

    Wenn ich mir vorstelle, ich habe alleine 10-12 Hunde oder auch nur 5 oder 6 und einer wird davon richtig krank, dann kann ich ziemlich sicher sagen, dass ich allen nicht im gewohnten *oder einfach ausrechenden) Umfang gerecht werden kann.

    Das finde ich eine echt wichtige Unterscheidung, weil es halt doch irgendwie den Kern der Diskussion trifft. Die eine Frage ist ja, ob ich den Hunden ein (rein rechtlich betrachtet) artgerechtes Leben bieten kann. Eine ganz andere Frage ist ja darüber hinaus, ob ich den Hunden ein Leben bieten kann, das meinen individuellen Ansprüchen an Hundehaltung gerecht wird. Und das muss ja jeder für sich selbst entscheiden...

    Ich finde, die Frage ist auch, wo die Grenze zwischen "Vielhundehalter" und "animal hoarding" ist.


    Ob ich einem, zwei, drei, vier, fünf oder mehr Hunden gerecht werden kann, hängt natürlich irgendwo von den individuellen Voraussetzungen ab. Und genau so, wie es Leute gibt, die schon einem Hund nicht gerecht werden können, gibt es sicher auch andere Leute, die acht, neun oder zehn Hunden super gerecht werden können.


    Nichtsdestotrotz gibt es für mich definitiv eine Grenze, ab der ich sage, so vielen Hunden kann man nicht gerecht werden - vollkommen egal, wie die persönlichen Voraussetzungen sind und vollkommen egal, welchen Hundetyp man hat. Ich denke da z.B. an die über 140 Chihuahuas, die hier in der Gegend zuletzt aus einem Haushalt beschlagnahmt wurden. Das ist definitiv eine Anzahl, bei der ich sage, dem kann man selbst in einer Großfamilie mit 10+ Personen, die sich allesamt Vollzeit kümmern, niemals gerecht werden. Es geht (zumindest in meinem Universum, aber ich denke, da stimmen mir die meisten hier zu) schlicht nicht. Und das ist dann für mich eben keine "Vielhundehaltung" mehr, sondern "animal hoarding".


    (Wo diese Grenze zwischen "Vielhundehaltung" und "animal hoarding" ist, habe ich für mich übrigens noch nicht abschließend definiert.)

    Ausgiebes Stop und minimales Go in Verbindung mit Zeigen-und-Benennen und der Beschränkung auf reizarme 50-100Meter scheint wahre Wunder zu wirken. :hugging_face:

    Das klingt doch super! Dranbleiben, geduldig sein, dann wird das.


    Ich sehe da übrigens auch keinen deprivierten Hund. Einen altersentsprechend voll im Saft stehenden, sehr reizoffenen Jungrüden, der die Zusammenarbeit mit Menschen, das Einhalten von Regeln und Grenzen und ganz viele Umwelterfahrungen nicht lernen durfte und dadurch arg gestresst ist, ja. Vielleicht auch einen Hund, dessen Stress-System aufgrund seiner Herkunft einfach nicht gut funktioniert (und ggf. nie gut funktionieren wird).

    Aber genau solche Hunde sehe ich hier im Tierschutz zuhauf und das ist weit, weit weg von einem wirklich deprivierten Hund.

    Ich verstehe jetzt ehrlich gesagt nicht, wieso du jetzt hü sagst, wenn die/der TE sich jetzt für hott entschieden hat.

    Weil ich den Begriff "Spazierenstehen" eingebracht hatte und klarstellen wollte, dass damit nicht die Stop-and-Go-Technik zur Leinenführigkeit gemeint war.


    Bezüglich deiner anderen Anmerkungen glaube ich ehrlich gesagt, dass du meinen Beitrag falsch verstanden hast - weil ich bin absolut deiner Meinung. Außer eben, dass es bei so einem Hund bei mir kein Stop-and-Go, sondern vorerst nur ein Stop geben würde.