Beiträge von Schäferterrier

    Beim Spazierengehen ist das tatsächlich nicht so einfach, wir wohnen sehr ländlich und ich glaube es gibt hier keinen Weg der nicht etwa nach Fasahn, Huhn, Pferd, Hase etc riecht. Ich versuche mich möglichst nicht wirklich ziehen zu lassen, also bleibe immer wieder stehen wenn ich "gegenhalten" muss. Versuche auch mal nen Richtungswechsel, das ist ihr aber eher egal :D
    Es gelingt mir aber so git wie nie, dass wirklich "bei Fuß" also neben mir geht und kann auch bislang noch nicht wirklich vermeiden, dass sie mal links uns mal rechts ihrer Nase folgt. Mein Bestreben ist sie zu belohnen (Futter) wenn sie auf mein Ansprechen reagiert und mich dabei auch ansieht, oder wenn sie eben doch mal bei Fuß ist. Nicht jedes Mal wird dabei aber Futter gegeben, sondern manchmal auch einfach verbal gelobt. Ich muss mich dabei natürlich auch selber immer erinnern dabei konsequent zu sein. Manchmal hat man nicht so viel Zeit, dann bin ich z.B. wohl auch nicht so entspannt was immer wieder stehen bleiben oder Richtung wechseln angeht. Aber ich glaube ich konnte ihr in letzter Zeit besser begreiflich machen, das ICH bestimme wo wir langgehen und wie schnell :D

    Hm, für mich liest sich das alles noch ein wenig unstrukturiert. Das klingt so ein bisschen nach "von allem etwas, aber nichts so richtig". Kann es sein, dass dir da selbst noch die genaue Linie fehlt?


    Ich würde dir auf jeden Fall empfehlen, mal gedanklich zwischen "Orientierung" und "Leinenführigkeit" zu trennen.

    Deine Hündin ist, wenn ich das richtig verstehe, kaum an dir orientiert. Sie ist draußen sehr abgelenkt von allen möglichen Reizen und hat dadurch gar nicht so wirklich den Kopf frei, um Signale von dir wahrzunehmen und umzusetzen.

    Genau diese Orientierung ist aber die Grundlage für eine schöne Leinenführigkeit. Wie soll die Maus denn schön an der Leine laufen, wenn sie es noch gar nicht schafft, mit ihrer Aufmerksamkeit bei dir zu bleiben? Da braucht es eins nach dem anderen und nicht alles auf einmal.


    Ich würde deshalb erstmal nur an der Orientierung arbeiten. Bei meinem früher auch sehr außenorientierten Hund habe ich das zum Beispiel so aufgebaut:

    Zunächst habe ich ausnahmslos jeden selbstständigen Blick zu mir hochwertig belohnt. Also Hund gar nicht angesprochen oder so, sondern einfach normal Gassi gegangen, bis er mich zufällig mal von selbst angeschaut hat, und das dann sofort mit Käsewürfeln oder Ähnlichem belohnt. Anfangs ist das vielleicht 1-2x auf einem einstündigen Spaziergang vorgekommen, aber nach so nem Monat hatte er raus, dass es sich lohnt, ab und an mal zu Frauchen zu schauen.

    Erst dann habe ich angefangen, nach und nach auf eine variable Belohnung umzusteigen (also nur noch ab und an Leckerlies zu geben). Die variable Belohnung kann super effektiv sein - aber halt erst, wenn der Hund mal geschnallt hat, was er zu tun hat.


    Wenn die Orientierung mal sitzt, dann würde ich erst an die Leinenführigkeit rangehen und die nochmal ganz von Neuem aufbauen. Entweder mit einem neuen Halsband/Geschirr oder über ein neues Kommando, das dann nur genutzt wird, wenn du gerade ganz explizit an der Leinenführigkeit trainieren möchtest und da auch konsequent sein kannst.

    Und auch das würde ich dann nicht direkt draußen über einen längeren Zeitraum starten. Sinn macht es für mich eher, das zunächst im Haus oder Garten zu üben, damit sie erstmal das Prinzip Leinenführigkeit versteht. Nach und nach könnt ihr das dann mal 1, 2 Minuten lang zwischendurch beim Spazierengehen üben und langsam ausbauen.


    Die Methode, die für den Aufbau der Leinenführigkeit zu euch passt, müsst ihr selbst finden. Aber wichtig ist in jedem Fall, dass du eine genaue Vorstellung davon hast, was du haben willst. Soll sie Fuß gehen? Oder dich einfach nicht überholen? Oder soll sie nur nicht an der Leine ziehen? Je nachdem, was du da haben willst, musst du im Aufbau auch ganz andere Methoden anwenden.


    Im Alltag ist sie sehr anhänglich, also folgt mir eigentlich überall hin (inkl Toilette), auch wenn nur ich den Raum verlasse und der Rest der Familie nicht.

    Da würde ich entweder am Deckentraining arbeiten (also, dass sie lernt, daheim auf einem ihr zugewiesenen Platz zu bleiben) oder daran arbeiten, dass du sie körpersprachlich von dir wegschicken kannst. Ich persönlich bin Fan von letzterem, aber auch da gilt: Du musst entscheiden, was genau dein Ziel ist.


    Bei Besuch wird extrem viel gebellt und sie würde auch am Besuch hochspringen, wenn wir sie ließen. Das ist mir natürlich Besuchern gegenüber super unangenehm. Sobald es an der Tür klingelt geht sie steil.

    Das höre ich tatsächlich recht häufig von Corona-Hunden. Viele haben durch die strengen Besuchsregelungen damals nicht frühzeitig gelernt, wie man mit Besuch umgeht und sind dementsprechend aufgeregt und überfordert. Da würde ich ihr tatsächlich vorerst einen Bereich abtrennen (z.B. durch Kindergitter/Laufstall, notfalls auch durch Anleinen), von dem aus sie den Besuch zwar wahrnimmt, aber keinen direkten Zugriff hat. Sie kann ja dafür ein Kauteil oder Ähnliches bekommen, mit dem sie sich beschäftigen kann. So lernt sie vielleicht erstmal, dass Besuch sie sowieso nichts angeht.


    Mein Gedanke ist, dass in einer Schule/Verein vor allem auch die Begegnung mit Anderen Hunden und Menschen stattfindet und halte das für förderlich. Da wir die Welpen- Junghundeschule verpasst haben, fällt es mir aber schwer einzuschätzen wo oder wie wir jetzt am besten "angreifen".

    Alles in allem würde ich aber wohl erstmal eine Stunde Einzeltraining bei einem Trainer deiner Wahl in Anspruch nehmen. Jemand, der zu euch nach Hause kommt, sich das Ganze mal live anschaut und euch dann individuell berät. Wenn du dann trotzdem noch ins Gruppentraining möchtest, kann der dann auch einschätzen, welche Trainingsgruppe zu euch passen könnte.

    weis nicht ob der Vergleich angebracht ist aber in Asien ist es nicht unüblich, dass Einheimische und Touris andere Preise bezahlen, teils sogar eigene Kassen(schlangen) haben.

    Sowas Ähnliches läuft hier gerade an. Wer in der Region gemeldet ist, erhält sehr günstig eine Rabattkarte, mit der man z.B. kostenlos Öffis fahren und zahlreiche Freizeitangebote vergünstigt besuchen kann.

    Solange der Wohnraum, Sprit, Essen und selbst das Handwerk genauso teuer bleiben, ist das natürlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber immerhin, es tut sich was.

    Da scheine ich hier ja richtig Glück mit "unseren" Touris zu haben. Bislang habe ich die allermeisten als sehr nett und rücksichtsvoll erlebt. Klar, ein paar Ausnahmen gibt's immer, aber die gibt's auch unter den Einheimischen. Wobei man sich hier auch als Nicht-Ortskundiger nicht großartig in Gefahr begeben kann. Maximal Müll verteilen, aber da bin ich mir auch nicht sicher, ob das wirklich an den ignoranten Touristen liegt oder einfach daran, dass mehr Menschen auch ganz zwangsläufig mehr Müll verursachen.


    Was man zudem nicht vergessen sollte: Tourismus belebt das Stadtleben. Klar, muss man nicht mögen (manchmal nervt mich das auch), aber vorwiegend empfinde ich das als große Bereicherung. Ich habe dadurch nämlich quasi 2 in 1: Im Sommer ist Großstadt-Feeling mit vielen Veranstaltungen, Festen und Attraktionen angesagt, da gibt's immer irgendwas zu Sehen und Erleben, und im Winter kann ich trotzdem mein verschlafenes Kleinstadt-Leben (noch dazu an einem der schönsten Orte Deutschlands) genießen.


    Was mich eher stört, sind die echt hohen Lebenshaltungskosten und die Wohnungsnot, weil alles zu Ferienwohnungen oder Zweitwohnsitzen umfunktioniert wird und die Preise für Kaffee, Eis & Co. an zahlungskräftige Touristen angepasst werden. Und natürlich die Parkplatz- bzw. generell Verkehrssituation hier vor Ort. Aber naja, irgendeinen Preis muss man halt einfach zahlen, wenn man dort lebt, wo andere Urlaub machen. Ich würd nicht wo anders leben wollen.

    Und was hält die dann davon ab, Dinge zu tun, die sie sein lassen sollen? Also wenn sie Konflikte grundsätzlich annehmen?

    Den Hund so zu führen, dass es erst gar nicht zu Konflikten kommt, stelle ich mir praktisch unmöglich vor.

    Grundsätzlich kann man mit Terriern genauso über Belohnung und Strafe arbeiten wie mit jedem anderen Hund. Aber man muss eben auf dem Schirm haben, was für den Terrier eine Belohnung oder Strafe darstellt (und was ihm am Hintern vorbeigeht). Es gibt ja zig Wege, zu belohnen oder zu strafen, die über die eigenen Emotionen und zwischenmensch-hundliche Vibes hinaus gehen.


    Schwieriger ist eher, dass die meisten Exemplare noch dazu echt hartgesottene Kerlchen sind. Die lassen sich je nach Reiz nicht so leicht mit den üblichen Methoden der positiven Strafe hemmen und erst recht nicht dauerhaft. Also, geht natürlich schon irgendwie, aber nicht mit Methoden, die ich regelmäßig zur Erziehung anwenden möchte. Zumal der ein oder andere Terrier wenn es hart auf hart kommt durchaus dazu neigt, auch mal Zähnchen zu nutzen, um seinen Willen durchzusetzen.

    Da ich also im Zweifelsfall weder hartnäckiger noch stärker als das Terriertierchen bin, muss ich eben klüger sein. Anstatt in den Konflikt zu gehen, verkaufe ich ihm meine Interessen einfach sehr regelmäßig als seine eigenen.

    Da läuft ganz viel über positive Verstärkung und sehr, sehr hochwertige Belohnung sowie über Absicherung, damit er mit dem unerwünschten Verhalten nicht zum Erfolg kommt. Zum Glück ist meiner sehr verfressen, der tut zwar nichts für mich, aber sehr wohl für Käse-Snackies :D


    Langfristig erfolgreiche Arbeit mit einem Terrier funktioniert meiner Erfahrung nach am besten über freiwillige Kooperation. Die Zusammenarbeit muss sich für das Terriertierchen mehr lohnen als das unerwünschte Verhalten. Bei vielen Verhaltensweisen ist das machbar, bei manchen ist und bleibt das unerwünschte Verhalten halt reizvoller und da braucht es dann einfach Management. Absolut zuverlässigen Kadavergehorsam wird kein Terrier entwickeln.

    Weil Angst löst ein Anschiss ja nicht direkt aus, sondern eher so eine Störung des Gefühls, dass man gemeinsame "good Vibrations" hat. Und das will, denke ich, fast jeder Hund und eine Störung finden die halt blöd und vermeiden die möglichst, wenn die gemeinsame Basis passt.

    Genau das ist für mich ein Trugschluss. Nicht alle Hunde sind Konfliktvermeider. Sprechen wir von zielgerichtetem Verhalten, dann entscheidet ganz einfach die Motivation, ob ein Verhalten ausgeführt wird oder nicht. Und was ein Hund als motivierend empfindet, unterscheidet sich.


    Es gibt Hunde, da ist das so, denen sind die "good vibrations", wie du es nennst, total wichtig. Klar sind die dann motiviert, einen Konflikt (= "bad vibrations") zu vermeiden. Das ist doch der Inbegriff von will to please, dass der Hund diesen "good vibrations" eine wahnsinnig hohe Wertigkeit zuschreibt und sie eine dementsprechend große Rolle im Abwägeprozess für oder gegen ein Verhalten spielen.


    Aber genauso gibt es Hunde, die deutlich weniger positive Gefühle aus "good vibrations" ziehen und im Umkehrschluss auch wenig Probleme mit Konflikten/"bad vibrations" haben. Die gute Stimmung aufrecht zu erhalten ist für die also schlicht und ergreifend wenig motivierend. Im Abwägeprozess für oder gegen ein Verhalten spielt das bei so einem Hundetyp dadurch nur eine sehr geringe Rolle, ganz unabhängig der gemeinsamen Basis und Bindung.

    Du hast mit nem Golden Retriever einen Hund, dessen Genetik wirklich so gar nicht darauf ausgelegt ist, selbstständig Distanz zu anderen Lebewesen zu wahren und "einfach wegzugehen". Das diesem Hundetyp beizubringen ist oft ein hartes Stück Arbeit und da wirst du noch eine ganze Weile geduldig dran bleiben müssen.

    Einmal zum üben… Ich habe das Gefühl, dass ein reines Verbot langfristig nicht seine Unsicherheit löst…

    Das stimmt schon auch. Aber wenn du ihn immer wieder in für ihn unangenehme Situationen gehen lässt, für die er noch keinen Ausweg kennt, löst das seine Unsicherheit auch nicht. Eher verschlimmert sich die Problematik noch.

    Ich würde den Hund langsam an solche Situationen heranführen, und zwar immer in dem Abstand, in dem er ein selbstständiges Abwenden noch leisten kann. Die Distanz kann man dann nach und nach verringern.

    Anderseits sind wir oft mit Freunden im Garten und da finde ich es schade ihm die freie Bewegung zu nehmen, die er da eigentlich haben dürfte.

    Wenn die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, ihn in der Situation aber doch eh nur stresst und überfordert, was hat der Hund dann davon? Für den ist das ja gerade alles andere als schön, da frei rumzulaufen (und dann immer wieder zu den Menschen zu müssen, zu denen er eigentlich nicht will, weil ihm das seine Genetik leider so vorschreibt).

    Unser Verhalten ist es aber, das dem Hund das klarmachen muss. Und da kommt dann die Komponente dazu, dass es dem Hund wichtig sein muss, was wir wollen oder nicht. So wichtig, dass er sein eigenes Wollen dafür zurückstellt (Und hier spielt der Hundetyp mit rein, wie schwer das ist).

    Hm, für mich ist das irgendwie keine logische Schlussfolgerung. Hunde sind Opportunisten. Die machen, was sich für sie lohnt. Und da gibt es halt Hunde, die es für lohnenswert erachten, den Halter glücklich zu machen und welche, bei denen das nicht so ist. Das hat nichts mit Beziehung oder innerer Einstellung zu tun, sondern mit Genetik und Lerntheorie.


    Hunde, die eine gewisse Sensibilität und will to please mitbringen, für die kann so ein Ansatz ja wunderbar funktionieren. Aber was ist mit den Hunden, die keinerlei Vorteil darin sehen, es dem Halter recht zu machen, weil ein glücklicher Halter für sie einfach keine Belohnung darstellt? Aus Erfahrung mit einem halben Terrier: Bei so einem Typ Hund musst du an Dinge einfach anders rangehen als bei einem Hund mit will to please. Die kann man auch wunderbar erziehen - wenn man sich darauf einlässt, was sie als Belohnung empfinden. Sonst rennt man bei denen gnadenlos gegen ne Wand und dann heißts, das Terriertier sei schwer erziehbar.

    Ich würde den Kerl in jedem Fall auch schleunigst gesundheitlich auf den Kopf stellen. Und zwar wirklich gründlich. Gerade wenn sowas plötzlich auftritt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass da gesundheitlich was im Argen ist. Oder zumindest, dass da mal was gesundheitlich im Argen war, was das Verhalten ausgelöst hat.


    Das Problem mit ARV ist halt, dass es suchtähnlichen Charakter haben kann. Heißt, je öfter der Hund das Verhalten abspielt, umso mehr verfestigt es sich. Ihr habt da jetzt leider echt lang gewartet und dadurch wird es wahrscheinlich sehr schwierig, das wieder raus zu kriegen (falls es überhaupt möglich ist).

    Was ihr jetzt aber noch tun könnt, außer ihn medizinisch auf den Kopf zu stellen, ist, dafür zu sorgen, dass er das Verhalten möglichst wenig zeigt. Lässt sich das vielleicht vorerst verhindern, indem er nicht mehr in den Garten darf? Oder lässt er sich denn da irgendwie rausholen/abbrechen?


    Zudem würde ich mich zügig an einen Verhaltensspezialisten wenden. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die allermeisten normalen Trainer mit sowas gnadenlos überfordert sind, weil man da mit gängigen Trainingsmethoden oft nicht weiter kommt. Da braucht es wirklich kompetente Begleitung.

    Intensive Arbeit an sich selbst ist eine Vorausssetzung für die erfolgreiche Arbeit mit dem Hund.

    An sich und seiner Persönlichkeitsbildung zu arbeiten, heißt für mich, der Mensch zu werden, der man sein will und im Range der eigenen Möglichkeiten sein kann. Dann wäre das Ziel nicht, den Anforderungen von Aussen zu genügen, sondern sich als Mensch so zu finden, dass man in sich selber ruhen, bei sich sein kann.

    Dieser Zustand hat m.E. Auswirkungen auf die Umwelt und den Hund. Man wirkt authentisch und weckt Vertrauen, behaupte ich mal. Solchen Menschen schließt man sich lieber an.

    Hm, meinst du damit einfach, dass man mit sich selbst im Reinen sein muss, um erfolgreich mit dem Hund arbeiten zu können?