Mir war nur wichtig zu sagen, dass der Hund bei unserer Art des Kletterns aber nicht komplett allein gelassen wird, also es ist (auch wenn nicht mit voller Aufmerksamkeit) trotzdem immer eine Person unten bei ihm.
Ich habe hier ja auch einen Hund sitzen, der situativ ordentlich Territorial- und Schutzverhalten zeigt. Nicht immer, aber in bestimmten Situationen.
Das Ding mit solchen Hunden ist halt, dass sie in der Regel ganz arg viel Feedback vom Menschen brauchen, weil sie sich sonst in der Verantwortung sehen. Und das stresst einen Hund.
Bei meinem zeigt sich das zum Beispiel beim Gassigehen auf dem Feld: In 200 Metern Entfernung kommt uns ein Mensch entgegen. Hund nimmt die Person wahr, schaut kurz zu mir. Wenn ich ihm in diesem Moment verdeutliche, dass ich es auch gesehen habe und alles okay ist, widmet Hund sich wieder seinen Hundedingen und wir gehen ganz entspannt weiter. Übersehe ich dieses kurze Nachfragen aber (weil ich abgelenkt bin, kurz aufs Handy schaue, mich unterhalte oder so), dann übernimmt Hund. Heißt, der Kopf geht hoch, der Körper wird steif, er scannt die Gegend, lässt den potentiellen Feind nicht aus den Augen, droht schon auf Entfernung und hängt dann bei der direkten Begegnung mit 90%iger Wahrscheinlichkeit keifend in der Leine, weil er komplett überfordert und gestresst ist. Und das wird natürlich mit jedem Mal, das ich nicht reagiere, schlimmer. Hund ist ja schlau, der weiß irgendwann, in welchen Situationen ich abgelenkt bin. Wenn ich zum Beispiel mit einer Freundin Gassi gehe, dann ist Herr Hund per se schon mal gestresst, weil er merkt, dass ich eben nicht 100%ig aufmerksam bin, langsamer reagiere und er das dann übernehmen "muss".
Nur: Ich vermeide es aus genau diesem Grund eher, meinen Hund in diesen Stress zu bringen. Wenn das mal vorkommt, dass ich ihm nicht das Feedback geben kann, das er braucht, ja mei, dann manage ich halt mit Leine und er muss durch den Stress (so blöd es klingt) die paar Mal im Jahr einfach durch.
Bei euch klingt das für mich eher danach, als würde der Hund immer wieder über recht lange Zeiträume zwar gesichert, aber ohne das Feedback seiner Menschen auskommen müssen. Hier zum Beispiel:
weil das Klettern unser Leben ist
bis 6 Mal die Woche praktisch den ganzen Tag
Heißt, er wird wohl früher oder später lernen, dass er (mehrere Tage die Woche, über Stunden hinweg) mit dieser Verantwortung, für Sicherheit zu sorgen, allein gelassen wird. Mal abgesehen davon, dass das ein Stress wäre, den ich meinem eigenen Hund nicht antun wollen würde: Das sind denkbar ungünstige Voraussetzungen, um diesem Hund beizubringen, dass er eigentlich im Alltag nichts regeln soll. Weil es schlichtweg euer Alltag ist, dass er selbst regeln muss - und das funktioniert mit so einem Typ Hund einfach auf Dauer nicht oder nur unter erheblichem Stress für alle Beteiligten inklusive Hund.
Ich würde mir deshalb an eurer Stelle wirklich gut und realistisch überlegen, ob ihr euch so ein Leben für euren Hund wünscht, oder ob er in einem geeigneten Umfeld nicht besser aufgehoben wäre.
Ich will nur noch mal einwerfen- auch wenn es gerade vom Tisch zu sein scheint- eine Vermittlung wird nicht gerade einfach sein.
Da stimme ich zweifellos zu, es ist nicht einfach. Aber es wird noch deutlich schwieriger, je mehr Zeit vergeht, je älter und ernsthafter der Hund wird, je öfter er die Erfahrung macht, dass er zuständig ist. Ganz zu schweigen davon, wie schwierig es wird, diesen Hund zu vermitteln, wenn es im schlimmsten Fall doch mal einen Beißvorfall gab.